Gemeinderat, 70. Sitzung vom 24.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 147
die die damals teuerste Bildungseinrichtung betroffen haben, hat natürlich die SPÖ auch einen sehr langen Weg zurückgelegt. Ich kann mich noch erinnern, in wie vielen Debatten die damalige Bildungsstadträtin Grete Laska verteidigt hat, dass der Kindergarten doch sehr, sehr teuer ist und dass es damals nicht möglich war - es war eine Forderung der ÖVP - ein Kindergartenjahr verpflichtend zu machen und das dann natürlich auch entsprechend gratis anzubieten. Und dann ist auf einmal alles gratis geworden.
Jetzt wird auch die Verpflegung gratis gemacht. Ich kann also nur hoffen, natürlich nicht zuletzt auch im Lichte einer schon im Dasein befindlichen Wirtschafts- und Finanzkrise, dass wir uns das halt alles auch auf Dauer leisten können. Das muss man natürlich auch sagen. Gratis heißt ja nicht, dass es kostenlos ist, sondern das muss ja irgendjemand aufbringen, und die Löcher in den Budgets werden auch Corona-bedingt entsprechend größer werden. Was mich als nachdenklichen Menschen aber schon sehr wundert, ist diese Widersprüchlichkeit, die bei der Linken, Rot und Grün, in vielen Bereichen und gerade auch hier im Bildungsbereich sichtbar wird.
Sie haben doch immer die Diversität, die Vielfalt. Sie tragen sie so wie eine Monstranz vor sich her und man denkt, Geschlechtsidentitäten sind so wie der Regenbogen Farben hat, und alle Lebensformen und alles muss divers und vielfältig sein. Eigenartigerweise wollen Sie im Bildungsbereich von Vielfalt überhaupt nichts wissen. Da wollen Sie die Gesamtschule, eine Einheitsschule, wo alle in den gleichen Schultyp gehen müssen. Jetzt haben wir wieder die Problematik bei der Nachmittagsbetreuung, dass natürlich die ganzen Lippenbekenntnisse, dass es Wahlfreiheit geben soll, einfach nicht gestimmt haben, dass Sie jetzt auch hier ein Modell verordnen wollen.
Sie machen es jetzt nicht, dass es nur dieses Modell gibt, aber Sie machen es natürlich indirekt über die Kostenfreistellung. Das ist einfach unsachlich und willkürlich, dass man hergeht und sagt, gratis ist nur die von Ihnen präferierte verschränkte Form und bei der offenen Form sollen die Leute weiter zahlen und die Wahlfreiheit besteht halt darin, dass man zahlen muss. Das ist einfach unsachlich, das ist Willkür und der Gleichheitsgrundsatz gilt im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung zwar nicht direkt, aber eine Gebietskörperschaft ist jedenfalls mittelbar auch an den Sachlichkeitsgrundsatz gebunden. Und ich finde kein einziges Argument, warum in der offenen Form weiter zu zahlen ist und in der verschränkten Form nicht zu zahlen ist.
Das ist einfach Ideologie pur. Sie sagen es ja relativ offen … Aber natürlich bietet die offene Form so viele Möglichkeiten. Dass man sagt, ein Mal in der Woche hat man die Möglichkeit, zu einem Verein zu gehen, das ist ja durchaus etwas, das auch wichtig ist. Es gibt auch Familien, wo es den Eltern auch wichtig ist, dass sie ihre Kinder selbst betreuen. Also dieses verordnete Modell - es gibt nur mehr die Verschränkung und sonst nichts - schränkt die Möglichkeiten der Familien ganz massiv ein. Das ist einfach etwas, was zu verurteilen ist, und das ist auch der Grund, warum wir da nicht zustimmen können, denn Sie verquicken hier eine Unterstützung für Familien mit purer Ideologie.
Wir haben uns aber jetzt auch vorgenommen, beim Schwerpunktthema ein bisschen so generell über Bildungspolitik zu sprechen, ich möchte es auch nicht übertrieben in die Länge ziehen. Interessant war jetzt schon diese schreckliche Corona-Zeit, die ja die Schulen vor ganz große Herausforderungen gestellt hat. Von heute auf morgen wird dicht gemacht und auch als Lehrer muss ich sagen: Das war auch für die Kolleginnen und Kollegen eine wahnsinnige Herausforderung.
Es sind ja nicht alle so computeraffin, und so weiter und jetzt ist da so viel geschehen und es sind Online-Kurse gemacht worden und es gibt eine Online-Möglichkeit, sogar auch live Vorträge zu halten. Es war für die Familien eine wahnsinnige Herausforderung und es war natürlich auch für die Schüler etwas ganz Ungewohntes. Jetzt ist diese Zeit Gott sei Dank vorbei, ich hoffe, dass das nie mehr wieder so sein wird. Es haben sich dann alle schon wieder auf die Schule gefreut: Die Lehrer, dass wieder normaler Unterricht stattfinden kann, die Eltern werden auch froh gewesen sein, dass beim Lernen jetzt wieder die Profis sind und auch die Schüler haben sich eigentlich wieder gefreut, dass sie wieder in die Schule gehen dürfen.
Es zeigt sich schon, dass bei aller Wichtigkeit der Digitalisierung der normale Präsenzunterricht durch nichts zu ersetzen ist. Man kann das also sicher ein bisschen ergänzen, aber man braucht den Austausch und es ist auch bei Sitzungen so. Natürlich, bevor man gar nichts macht oder nur schriftlich macht, kann man das online machen, aber im Endeffekt, das von Angesicht zu Angesicht, das in der Schule Stehen, das Beieinandersein, ist einfach ganz, ganz wichtig. Ich glaube, das sollte man auch bei den Kindern entsprechend sehen. Es ist auch auf den Universitäten wichtig, dass man da ist, dass es da einen Austausch gibt. Dass da jetzt manche ihre Zukunft nur mehr in der Fernuniversität sehen, ich glaube nicht, dass das ein guter Weg ist.
Insofern auch von dieser Stelle ein großes Danke an die engagierten Kolleginnen und Kollegen, die das Onlineteaching sozusagen aus dem Boden gestampft haben, ein Dankeschön natürlich auch an die Eltern, die hier mitgeholfen haben oder mithelfen mussten und natürlich auch an die Schülerinnen und Schüler, für die das irrsinnig ungewohnt war. Hoffentlich bleibt uns in Zukunft erspart, dass man den Schulunterricht auf diese Weise abwickeln muss.
Wir haben ja jetzt diesen Schichtbetrieb, dass nur die halbe Schülerzahl anwesend ist und da muss man schon sagen, das macht das Unterrichten und das Arbeiten irrsinnig angenehm. Es ist gar nicht so sehr die Zahl, sondern jeder Schüler hat einen eigenen Tisch und muss sich auch viel mehr auf den Unterricht konzentrieren. Es sind einfach die Möglichkeiten, abgelenkt zu werden, entsprechend geringer und das kann ich jetzt in diesen zwei, drei Wochen sagen, in denen das ist: Man bringt einfach viel mehr weiter.
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