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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 114

 

Nach zwei Jahren Pandemie ist es durchaus auch notwendig, die Situation zu evaluieren, Bilanz zu ziehen und auch in die Zukunft zu blicken. Das ist auch das heutige Thema: Wie sieht die Arbeitswelt für Jugendliche nach Corona aus?

 

Neben den vielen Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung und der Gestaltung neuer flexibler Arbeitsstrukturen wie zum Beispiel Arbeiten im Homeoffice benötigt die Wiener Wirtschaft dringend qualifizierte Fachkräfte, um den Aufschwung wieder mittragen zu können. Dadurch eröffnen sich für unsere jungen Menschen sehr vielfältige Möglichkeiten und Karrierechancen. Eine Basis dafür ist die bewährte Lehrausbildung mit dem dualen System, das europaweit bewundert wird und im Zusammenhang mit welchem wir auch immer wieder sehr viele Delegationen hier begrüßen können, die sich dieses System ansehen.

 

Rund 40 Prozent der Jugendlichen entscheiden sich für eine Lehrausbildung in rund 180 Lehrberufen. Auf Grund von Corona hat sich auch das eine oder andere Berufsbild verbessert. Es gibt Modernisierungen und Automatisierungen und ganz neue Entwicklungen, die heute auch schon angesprochen wurden und durch welche die Lehrausbildung attraktiver wird. Daran müssen wir noch arbeiten.

 

Ein Anreiz, den Weg einer Fachausbildung einzuschlagen, war sicherlich auch die seit Kurzem bestehende Aufwertung der Meisterprüfung mit der Möglichkeit des Führens eines Titels. Der herkömmliche Meister, den wir kennen, und der Bachelor sind gleichgestellt und entsprechen der Stufe 6 im Europäischen Qualifikationsrahmen. Auch das sind also durchaus positive Aspekte für junge Menschen, diesen Ausbildungsweg einzuschlagen.

 

Dennoch muss man mit einem Blick in die Gegenwart sagen: Es hat auch Verwerfungen durch Schulschließungen und durch Betriebsschließungen gegeben. Bedingt durch Corona gibt es bei den Lehrgängen der Jahre 2020 und 2021 handwerkliche Mankos und Wissensdefizite, die es aufzuholen gilt. In diesem Zusammenhang hat es eine Reihe von Maßnahmen seitens des Bundes, aber auch seitens des WAFF gegeben, auf die auch heute schon im Laufe der Debatte eingegangen wurde. Es sind also Qualifikationsmaßnahmen, Nachhilfekurse und Unterstützung in den Berufsschulen notwendig, aber auch eine entsprechende Unterstützung finanzieller Natur der auszubildenden Betriebe etwa für die Einstellung des ersten Lehrlings, aber auch für die Einstellung von Lehrlingen aus gewissen Berufsgruppen.

 

Positiv ist - und diesbezüglich sehe ich die Situation nicht so trist, wie sie hier manchmal schon geschildert wurde -, dass die Zahl der Lehrlinge dennoch beachtlich ist. Wir haben nämlich mit Ende 2021 exakt die Zahl an Lehrlingen wie schon 2019, und zwar 13.728. Es wurde hier heute auch schon eine andere Zahl genannt. Das lässt sich darauf zurückführen, dass bei der Zahl 17.000, die heute schon gefallen ist, die überbetrieblichen Lehrwerkstätten mit dabei sind. Hier haben wir sogar einen leichten Anstieg. Das Ziel ist es aber natürlich, die Auszubildenden in unseren Betrieben auszubilden. Das ist die optimale Form, die auch zielführend ist für die Weiterentwicklung des dualen Systems.

 

Bei all den positiven Aspekten und Tatsachen, die ich jetzt ganz kurz dargestellt habe, gibt es aber zwei wesentliche Aufgaben und Forderungen, die unerledigt geblieben sind, und daher wende ich mich diesbezüglich an die zuständigen Entscheidungsträger der Stadtregierung: Erstens geht es um die konsequente Durchführung einer groß angelegten und nachhaltigen Imagekampagne für Jugendliche, eine Fachausbildung zu ergreifen. Wir haben auch im Gesundheitsbereich heute schon Ähnliches debattiert. Zweitens geht es um die dauerhafte Entlastung der Ausbildungsbetriebe durch den Wegfall von bürokratischen Aufwendungen und eine finanzielle Entlastung durch den Wegfall der Kommunalsteuer auf Lehrlingseinkommen. Auch das habe ich hier bereits einmal thematisiert.

 

Diese genannten Maßnahmen schaffen einen weiteren Wettbewerbsvorteil für den Standort Wien und in der Folge auch Mehreinnahmen, welche diese Investitionen rechtfertigen.

 

Zusammenfassend gesagt: Die Arbeitswelt nach Corona bietet für junge Generationen eine Vielzahl von beruflichen Perspektiven und Chancen, davon bin ich persönlich überzeugt. Die Arbeitswelt ist digitaler und flexibler geworden, und auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde in so mancher Hinsicht verbessert. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Marina Hanke. Sie sind am Wort.

 

11.24.13

GRin Marina Hanke, BA (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Zuseherinnen und Zuseher im Livestream! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich möchte mich vor allem bei meinen beiden Vorrednerinnen bedanken, die jetzt eine sehr sachliche und, wie ich meine, ganz wunderbare Diskussion geführt haben, während die ersten Wortmeldungen zu diesem Thema, wie ich zugeben muss, zum Teil doch ein bisschen - wie soll man sagen - erratisch waren und es dabei um viele andere Dinge gegangen sind, nicht aber um das Thema unserer Aktuellen Stunde.

 

Ich glaube, es gibt in diesem Saal jedenfalls Einigkeit darüber, dass die Pandemie junge Menschen ganz besonders betroffen hat, und zwar auf psychischer Ebene, aber natürlich auch im Hinblick auf die Frage von Zukunftsperspektiven und Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Mein Kollege Benjamin Schulz und auch Kollege Konrad haben schon ausgeführt, dass wir als Stadt Wien seit Beginn der Pandemie einen sehr scharfen Blick auf den arbeitsmarktpolitischen Bereich gelegt haben und vor allem die jungen Menschen im Vordergrund hatten.

 

Ein paar Punkte möchte ich an dieser Stelle wiederholen. Warum? - Weil es mich ehrlicherweise ein bisschen geärgert und auch provoziert hat, wenn in einigen Redebeiträgen gesagt wurde, dass Sie das überhaupt nicht sehen und dass in Wien alles schlecht, ja furchtbar ist. - Wenn man in Opposition ist, kann man das machen. Wir reden hier allerdings von Millionenbeträgen, die wir ab Tag 1 der Pandemie zur Verfügung gestellt haben,

 

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