Gemeinderat, 13. Sitzung vom 22.09.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 118
gen im Wasser zu motivieren. In Wien gibt es neben dem Hütteldorfer Bad leider kein anderes Erlebnisbad mehr - das wissen Sie alle -, das Dianabad ist leider geschlossen worden. Für die Kleineren, die Babys fehlt überhaupt warmes Wasser und für Größere fehlt der Fun-Faktor. Es ist völlig unverständlich, warum die Stadt Wien sich nicht entschließen konnte, das bestehende, das gut genutzte, das zentral erreichbare und mit Warmwasser ausgestattete Erlebnisbad, nämlich das Dianabad, weiterhin zu betreiben. Es ist traurig und nicht nachhaltig, bestehende Infrastruktur aufzugeben, statt sie zu erhalten. Das Dianabad zu schließen, ist besonders schade, weil gerade Kinder und Jugendliche, die nicht sportlich sind, weil sie vielleicht sogar übergewichtig sind, niemals von einem Sportbecken mit kühlem Wasser angezogen werden. Dafür braucht es schon einen Ort, wo es nett für sie ist, wo sie etwas erleben können, wo sie mit ihren Freunden und Freundinnen Spaß haben, wo sie toben dürfen, ohne die Sportschwimmerinnen und Sportschwimmer zu stören, und solch ein Ort war das Dianabad. Und das Beste daran war, dass das Dianabad eben auch für kleinere Familieneinkommen finanzierbar war. Der Eintritt war leistbar, auch für Familien. Und wenn man mit zehn Kindern gekommen ist, war es sogar noch günstiger. Das hat dazu geführt, dass manche dort ihre Party gemacht haben, was ich als eine sehr sinnvolle Kinderparty empfinde.
Es gab dazu Petitionen von Kindern und Jugendlichen, die sich gewünscht haben, dieses Bad zu erhalten, und zwar von Kindern und Jugendlichen aus ganz Wien. Leider hat sich der Herr Stadtrat nicht dazu entschließen können, Verhandlungen mit dem Immobilienbesitzer aufzunehmen und eine gute Lösung für die Stadt, besonders für die Kinder der Stadt zu erreichen. Jetzt gibt es das nicht mehr. Wer warmes Wasser sucht, kann nach Oberlaa fahren. Das geht sich für die meisten Familien aber höchstens ein Mal im Jahr aus, weil Oberlaa zwar sehr schön ist, aber auch sehr teuer. Für Familien mit Neugeborenen, mit Kindern unter drei ist es noch schwieriger. Es gibt neben dem Babybecken im Hütteldorfer Bad keine öffentlichen Angebote, wo das Wasser so warm ist, dass Säuglinge und Kleinstkinder dort schwimmen lernen könnten. Selbst das Becken im Hütteldorfer Bad - für alle, die das kennen - ist sehr klein, es ist zu klein, um zu schwimmen, es ist schön zum Planschen, das wissen Sie alle. Auch da wäre es notwendig, ein größeres Becken zumindest tageweise wärmer zu halten, damit mehr Kinder schwimmen können. Die Kleinen frieren einfach zu schnell. Wer die Kinder, die Babys frühzeitig an Wasser gewöhnen will - im Sinne der Sicherheit und des Schwimmenlernens -, muss Geld in die Hand nehmen. Es würde der Stadt gut anstehen, diesbezüglich ein Angebot deutlich zu erweitern. Es tut den Babys gut und den Müttern gut, wenn sie sich regelmäßig im warmen Wasser bewegen.
Im Sinne der Sicherheit und der Gesundheitsvorsorge müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen den Besuch im Bad zu ermöglichen, damit sie sich bewegen und gesund bleiben und damit sie möglichst früh schwimmen lernen. Was hilft da am besten, um Kinder und Jugendliche zu motivieren, und vor allem, um die Eltern zu überzeugen, dass die Kinder regelmäßig ins Bad dürfen? Was hilft wohl am besten? - Na, leichte Frage, einfache Antwort: Wenn es gratis ist, natürlich. Gratiseintritt würde zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt beitragen, weil der Sport, die Bewegung dann das Familienbudget nicht mehr belastet. Deshalb bringen wir heute diesbezüglich einen Antrag ein, wie mein Kollege Ömer Öztas schon gesagt hat.
Arbeiten wir gemeinsam an der lustvollen Gesundheitsvorsorge, machen wir die Bäder gratis für Kinder und Jugendliche und investieren wir in zumindest ein öffentliches Erlebnisbad, damit auch die Kinder im Osten Wiens in den Genuss davon kommen! Investieren wir weiter in mehr Sportbäder, damit Schülerinnen und Schüler ausreichend Platz haben und den Schwimmunterricht auch in ausreichender Qualität bekommen und zum Beispiel hören, was ihnen die Lehrenden sagen, was in vielen Bädern, die übergenutzt sind, weil 30 Kinder eine Spur nutzen, nicht möglich ist.
Noch ein Erfolg wäre es, wenn auch Aquagymnastik für Ältere und Bewegungseingeschränkte in warmen Bädern ermöglicht würde, denn das ist im kalten Wasser nicht möglich, weil dann die Gelenke zu sehr weh tun.
Aus all diesen Gründen haben wir einen Antrag eingebracht, der diese Punkte behandelt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diesen im Sinne der Gesundheit der Stadt und auch in dem Sinne, dass Gesundheit und Spaß sich nicht ausschließen müssen, unterstützen. - Herzlichen Dank.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Janoch. Ich erteile es ihr.
GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener!
Für den heutigen Gemeinderat wurde ein spannender Schwerpunktgegenstand gewählt, nämlich die Wiener Bäder. Einige Sanierungen werden derzeit in Angriff genommen, und das finden wir gut und wichtig, aber auch im innerstädtischen Bereich gibt es dringenden Nachholbedarf. Darüber hinaus werden auch die Bädertarife erhöht, mein Kollege Harald Zierfuß ist bereits darauf eingegangen. Die Erhöhung finden wir natürlich weniger erfreulich, vor allem, wenn man um die Bedeutung dieser Sportart weiß. Schwimmen ist nicht nur ein Hobby, sondern eine Überlebenstechnik, und zwar eine unvergleichbare Überlebenstechnik. Im Zeitraum von 2009 bis 2018 starben in Österreich 31 Kinder unter 15 Jahren infolge eines Ertrinkungsunfalls. Mehr als die Hälfte der Opfer sind unter fünf Jahre alt, bei Kleinkindern ist das die zweithäufigste tödliche Unfallursache.
Schwimmen ist somit mehr als baden gehen. Immer mehr Kinder in Österreich können nicht schwimmen, und auch Corona hat diese Situation drastisch verschärft. An fast allen Schulen sind für die 3. Klassen die Schwimmkurse sprichwörtlich ins Wasser gefallen, doch Schulschwimmkurse sind essenziell. Daher hat die Stadt dafür Sorge zu tragen, dass Schulschwimmkurse an allen Schulen nachgeholt werden.
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