Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 111
Aber klar, ein solches Studium muss man sich ja überhaupt erst einmal leisten können. Deshalb finanzieren wir unterstützende Stipendien, weil es natürlich Frauen gibt, die sich das nicht einmal ansatzweise überlegen, die ja nicht einmal auf die Idee kommen, ein Studium zu beginnen, weil sie vor den drohenden Einkommensverlusten große Angst haben. Deshalb werden wir auch ganz klar viel Geld in die Hand nehmen, um genau das zu bewerkstelligen.
Abgerundet wird diese große Ausbildungsinitiative - ich habe es schon genannt - von der engen Kooperation mit Unternehmen. Sie sollen Studierende ganz eng begleiten, damit am Ende auch ein reibungsloser Einstieg in den Arbeitsmarkt möglich ist, damit Frauen - und damit schließt sich auch der Kreis, und auch meine Rede - am Ende des Tages eines sein können, nämlich positive Vorbilder. Es wurde zum Beispiel auch der Wiener Töchtertag genannt - man kann dann Vorbild für die Mädchen sein, die zum Beispiel beim Töchtertag in den Betrieb kommen und sich das anschauen, denn Studien zeigen: 22 Prozent der befragten jungen Frauen interessieren sich für ein MINT-Studium, wenn es keine Vorbilder gibt. Wissen Sie, wie viele es sind, wenn es Vorbilder gibt? Dann sind es nämlich exakt 44 Prozent. Damit schließt sich auch der Kreis, und deshalb bitte ich auch um Unterstützung für diese großartige Ausbildungsinitiative. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Es sei dir erteilt.
GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich kann es kurz machen. Nach den Reden, insbesondere von Barbara Huemer, aber auch Martina Ludwig und anderen, glaube ich, muss man zur Förderung selbst nicht mehr allzu viel sagen. Dass es sinnvoll ist, gerade im Bereich technischer Berufe endlich auch als Stadt Wien Maßnahmen zu setzen, die dazu beitragen, mehr Frauen genau für diese technischen Berufe zu begeistern, ist selbstverständlich und auch längst überfällig.
Ich habe es zum Teil auch im Finanzausschuss nachgefragt und war nicht ganz glücklich mit der Antwort, aber was ich jedenfalls hoffe, ist, dass es sich nicht um eine reine Studienplatzfinanzierung handelt, wo dann zwar auf der einen Seite zusätzlich Studienplätze für Frauen geschaffen werden, wobei die dann frei werdenden auf der anderen Seite aber wieder von den Männern eingenommen werden. Das wünsche ich mir.
Und den anderen Punkt, den ich mir auch wirklich bei dieser Finanzierung wünsche, ist, dass insbesondere die Kampagne nicht eine Werbekampagne wie die sonstigen Werbekampagnen der Stadt Wien ist, sondern dann wirklich ganz gezielt Frauen angesprochen werden: Wie schafft man es als berufstätige Frau, in technischen Berufen mittels Fachhochschulstudienlehrgang Fuß zu fassen? Ich glaube, das ist total wichtig, und Arbeitsmarktprojekte dieser Art haben wir selbstverständlich immer unterstützt und werden wir auch weiter unterstützen, weil tatsächlich der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds in den letzten Jahrzehnten im Großen und Ganzen wirklich gute Arbeit geleistet hat. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich möchte aber vielleicht noch auf einen anderen Punkt eingehen, wo ich sozusagen ganz im Gegensatz zur FPÖ sehr glücklich bin, zwar die sich verändernde wirtschaftliche Bedrohungslage sehe, aber sehr froh bin, dass wir uns momentan noch in einem konjunkturellen Aufschwung befinden. Ja, sogar die Inflation ist unter anderem dem Konjunkturaufschwung geschuldet. Meines Erachtens hat die Inflation wirklich zwei ganz unterschiedliche Ursachen. Das eine ist die Spekulation, die vor allem die Energiepreise betrifft, und das andere ist, dass pandemiebedingt zum Teil Produktionsstätten zurückgefahren wurden. Dann wissen wir auch noch von Lieferkettenunterbrechungen, und so weiter, aber es ist vor allem die Auftragslage, insbesondere im Bau- und Baunebengewerbe, die die Inflation angebotsseitig in einer Art und Weise anheizt, dass die öffentliche Hand sich meines Erachtens sogar überlegen sollte, wirklich auf allen Ebenen eine Prioritätensetzung zu machen: Welche Projekte mache ich jetzt wirklich noch und ziehe ich vor und welche Projekte, insbesondere Bauprojekte, stelle ich hinten an, um nicht der Überhitzung des Baumarktes, also Bau- und Baunebengewerbe, noch mehr Vorschub zu leisten? Das läge auf der Hand und das ist neben der Möglichkeit des Energieeinsparens einer der zentralen Beiträge, die die öffentliche Hand in all ihren Bereichen - Bund, Länder, Gemeinden - leisten müsste und der wir uns verschreiben sollten. Ich würde mir auch sehr wünschen, dass die Stadt Wien sämtliche Bauprojekte, die momentan geplant sind, in der Pipeline sind, auf diese Auswirkungen noch einmal untersucht und hinterfragt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ein letzter Punkt, bei dem es um Arbeitsmarktprojekte geht: Neben der Wirtschaftsagentur, die auch das eine oder andere Arbeitsmarktprojekt gemeinsam mit der Wiener Wirtschaft macht, ist es vor allem der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds, der Projekte unterschiedlichster Art, Arbeitsmarktprojekte, gemeinsam ins Leben ruft.
Ich möchte auf ein Projekt eingehen, das zwar nicht unbedingt vom ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds gemacht wurde, wo ich mir aber tatsächlich denke, was nützt es, wenn die linke Hand intelligente Projekte macht und die rechte Hand sie abdreht. Da komme ich auf die Schafe, die als Langzeitarbeitslosenprojekt seit drei Jahren auf der Donauinsel geweidet haben. Ja, das war ein Arbeitsmarktprojekt. Es war vollkommen klar, dass sich dieses Projekt in einer Ausschreibung nicht gegen ein ganz normales Projekt durchsetzen wird. Aber warum machen wir denn Arbeitsmarktprojekte? - Genau, um langzeitarbeitslosen Menschen wieder auf die Beine zu helfen. Auch bei diesem Projekt waren sehr viele Frauen beteiligt, und ich finde es wirklich ausgesprochen schade, dass die soziale Kälte der Ulli Sima jedes Arbeitsmarktprojekt, wo auch immer Sima hingreift, wieder in den Boden stampft. In dem Sinn: leider, leider! (Beifall bei den GRÜNEN.)
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