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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 24.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 38 von 147

 

dern. Wir haben ein regelmäßiges Bildungsvernetzungstreffen. Bei nahezu allem, was ich dort erzähle, staunen sie mich an und sagen: Seit wann gibt es das? Aha, Summer Ding, wie viel kostet das in der Woche? - 50 EUR. Was? - 50 EUR, und das zweite übrigens 25 EUR, 75 EUR für 2 Kinder, inklusive Verpflegung. - Inklusive Essen? Eine ganze Woche? Was, lernen können sie auch noch etwas?

 

Das glaubt dir ja gar nicht jeder außerhalb dieses Bundeslandes, dass die Kindergärten das ganze Jahr offen sind, bei - was haben wir momentan? - 3,4 Schließtagen oder so ähnlich, und anderswo ist wochenlang zugesperrt. Jetzt wissen wir, wie alle bei Corona in Wien gekämpft haben. Das ist ein normaler Kampf in den Bundesländern mit Betreuungszeiten über das ganze Jahr gesehen.

 

Warum wollen wir übrigens die Ganztagsschulen? Da geht es ja nicht nur um die Entlastung, weil wir glauben, dass diese Schulform hilft. Wem hilft sie am meisten? Na dort, wo Eltern nicht nachhelfen können, dort hilft es am meisten, dort, wo zu Hause niemand sitzt, der dir helfen kann. Das sind halt viele. Manche von uns haben Glück gehabt und haben bildungsfernere Eltern und irgendein Zufall oder irgendeine Hilfe hat sie trotzdem da hergetrieben. Mein Volksschullehrer in der 4. Klasse kann viel dafür, dass ich etwas anderes gemacht habe, als meine Eltern machen durften. Manchmal brauchst du irgendjemand.

 

Idealerweise macht die öffentliche Hand so viel, dass alle Kinder eine Chance haben. Das ist der Plan. Diese Ganztagsschulen gibt es ja nicht jetzt abschließend und alle anderen kriegen sie nicht. Die Idee ist, dass die ausgebaut werden. Heuer sind es, glaube ich, 10 neue, im September haben wir in Wien 70 Standorte - 70 Standorte! -, nächstes Jahr sind es nicht 70, sondern vielleicht, sagen wir einmal, richtungsweise 80. Am Ende der nächsten Periode sind es über 100. Das wird ja ausgebaut.

 

Dementsprechend sind es immer mehr und mehr Kinder und immer mehr und mehr Eltern, die davon profitieren. Die Idee ist, dass dort jeder Schüler, jede Schülerin vom Unterricht profitieren. Es ist einfach schlau. Man muss wirklich immer als Beispiel nehmen: In Englisch gibt es nicht einmal ein Wort für Ganztagsschule, weil es keine Halbtagsschule gibt, weil Schule dort den ganzen Tag heißt, weil es so ist. Warum? Weil es schlau ist für die Kinder, weil es schlau ist für die Jugendlichen, weil es bei den Schülern und Schülerinnen etwas nützt.

 

Bei uns sagen viele: Ich will es herausnehmen, ich mache es selber. Bildungsstarke Eltern können das sagen, aber als Politik hast du nicht die Aufgabe, auf den Stärksten zu schauen, sondern auf diejenigen, die mehr Unterstützung brauchen. Das ist der Job - und Wahlkampf hin oder her - das ist, was Jürgen Czernohorszky macht, unter anderem mit dem, was heute vorliegt. Wenn so etwas nicht einstimmig durchgeht, muss ich eigentlich sagen: Weswegen nicht?

 

Gezwungen wird übrigens auch noch keiner, denn es kostet trotzdem viel Geld, und der Ausbau, bis wir dort sind, wo wir glauben, dass man sein soll, dauert natürlich trotzdem eine Weile. Also, die Wahlfreiheit in Wien - ich will nicht in eine Ganztagsschule gehen, wo ich nichts bezahlen muss -, haben wir eh weiterhin. Es muss niemand nichts zahlen. Es gibt da immer noch genug, auch Privatschulen. Wenn jemand dringend viel Geld für Bildung zahlen will, das ist leicht möglich. Ich weiß nicht, wie die alle heißen und wie viel sie genau verlangen, ich weiß nicht, welche die teuerste Privatschule in Wien ist.

 

Wir haben einfach insgesamt einen wahnsinnigen Bedarf: Schuljahr 2019/20, in der Volksschule 62.871 Kinder. Wenn man das jetzt mit unseren 20.000 Geburten rechnet, sind das demnächst, in ein paar Jahren, 80.000, für 4 Jahrgänge haben wir ungefähr je 20.000 Geburten. Wie die Zahl da angestiegen ist, über die Verjüngung der Stadt Wien, über die Anzahl der Geburten, die schon lange die Zahl der Verstorbenen übersteigt: Wien wächst auch ganz von selbst, von innen her.

 

Dieser Wurf heute ist einer der großen Würfe und daneben gibt es tausend andere Sachen zu tun. Wenn man es aber jetzt rein einmal aus Elternsicht sieht, gibt es, glaube ich, überhaupt nichts zu kritisieren, außer ich hätte gerne mehr davon. - Das versuchen wir mit zehn zusätzlichen Ganztagsschulstandorten pro Jahr umzusetzen. Das dauert eine Weile.

 

Ich habe mir die Tabellen von allen anderen Bundesländern geholt. Sie können sich ungefähr ausrechnen, wie oft es gratis ist. So ähnlich wie beim Gratiskindergarten spielt sich das ab. Es wäre mir einmal recht, wenn jemand kommt und mir vorrechnet, wie hoch die Kosten für eine Familie mit 2 Kindern von 0 bis 14 sind, die man in Niederösterreich oder in irgendeinem anderen Bundesland im Vergleich zu Wien ausgibt, allein diese Kostenersparnis und dann, was es für ein Kind bildungspolitisch bedeutet, dass wir derart viele Kindergartenplätze anbieten können und den Ganztagsschulbereich so fest ausbauen.

 

Das geht vollkommen in die richtige Richtung. Das Einzige, aber dies gilt ja überall: Besser ist noch besser als gut, und „eins plus“ ist besser als ein Einser bei den Schulnoten. Und ihr habt es überhaupt nur richtig und keinen einzigen Fehler gemacht, ist besser, als ihr habt es sehr gut gemacht. Ich glaube aber, wenn Jürgen Czernohorszky auch ein Zeugnis bekommen würde - nächste, übernächste Woche ist Zeugnistag, wenn ich das so richtig im Kopf habe -, in Worten wahrscheinlich ein gutes, in Noten ist es immer einfacher zu sagen, wird es wohl ein Einser sein. Insgesamt, damit ich noch irgendetwas mitnehme: Die rot-grüne Stadtregierung hat in der Bildungspolitik im Vergleich - und so läuft das in der Schule - ganz sicher ein „Sehr gut“ verdient. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner, und ich erteile es ihm. Bitte.

 

12.48.29

GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ)|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Wenn man ein bisschen länger in diesem Haus sitzt und eine Rückschau über zahlreiche Debatten betreibt,

 

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