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Gemeinderat, 71. Sitzung vom 30.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 110

 

betrifft, internationale Trends. Um das auch präsentieren zu können, nutzen wir die Plattform der internationalen Bauausstellung der IBA 2022. Wir gehen aber mit unserer Offensive, auch was die Wohnbedarfsgründe betrifft, noch weiter. Ab morgen, dem 1. Juli 2020, führen wir „alleinerziehend“ als Wohnbedarfsgrund ein. Das bedeutet den Zugang für Alleinerziehende ohne Hauptmietvertrag zu allen Formen des sozialen Wohnbaus. Wir sind da auch ganz sicher noch nicht am Ende, sondern werden uns die Wohnbedarfsgründe auch noch in Zukunft weiter anschauen.

 

Auch bei Sanierungen, die sicher für die Betroffenen nicht immer einfach sind, stehen für uns die Bedürfnisse der Menschen im Zentrum. Wir haben das beim Projekt „Smarter Together“ in Simmering intensiv und mehrmals unter Beweis gestellt, einerseits vor Ort mit der Gebietsbetreuung Stadterneuerung, andererseits auch hinterm Rathaus im neuen Servicezentrum des Wohnfonds Wien. Wir achten natürlich darauf, dass all diese Sanierungen smart ablaufen, das heißt thermisch energetisch und das heißt niedrigere Energiekosten für die Mieterinnen und Mieter. Passend dazu bringen wir auch kontinuierlich Neuerungen für den Klimaschutz auf den Weg.

 

In der Bauordnungsnovelle 2020 gibt es die Solaranlagenverpflichtung, wir haben gegen die große Hitze unsere Verschattungsoffensive 2019 gestartet. Ziemlich smart ist auch in Zukunft die Art und Weise, wie die Wienerinnen und Wiener zu ihrem neuen Zuhause kommen, nämlich mit der digitalen Wohnungsvergabe. Das heißt, es gibt keine Wohnungszuweisung mehr, sondern die Wienerinnen und Wiener können sich das Angebot aller Wohnungen vom PC aus anschauen und selbst aussuchen. Daraus ergibt sich, Herr Kollege Kasal, natürlich auch eine andere Zählweise als früher, weil eben alle Wohnungen zur Verfügung stehen. Daher ist das auch nicht vergleichbar mit dem Quartal im vergangenen Jahr.

 

Apropos Digitalisierung: Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Digitalisierung große Chancen ermöglicht, wir haben das gerade in den vergangenen Corona-Krisenmonaten alle mitverfolgen können. Aber natürlich birgt sie auch Gefahren in sich, und da sind wir alle gefordert, dass wir niemanden im Zuge der Digitalisierung verlieren, dass wir vor allem die Frauen nicht verlieren. Deshalb haben wir von Anfang an bei unserem Frauenservicezentrum den Schwerpunkt auf die Digitalisierung gesetzt, wir haben dem Verein abz*austria, der sich vor allem mit dem Projekt „Digital bewegt in Wien“ niederschwellig an Frauen wendet, die diesbezüglich überhaupt keine Informationen und Erfahrungen haben, eine Förderung zukommen lassen. Außerdem gibt es eine sehr, sehr gute Kooperation mit dem WAFF, wenn es darum geht, Frauen digifit zu machen. Junge Mädels können bei uns im Frauenzentrum kostenlos Digi-Workshops wahrnehmen und sich so auch weiterbilden. Überhaupt hat sich dieses Frauenzentrum, das wir 2019 gemeinsam eröffnet haben, mittlerweile zu einer sehr, sehr wichtigen und vor allem sehr vielseitigen Anlaufstelle für alle Frauen und Frauenfragen entwickelt.

 

Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass sich Mädchen entsprechend entwickeln können, damit sie selbstbewusst durchs Leben gehen und sich auch alles zutrauen. Dabei hat natürlich die Schule einen sehr, sehr großen Einfluss. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und ich haben daher im vergangenen Jahr das Programm „Respekt: Gemeinsam Stärker“ initiiert. Wir wollten damit einen ganzheitlichen Ansatz schaffen und Schülerinnen und Schüler in ihren unterschiedlichen Herausforderungen, die sie überall haben, unterstützen. Wir haben uns auch nicht gescheut, außerschulische Expertise an die Schule zu holen, um gemeinsam erfolgreich zu sein.

 

Aus Mädchensicht gesehen ist es mir wichtig, dass sich die Mädels nach diesen Workshops und Seminaren auch noch vermehrt zutrauen, in den sogenannten frauenuntypischen Berufen, wie im technischen oder im wissenschaftlichen Bereich, tätig zu sein. Nur, das ist heute hier in der Diskussion schon gefallen, ganz wichtig sind vor allem die Vorbilder, damit man sieht, das hat schon jemand geschafft, das kann ich auch.

 

Wir bemühen uns sehr, diese Vorbilder in der Stadt Wien auch sichtbar zu machen, bei unterschiedlichen, sehr, sehr, guten Veranstaltungen, wie dem Frauenpreis, dem Hedy-Lamarr-Preis, dem Töchtertag, aber auch posthum bei Benennungen von Straßen und Gemeindebauten. 2019 hatten wir die Möglichkeit, im Rahmen von 100 Jahre Frauenwahlrecht auch dezidiert darauf hinzuweisen. Die Stadt Wien geht da natürlich selbstverständlich mit gutem Beispiel voran, alle Ausbildungen der Stadt Wien stehen sowohl den Mädchen als auch den Burschen offen, und ganz wichtig, mit gleicher Entlohnung und mit gleicher Karrierechance.

 

Die ungleiche Bezahlung von Frauen ist natürlich grundsätzlich ein sehr, sehr großes Thema und bleibt es auch, denn wir wollen selbstverständlich den gleichen Lohn für die gleiche Leistung, denn das alles ist eine Frage der Gerechtigkeit, das alles ist aber auch eine Frage der Sicherheit, und Sicherheit ist bei uns ein sehr, sehr wesentliches Thema. Das Frauenservice der Stadt Wien hat vor zwei Jahren eine Kampagne entwickelt, den Rettungsanker, den wir sehr erfolgreich umsetzen können. Nach den Wiener Bädern und nach den Wiener Linien konnten wir die Wiener Gewässer mit ihrem mobilen Inselservice dazugewinnen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dort wurden zusätzlich vom Frauenservice der Stadt Wien geschult und helfen jetzt Frauen, die Konfliktsituationen auf der Donauinsel erleben, sensibel, aber auch konsequent. Kommt es zu einer häuslichen Gewalterfahrung, dann stehen die Wiener Frauenhäuser mit Schutz und Unterstützung bereit. Um auch zukünftig den Bedarf dafür abzudecken, werden wir in Wien ein fünftes Frauenhaus errichten. Zusätzlich intensivieren wir den 24-Stunden-Frauennotruf, eine wirklich einzigartige und besondere Einrichtung, die gerade jetzt in den vergangenen Monaten ganz besonders viel erlebt hat und für viele Wienerinnen eine große Unterstützung war.

 

Stichwort Corona: Auch das wurde heute schon erwähnt, die vergangenen Monate haben uns definitiv vor Augen geführt, wie viel Arbeit die Frauen in unserer Gesellschaft leisten. 70 Prozent der Beschäftigten in den

 

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