Gemeinderat, 25. Sitzung vom 28.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 106
Es ist bei der Kunst im öffentlichen Raum so wunderbar, dass man, wenn man am Weg zur Arbeit oder am Weg zur Schule oder am Weg heim ist, über Kultur stolpert. Unsere Kulturstadträtin hat das einmal so treffend in einem Interview gesagt: Kunst muss ein Stolperstein in der Wahrnehmung sein. Und so stolpern wir in vielen Bezirken, an vielen Plätzen im öffentlichen Raum über Kunst und Kultur, und das ist einfach etwas Wunderbares, denn die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur öffnet unsere Horizonte, erweitert uns, bildet uns und sie wird nicht nur als Dekor verstanden, sondern eben auch als diese kritische Auseinandersetzung mit Inhalten.
Ich kann Sie, wie gesagt, noch einmal einladen, diese zu sehen, sei es auf der Website oder live. In Floridsdorf haben wir gerade ein wunderbares Projekt gehabt, das „Wetter von morgen“, in dem wir uns mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Die KünstlerInnen haben da wunderbare temporäre Projekte, die über ein Jahr noch zu sehen sein werden, an verschiedenen Hot Spots in Floridsdorf gestaltet.
Es gibt aber eben auch, und das möchte ich nicht unerwähnt lassen, den Themenbereich LGBTIQ. Ich bin sehr erfreut über die Präsentation des SiegerInnenprojekts von Ortmeyer und Kolbitz gewesen, der Entwurf Arcus wird uns da 7 m breit und 4 m hoch im Resselpark erfreuen. Einerseits soll es an das viele Leid erinnern, andererseits aber auch aufmuntern und aufrufen, dass wir weiter gegen Homophobie und Transphobie und gegen Diskriminierung auftreten. Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass wir in dieser Geschäftsgruppe immer auch einen großen Schwerpunkt auf LGBTIQ setzen, mit vielen Förderungen auch, sei es QWien, sei es im Wien Museum Neu, wo wir auch ExpertInnen herholen ...
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrte Frau Gemeinderätin, Ihre Redezeit ist abgelaufen. Bitte zum Schlusssatz zu kommen.
GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (fortsetzend): Danke, und über die Förderschiene Kulturkatapult auch Projekte sehr einschlägig bereitstellen. Es freut mich sehr, dass wir diese Schwerpunkte setzen, dass wir hier vieles im Rechnungsabschluss sehen und dass sich jedes Investment in Kultur doppelt rentiert, nämlich nicht nur finanziell, sondern auch, was die Gemeinschaft und die Stimmung in dieser Stadt betrifft. Deshalb möchte ich abschließend unsere gleich am Wort seiende Kulturstadträtin noch einmal zitieren: Kunst ist wie ein Lebensmittel, Kunst ist überlebensnotwendig für unsere Zivilgesellschaft. - In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zum vorliegenden Rechnungsabschluss in dieser Geschäftsgruppe. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Amtsführende Stadträtin. Ich stelle Ihnen noch die Redezeit von 15 Minuten ein. Bitte, Sie sind am Wort.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Liebe Frau Vorsitzende! Sehr geehrte GemeinderätInnen! Sehr geehrte Menschen via Livestream!
Ich habe Ihnen gut zugehört und das tue ich immer. Ich danke Ihnen vorweg, möchte ich gleich einmal sagen, es ist eine große Freude und Ehre, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen, mit Ihnen auch durch dieses Jahr und durch eine sehr, sehr herausfordernde Zeit zu gehen. Ich höre auch Kritik immer aufmerksam, ich entwickle meine eigenen Standpunkte, das ist richtig, aber ich glaube, gemeinsam tragen wir Sorge dafür, dass diese Stadt kulturpolitisch den richtigen Weg beschreitet. Und das ist ein langer Weg. Es ist ein Weg, der nie zu Ende gegangen sein wird.
Was bedeutet Kulturpolitik in Zeiten größter gesellschaftlicher Herausforderung und warum sind wir alle aufgefordert, auch in der Art und Weise, wie wir miteinander sprechen und wie wir uns austauschen, diesen Anspruch an Respekt auch beizubehalten? - Weil wir einer viel größeren Öffentlichkeit gegenüber, die verunsichert ist, verantwortlich sind, und zwar mehrfach, in so vielen Bereichen. Daher glaube ich, dass wir hier auch ein Vorbild in unserem politischen Tun darstellen müssen, und meine Rede bezieht sich darauf. Also warum tun wir das alles, was wir tun? Was wurde erreicht? Sie können mir glauben, ich bin immer auf dem Weg, deswegen weiß ich, was auch nicht erreicht wurde, glaube aber, dass wir hier einen guten Weg gehen.
Wie fügen sich diese Aktivitäten in eine stringente Kultur- und Wissenschaftspolitik? Wir sind natürlich auch hier, weil wir bedenken müssen, wie vielfältig und noch langewährend diese Auswirkungen von Covid 19 uns begleiten werden. Im Zentrum der Kulturpolitik steht die Schaffung exzellenter Rahmenbedingungen, eine gute Dotierung für eine wirtschaftlich gesunde kulturelle Landschaft, für gesunde Institutionen, für gesunde Subventionen und das gesamte Feld aller in diesem Bereich arbeitenden Menschen.
Ein wichtiger Punkt, auch in Zeiten, in denen wir immer wieder auch in unterschiedlichen Bereichen mit Publikumsschwund zu tun haben: Wir müssen neue Öffentlichkeiten schaffen und am Publikum arbeiten und die Zugänglichkeit zu Kunst und Kultur erleichtern. Ich glaube, wir können von einer kulturpolitischen Neuausrichtung und Neuorientierung, die seit 2018 eingeleitet wurde, sprechen. Es geht nämlich nicht nur um die Präsentation und die Produktion, das ist wichtig, aber es geht auch darum, künstlerische Arbeit als prozessorientiertes Arbeiten zu begreifen. Es geht um nachhaltiges und qualitätsvolles Produzieren. Und es geht um die Menschen, die in diesem Feld arbeiten. Es geht um Räume, das heißt, wir müssen Räume für das Publikum schaffen, dass sie in ihren Umgebungen eben auch kulturelle Institutionen vorfinden. Es geht auch um Kooperationen und Vermittlungsformate. Es geht letztendlich um die Teilhabe aller und ein Abbild dieser Gesellschaft, die diese Stadtbevölkerung auch ausmacht.
Dieser Weg, den wir gehen, der findet mittlerweile wirklich - was mich sehr freut, manchmal auch nervt, weil es im Moment sehr viel ist - auch internationale Beachtung. Ich werde zu vielen Konferenzen eingeladen, um diesen Wiener Weg der Kulturpolitik zu erklären, um zu beschreiben, was die Säulen sind.
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