Gemeinderat, 25. Sitzung vom 28.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 106
Es gibt die Übernahme von Wiener Modellen im Bund, ich sage nur das Schlagwort Fair Pay, wobei ich nie sage, wir werden es zu Ende geschafft haben. Das ist kein Projekt, das man in einem Jahr abarbeitet, sondern das ist eine Strategie. Oder der Fairness-Prozess des Bundes, und natürlich auch international: Der Kultursommer wurde in Hamburg eins zu eins übernommen, allerdings mit dem Unterschied, dass es dort einen minimalen Beitrag als Eintritt gibt. Hier stehen wir zwar in einer anderen Tradition und es beweist sich sicher durch die Energiekrise, dass einfach viele Menschen jetzt nicht das notwendige Gerschtl, wie das so schön heißt, haben, um sich teure Eintrittskarten leisten zu können, aber trotzdem qualitätsvoll teilhabend erleben wollen.
Wie schlägt sich diese Politik im Budget nieder? Wir haben ein kontinuierliches Wachstum seit 2018, das ist natürlich nie genug, aber wir haben zumindest eine Erhöhung, ein Wachstum von 20 Prozent in den letzten 3 Jahren geschafft. Somit ist das Wiener Kulturbudget bei 285 Millionen EUR - und bitte führen Sie sich vor Augen, das sind 50 Prozent dessen, was der Bund insgesamt als Kulturbudget für das gesamte Land ausgibt, also das ist schon sehr beachtlich. Es ist rund 2 Prozent des Gesamtbudgets der Stadt. Das ist eine Marge, die ich unbedingt auch in schwierigen Zeiten erhalten möchte.
Was haben die Mittel bewirkt? Eben Fair-Pay-Initiativen, und da möchte ich sagen, eine flächendeckende Erhöhung in allen Sparten, aber nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern nach Arbeitsfeldern beziehungsweise -methodiken. Kleine und große Musikensembles wurden um 20 Prozent vermehrt gefördert, zum Beispiel die Erhöhung des Ankaufsbudgets für bildende Kunst, eine Aufstockung des Wiener Filmfonds um 1 Million EUR auf nunmehr 11,5 Millionen EUR - das ist eine der größten regionalen Förderungen überhaupt in ganz Europa.
Wir haben einzelne Arbeitssituationen in den Blick genommen. Die von Ihnen auch zu Recht oder vehement geforderten Arbeitsstipendien, die wir ins Leben gerufen haben und dann auch vom Bund eine Zeit lang übernommen wurden, haben wir als eigene Förderschiene institutionalisiert, sodass 84 Künstler jährlich durch Jurys ausgewählt eine jährliche Unterstützung bekommen. Das ist sensationell und das ist international wirklich ein Leuchtturmprojekt. Das Ganze ohne Verwertungsdruck, ohne hier sofort ein Produkt einzufordern, sondern um eben der Recherche, dem Proben, dem Experimentieren einen Raum zu geben.
In der Konsequenz, wenn wir über Fair Pay und Arbeitsbedingungen reden, müssen wir auch über Institutionen reden. Einfach nicht nur, weil sie in Gebäuden des 19. Jahrhunderts stattfinden, müssen wir ihnen auch zubilligen, dass sie sich erneuern und durch ein verändertes Programm auch auf stadtgesellschaftliche Entwicklungen reagieren. Daher gibt es auch eine Anhebung der Basisförderung der drei Wiener Stadttheater, der Großbühnen Volkstheater, Josefstadt und Theater der Jugend. Das sind drei wesentliche Säulen bei uns in der Wiener Theaterlandschaft und wir haben sie auf solidere Beine gestellt. Diesen Weg müssen wir aber auch in Zukunft fortsetzen, weil es auch dort viele Beschäftigte gibt, KünstlerInnen oder auch Freischaffende, die an diese Häuser angedockt sind.
Im Corona-Jahr 2021 - und das ist interessant, dass seitens der ÖVP das nicht erwähnt wurde, weil ich finde, dass das schon ein wichtiges Theater ist - gab es eine Sonderführung des Theaters in der Josefstadt, da lässt sich vieles dazu sagen. Da waren auch Schulden, die über die Jahre mitgeschleppt wurden, die sich durch eine nicht ausreichende Basisfinanzierung angehäuft haben. Hier haben wir schnell und rasch und gemeinsam mit dem Bund geholfen.
Wir haben aber auch in Infrastrukturen anderer Art investiert, zum Beispiel das Sigmund Freud Museum, das jetzt wieder eröffnet, saniert einem internationalen, aber auch lokalen Publikum offensteht, oder auch das Gartenbaukino, ein Juwel, über das seit 20 Jahren diskutiert wurde. Auch das haben wir in Angriff genommen und es konnte zur Viennale zeitgerecht eben auch saniert eröffnen. Die Programmkinos haben wir durch das Corona-Jahr 2021 durch Sonderdotierungen getragen. Wir haben die kleinen, auch die Breitenseer-Lichtspiele - bitte gehen Sie einmal da hin, das ist wirklich ein Juwel, auch wenn es ein kleines ist, aber es leuchtet im 14. Bezirk und es ist wirklich eine Freude, sich auch dort ein sehr ambitioniertes Programm anzuschauen. Diese Vielfalt macht es aus. Auch das Programm Kultur muss leistbar sein, weil es soziale Räume schafft, aber weil es uns auch Räume der Reflexion über den Ort, an dem wir jetzt sind, einfach ermöglicht.
Kultursommer wurde mehrfach erwähnt: Ein groß angelegtes, breit angelegtes Projekt, niederschwellig, wirklich von Nouveau Cirque, Zirkus, Kinderkultur bis hin zu Klassik, bis hin zum neuen Wienerlied. Hier finden Sie also berühmte Leute neben ganz unbekannten Menschen, die man entdecken kann, ein sehr divers aufgestelltes Board also, 50 Prozent Männer, 50 Prozent Frauen, 50 Prozent mit migrantischem Hintergrund, also ein Modell eigentlich, das mir sehr wichtig ist.
Die Ankerzentren - da möchte ich vor allem an die ÖVP-Fraktion wirklich noch einmal die Einladung erneuern: Wir haben ja diese kleine Ausflugsreise, zu der ich bewusst einladen möchte, weil sie einerseits unsere Kommunikation stärkt und sie auch wirklich vor Ort vor Augen führt, was diese Ankerzentren in ihrer Vielfalt bedeuten, und dann kann man erst auf Sachkenntnis aufbauend miteinander weitersprechen.
Das Konzerthaus wurde mit seinem Vermittlungsprojekt aber auch schon gestärkt gefördert und wir haben natürlich die enorm große, aber schöne und immer mehr ins Blickfeld rückende Großbaustelle des Wien Museums mit der Komplettsanierung, und das muss man erst einmal schaffen. Wir sind nach wie vor im Zeitplan und im finanziellen Finanzplan. Frau Sachslehner, ich weiß nicht, woher Sie andere Mitteilungen haben, wir halten Sie ja eh immer auf dem Laufenden. Wir sind eigentlich sehr stolz, wir werden das nicht in allen Bereichen so schaffen, aber hier glückt gerade etwas, und das darf man auch einmal anerkennen. Gleichzeitig macht das Wien Museum auch viel anderes: Es macht Ausstellun
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