Gemeinderat, 12. Sitzung vom 29.06.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 103
zeigt auch der Maßnahmenkatalog des Jahres 2020 sehr deutlich. (Heiterkeit) Lachen Sie nur!
Ich dachte eigentlich schon, meine Rede wird heute besonders kurz, ich wusste nicht, dass Sie das so vehement zur Kenntnis nehmen, was es bedeutet, Sie 2020 als Feministin zu bezeichnen. Ein interessantes Thema, wir sollten vielleicht einmal überhaupt mehr Zeit verwenden, um in diesem Saal über Feminismus zu diskutieren, es wäre eine spannende Diskussion, die vielleicht das eine oder andere auch noch ans Tageslicht bringen würde, was wir ohnedies vermuten.
Aber halten Sie mich nicht davon ab, über die Maßnahmen des Jahres 2020 zu sprechen, die unsere Feministin, die Frauenstadträtin in dieser Stadt ist, hier letztes Jahr eingeleitet oder umgesetzt hat: Alle Maßnahmen zur Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt, die Koppelung von Frauenförderung an die Auftragsvergabe, der Ausbau von frauenspezifischer Beratung und Weiterbildung in Kooperation mit dem WAFF - alleine im WAFF in der Höhe von 10 Millionen EUR, Frau Kollegin Spielmann, 10 Millionen EUR alleine nur beim WAFF -, der Fokus auf Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung vor allem für Mädchen und Frauen, Wohnen für Alleinerziehende, neue Wohnmodelle, die uns auch international wieder als Role Model in den Vordergrund bringen werden, das Wiener Wohn-Ticket für Alleinerziehende, alle Initiativen zur Stärkung von Mädchen in Wien, an die 10 Millionen EUR zur Förderung von Frauenvereinen und alle Maßnahmen - das wurde heute hier auch schon erwähnt - im Rahmen der Frauengesundheit. Dass der Wiener Equal Pay Day 2020 am 11. November war, zeigt, dass Frauen in Wien 51 Tage gratis gearbeitet haben. In Österreich war er allerdings schon am 22. Oktober, das heißt, die Wiener Frauen haben zumindest noch ein bisschen den Vorteil, dass sie insgesamt 20 Tage mehr verdienen als alle anderen Frauen in Österreich.
PolitikerInnen in Wien, dieses Thema freut mich sehr, weil es hoch an der Zeit ist: Das Thema Gewaltschutz wurde heute hier auch von vielen Rednerinnen in den Mittelpunkt gestellt, ich freue mich sehr darüber, dass alleine die Stadt Wien in Zukunft 10 Millionen EUR für das Thema Gewaltschutz zur Verfügung stellen wird. Das ist ein Rekordbudget, das ist notwendig, das ist gut, und ich danke im Namen vor allem der vielen gewaltbetroffenen Frauen in dieser Stadt herzlich für diese großartige Initiative.
Wissen Sie, wo schon ein bisschen Unterschied ist? Ich freue mich auch darüber, dass der Bund hier endlich Budgetmittel zur Verfügung gestellt hat, etwas über 24 Millionen EUR, was mich aber noch mehr freuen würde, wenn wir endlich wissen würden, wofür diese 24 Millionen EUR zur Verfügung gestellt werden, denn derzeit, das kann ich Ihnen nur als Mitglied einer NGO sagen, wissen wir es leider noch nicht. Aber ich bin ja guter Dinge und stehe gar nicht an, wenn da was passiert, auch zu sagen, großartig, endlich gehen wir es gemeinsam an. Deshalb freue ich mich auch, dass der Bund in den letzten Wochen die Initiative ergriffen hat. Die traurige Wahrheit ist aber auch, dass Wien das einzige Bundesland in Österreich ist, das bisher die Vorgaben der Istanbul-Konvention erfüllt, was den Gewaltschutz, was den Opferschutz betrifft.
Das ist eben etwas, was nicht von heute auf morgen passieren kann, sondern das ist Ergebnis jahrelanger, jahrzehntelanger kontinuierlicher Arbeit für Frauen und für die Opferschutzarbeit in dieser Stadt. Ja, Feminismus ist eben nicht nur ein Begriff, ein Etikett, wie die österreichische Frauenministerin Raab sagt. Es macht eben einen Unterschied im Leben von Frauen, ob eine Feministin am Ruder ist oder nicht. Eine der ganz Großen, Johann Dohnal, ihr Name wurde hier heute schon erwähnt, Johanna Dohnal, die im Übrigen in den 70er Jahren auch hier im Wiener Gemeinderat als Mandatarin mit ihrer Arbeit begonnen hat, nicht ganz, sie war vorher noch Bezirksrätin, aber als Mandatarin, vor allem, was die Frauenpolitik betrifft, ist sie hier erstmals groß an die Öffentlichkeit getreten. Es war bereits Johanna Dohnal, die vor 43 Jahren im Jahr 1978 gemeinsam mit anderen das erste Frauenhaus Österreichs, nämlich in Wien, eröffnet hat, und das gegen ganz, ganz große Widerstände. Ja, Johanna Dohnal war eine so großartige Feministin, die vieles möglich gemacht hat, auf dem wir heute aufbauen können, auf deren Schultern wir heute stehen. Wir haben auf die Arbeit unserer Vorgängerinnen aufbauen können und haben sie fortgesetzt, aber auch weiterentwickelt. Dass wir nächstes Jahr das fünfte Frauenhaus in Wien eröffnen, ist so ein Beispiel, ganz, ganz großartig, auch dafür noch einmal von dieser Stelle ein ganz, ganz, großes Dankeschön.
Aber wir haben noch viel zu tun, gerade das Thema Gewalt gegen Frauen zeigt so furchtbar deutlich, wie viel wir noch zu tun haben, denn das beste Mittel gegen Gewalt an Frauen, ist wirkliche Gleichstellung, die gleichen Machtverhältnisse von Frauen und Männern - und davon sind wir leider noch weit entfernt. Das unglaublich hohe Ausmaß von Gewalt an Frauen ist nur möglich, weil die Rollenbilder nach wie vor so sind, wie sie sind, weil die Machtverhältnisse von Frauen und Männern nach wie vor so ungleich verteilt sind. Nur gleicher Zugang zu allen gesellschaftlichen Bereichen, gleiche Chancen für Frauen und Männer in unserer Gesellschaft werden letztendlich auch möglich machen, dass wir vielleicht irgendwann einmal keine Frauenhäuser mehr in unserer Stadt, in unserem Land, auf unserem Kontinent haben.
Lassen Sie mich als Abschluss - auch eine Punktlandung, wie ich sehe - jene Frau zitieren - bei der ich so stolz bin, dass auch ich die Ehre hatte, mit ihr zusammenzuarbeiten -, die so vieles möglich gemacht hat, nämlich Johanna Dohnal, die 2004 einmal gesagt hat. „Die Vision des Feminismus ist nicht eine weibliche Zukunft. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.“ - Zitat Ende. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Tatsächlich eine Punktlandung. Ich danke für die Desinfektion. - Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Schwarz, die selbstgewählte Redezeit ist 10 Minuten, die Gesamt
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