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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 111

 

gibt es in Wien noch immer 136.000, und das ist fast oder nicht ganz die Hälfte. Da reden wir schon über viele, wenn zum Beispiel in Tirol die Arbeitslosigkeit um 38 Prozent gesenkt wurde, in Salzburg minus 40 Prozent, in Vorarlberg minus 25 Prozent, und das zweitschlechteste, das sozialdemokratisch regierte Bundesland, ist Burgenland mit minus 23 Prozent. In Wien sind es halt nur 18,9 Prozent, also kann die Politik nicht so super sein, wenn ich die ganze Zeit die rote Laterne habe. Das kann nicht so gut sein, was ihr da macht.

 

Am Ende des Tages sind knapp 50 Prozent der Arbeitslosen Frauen, und so sorgen Sie natürlich auch für Frauenarbeitslosigkeit, indem Sie die Beschäftigungszahlen nicht steigern können. Es sind jene Frauen, deren Berufstätigkeit Sie nicht unterstützen und Arbeitnehmerschutzmaßnahmen nicht einhalten. Ich habe eine besondere Frauenförderungsmaßnahme erkannt, und das ist halt der falsche Weg: Wir haben in der Zeitung letzte Woche gelesen, dass eine Frau in dieser Stadt, nämlich StRin Ulli Sima, 15.000 EUR bekommen hat, damit sie ein Foto mit Arnold Schwarzenegger machen kann. (Der Redner hält eine Zeitschrift in die Höhe.) Das ist Ihre Frauenförderung, die Sie für Ihre Stadträtinnen machen. Ich sage Ihnen eines: Auch in der MA 48 arbeiten viele Frauen, das wissen Sie auch ganz genau, und das ist gut so. Ich hätte die 15.000 EUR dafür eingesetzt, im Arbeitnehmerschutz tätig zu sein und diese Dusche für Frauen zu renovieren. (Der Redner hält ein Foto in die Höhe.) 15.000 EUR für ein Foto mit der Foto-Ulli, kein Geld für Arbeitnehmerschutz, für Maßnahmen für Mitarbeiter, für Hygienemaßnahmen.

 

Das ist ein Thema in der Stadt Wien, das wir immer wieder haben, und Sie kommen her und loben sich selbst ein Stück weg - zum Teil berechtigt, aber zu einem großen Teil auch unberechtigt. Das haben diese Zahlen bewiesen.

 

Ich finde es schade, dass Sie das Thema Arbeitsmarkt und Frauenpolitik gewählt haben und sich nicht herausstellen und bessere Zahlen für diese Stadt präsentieren haben können. Ich hätte mich gefreut, wenn Wien nicht das letzte Bundesland gewesen wäre, sondern das erste. Danke sehr.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke sehr. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos. Sie sind am Wort.

 

12.19.39

GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS)|: Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher und Zuseherinnen via Livestream!

 

Ja, guter Verdienst, ausgezeichnete Jobchancen, langfristige Karrieren - das ist, was einen erwartet, wenn man im MINT-Bereich tätig ist. Nichtsdestotrotz sind Frauen - das haben wir heute schon mehrfach gehört - in diesem Bereich massiv unterrepräsentiert. Wir sehen es, der Anteil an Frauen im Ausbildungsbereich Technik, Ingenieurswissenschaften an den Wiener FHs betrug zuletzt gerade einmal 25 Prozent. Das wirklich Spannende ist aber, das ist nicht überall auf der Welt so. Es ist zum Beispiel in Ländern wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten tatsächlich so, dass sich zum Beispiel dort der Frauenanteil bei 40, bei 45 Prozent befindet. Auch an der TU Wien kommen 40 Prozent aller Studentinnen aus solchen Ländern, in denen anscheinend Technik nicht so männlich konnotiert ist.

 

Genau das ist auch das Problem. Das Problem sind Stereotype, die sich noch immer in den Köpfen von Menschen befinden, teilweise zum Beispiel auch in den Köpfen von Eltern, von Pädagoginnen und Pädagogen - ganz oft unterbewusst. Es gibt Studien, die belegen, dass Mädchen bei Mathematiküberprüfungen bei gleicher Leistung schlechter benotet werden. Technik wird noch immer als etwas gesehen, das schweißtreibend ist, das schwierig ist und das definitiv keinen Spaß macht. Auch das Image des Nerds - Sie kennen dieses Image sicherlich, popkulturell auch in Serien, die ganz bewusst damit spielen - spielt ganz bewusst mit diesen Stereotypen, die ganz klar gebrochen werden müssen, damit wir den Frauenanteil in diesem wichtigen Bereich endlich auch heben. (Beifall bei den NEOS.)

 

Was es daher als Allererstes braucht - deshalb freut es mich wirklich ganz besonders, dass wir dieses Poststück hier heute haben, es wurde hier heute auch schon genannt, es wird sicherlich das Herausforderndste sein -, ist nämlich, Frauen zu sensibilisieren, zu motivieren, sich in diesen Bereich hineinzubewegen. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass wir mit dieser Stufe beginnen, mit dieser Sensibilisierungs-, mit dieser Motivierungskampagne, die ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen einbeziehen wird - ob es strukturelle sind, ob es individuelle sind, ob es betriebliche sind -, weil wir auch mit den Wiener Unternehmen bei der Kampagne schon ganz eng zusammenarbeiten werden.

 

Es sollen alle Rahmenbedingungen mit einbezogen werden. Warum? Auch das wurde hier bereits genannt: Weil wir uns zum Beispiel auch anschauen müssen: Wie schaut es denn mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus? Wie sieht es denn da im MINT-Bereich aus? Da gibt es sicherlich auch noch Luft nach oben.

 

Dann wird es ganz wichtig sein, in medias res zu gehen, nicht nur zu sagen, gut, jetzt haben wir sensibilisiert, viel Spaß, sondern es wird wichtig sein, ganz klar Unterstützung zu leisten. Deshalb haben wir gesagt, wir werden mit einer ganz speziellen Ausbildungsinitiative berufstätige Wienerinnen dadurch unterstützen, dass wir Studienplätze schaffen, im 1. Schritt 150, dann sukzessive aufbauend auf 300, womit Studienplätze geschaffen werden, die ausschließlich berufstätigen Frauen vorbehalten sind.

 

Auch hier sagen wir nicht einfach nur, gut, jetzt haben wir Studienplätze geschaffen, jetzt viel Erfolg und viel Spaß, sondern wir begleiten - und das auch wieder ganz eng mit den Wiener Unternehmen - berufstätige Frauen von Anfang an ganz eng. Ob es die Vorbereitungskurse sind, um sich fachlich auf das Studium vorzubereiten, oder - und das liegt mir vielleicht sogar noch ein Stück mehr am Herzen - dass wir Frauen eng dabei begleiten, wie ich denn mein Studium organisiere, wenn ich Familie habe, wenn ich einen Beruf habe, um gerade eben - auch das wurde schon genannt - die Job-out-Quote so gering wie möglich zu halten. Das halte ich für ganz, ganz wichtig. (Beifall bei den NEOS.)

 

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