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Gemeinderat, 65. Sitzung vom 28.02.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 73

 

Ich sage jetzt einmal, jeder kennt die Dreierregel: Drei Minuten ohne Sauerstoff, drei Stunden in der Kälte, drei Tage ohne Wasser, drei Wochen ohne Nahrung ist natürlich problematisch, dann ist es vorbei. Auch wenn in Wien, Gott sei Dank, die Wasserversorgung dadurch ausreichend ist, dass sie mit dem Druck auch ohne Strom funktioniert, wir da also in einer sehr glücklichen Lage sind, ist das das eine. Aber die Nahrung und die weitere Vorsorge, dass die Leute in der Öffentlichkeit auch nicht so viele Wege haben, sehe ich nicht gegeben. Das sagen auch die Studien.

 

Wie gesagt, am Ende kommt diese Information, Prävention, Unterstützung günstiger als dann die Versorgung von tausenden Kranken, Opfern. Das persönliche Leid möchte ich da gar nicht erwähnen. Daher sollten wir schon auf die alte Volksweisheit hören, auch wenn sie in diesem Fall nicht zutrifft, aber zumindest auf die Versorgung der Bevölkerung: Vorsorgen ist besser als heilen. Danke schön. (Beifall bei der DAÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

12.06.29

GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Auch ich möchte mich bei StR Hacker und seinem gesamten Team für das sehr professionelle Krisenmanagement bedanken. Ich habe schon einmal in diesem Haus erwähnt, dass gerade auch von Seiten des KAV der medizinische Direktor Binder hier wirklich sehr professionell auftritt, sehr klar kommuniziert. Das Wichtigste in der Situation, das haben Sie schon vorher erwähnt, ist jedenfalls 100-prozentige Transparenz und vollständige Information, denn was wir in dieser Situation jetzt brauchen, ist Vertrauen. Ich muss sagen, ich vertraue Ihnen in dieser Akutsituation, wie Sie mit dieser Situation umgehen, und halte es auch für wichtig, wie es meine Vorredner schon gesagt haben: Das ist nicht der Zeitpunkt, hier über Parteipolitik zu sprechen.

 

Es wurde schon öfter gesagt: keine Panik, aber sicherlich Vorsicht. Das Wichtigste, was wir im Moment auch machen müssen, ist, den Infektionsdruck zu senken. Das Positive, was man im Moment sagen kann, ist, dass es keine effiziente Mensch zu Mensch Übertragung gibt. Das ist einmal ein sehr gutes Zeichen, weil es bedeutet, dass die epidemiologischen Folgen hier in den Griff zu bekommen sind und im Moment auch im Griff sind.

 

Besonderer Dank geht vor allem auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wiener Krankenanstaltenverbund, die jetzt sicherlich auch einfach in einer Extremsituation sind. Das muss man immer wieder betonen, dass sich der gesamte Druck, der insgesamt ja in unserem Gesundheitssystem herrscht, in einer solchen Krisensituation noch verstärkt. Da ist es wirklich wichtig, hier jegliche Unterstützung zukommen zu lassen. Das bedeutet auch, dass absolut sichergestellt ist, dass jede Art von Sicherheitsausrüstungen, Masken, et cetera tatsächlich zur Verfügung stehen, denn dieses Vertrauen ist gerade hier bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Gesundheitspersonal extrem wichtig. (Beifall bei den NEOS.)

 

Wo es auch notwendig ist, Druck abzubauen, ist sicherlich im niedergelassenen Bereich. Ich höre in letzter Zeit öfters auch sehr besorgt, auch sehr stark im Bereich der Kinderärzte, dass natürlich sehr besorgte Eltern kommen, die sagen: Mein Kind hat Husten, Schnupfen - etwas, was in der jetzigen Grippesituation ganz normal ist. Und das ist ja die Problematik, dass der Coronavirus gleichzeitig in der Grippesaison auftritt, quasi am Höhepunkt der Grippesaison, wodurch die Gesamtbelastung für das System entsprechend groß ist.

 

Ich finde es gut, dass es jetzt auch zusätzliche Unterstützung geben soll, vor allem für jene, die in Hausquarantäne sind, weil das eine tatsächliche Entlastung im System ist. Trotzdem ist es wichtig, die Information auch in der Bevölkerung sehr klar und transparent zu regeln, damit nicht jeder sofort zum Arzt läuft, weil natürlich die Gefahr einer Verbreitung und letztendlich auch die Gefahr dieses Reflexes - mein Kind hat Husten und Schnupfen, und ich renne jetzt sofort zum Arzt - zu einer extremen Überbelastung führt. Wir dürfen nicht vergessen - ich erwähne das ja immer wieder, auch bei den Kinderärzten -, wir haben 80 bis manchmal 100 Patienten pro Tag. Und dieser Druck ist enorm.

 

Das heißt, wir sollten auch aus dieser Situation lernen. Das, glaube ich, ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Für uns sollte dieses Thema der Krise letztendlich auch eine Chance sein, aus der Krise zu lernen, denn ich habe es gesagt: Bei der Akutsituation bin ich davon überzeugt, dass die Stadt mit allen Institutionen in dieser gesamten Versorgungskette diese Situation sehr gut meistern kann, aber wir müssen natürlich schon auch ein Stück weiter denken.

 

Und dabei ist mir das Thema der Prävention extrem wichtig. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Wir haben gegen einen sehr häufig auftretenden Virus, nämlich den Influenzavirus, einen Impfstoff. Das haben wir. Wir haben den Luxus eines Impfstoffes. Was wir aber nicht haben, ist eine Bevölkerung, die aktiv diese Chance nutzt, nämlich sich Grippeimpfen zu lassen. Und das hat viele Gründe.

 

Ich glaube, was wir in dieser Situation auch langfristig lernen sollten: Passen unsere Versorgungsstrukturen zum Thema Impfen, oder sollten wir die ändern? Es kann nicht sein, dass wir den Luxus einer Impfung haben, aber die Durchimpfungsrate österreichweit unter 9 Prozent liegt und in Wien sogar noch niedriger. Sie ist über die Jahre sogar gesunken. Das ist eine Situation, die ich gesundheitspolitisch als sehr bedenklich bezeichnen würde. Da ist es schon wichtig, die bestehenden Barrieren aufzubrechen, verschiedenste Kammerinteressen aufzubrechen und zu sagen: der Patient im Mittelpunkt, Prävention im Vordergrund. Das bedeutet, es muss das gesundheitspolitische Ziel sein, dort, wo wir Impfstoffe gegen einen Virus haben, dort, wo wir den Impfstoff gegen den Influenzavirus haben, das auch entsprechend einzusetzen.

 

Das muss auch eine Lektion sein, die wir aus dieser Situation, aus dieser Krisensituation lernen. Das bedeu

 

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