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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 29.01.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 99

 

de Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 16, 53 bis 56, 64, 60, 61, 63, 48, 49, 27, 28, 41, 44, 1 bis 4, 6, 7, 9, 10 und 12. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.

 

11.32.35Es gelangt nunmehr Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Zuführung von Mitteln an den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds zur Finanzierung der weiteren Geschäftstätigkeit. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlung einzuleiten.

 

11.32.56

Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Und ich bitte um Zustimmung zum eben referierten Poststück.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Handler. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.33.11

GR Klaus Handler (DAÖ)|: Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Kurz: Worum geht es in dem Poststück? Es geht um die Förderung des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, um 30 Millionen EUR. Grundsätzlich ist es die alte Schwerpunktdiskussion, man kann sich da aber kurz halten, denn ich glaube, das werden alle als sinnvolle Maßnahme sehen, die Weiterbildung in Jobs sichert, Arbeitsplätze ermöglicht, den Mitarbeitern eventuell auch einen Karrieresprung. Also ich selbst habe die Erfahrung vor vielen Jahren einmal gemacht, dass ich bei einem Fonds, dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds eine Schulung gemacht habe, die anschließend zu einem Karrieresprung geführt hat.

 

Also ich kann mich da wirklich sehr kurz halten: Alles in allem sind diese 30 Millionen EUR sehr gut investiert und erhalten daher unsere Unterstützung. - Danke schön.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich war etwas überrascht.

 

So, als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile ihm das Wort. - Bitte schön.

 

11.34.16

GR Markus Ornig, MBA (NEOS)|: Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

 

Ich war auch ein bissel überrascht, aber okay. Wir werden auch zustimmen. Ich selbst hatte ja das Vergnügen, zwei Jahre lang selbst im Beirat zu sitzen, mir ein Bild der Arbeit dort zu machen. Dort arbeiten sehr, sehr viele engagierte Menschen, es wird oft auch intensiv diskutiert. Also es sind Vertreter der Wirtschaftskammer dort, es sind Vertreter der Industriellenvereinigung dort, und bei den meisten Themen ist das dann immer so die Grunddiskussion, ja eh, aber was ist jetzt: Wie schaffen wir es, mehr Lehrlinge in die Unternehmen zurück und raus aus der Ausbildung - die hauptsächlich in Wien ja leider Gottes zu einem großen Teil noch überbetrieblich passiert - zu kriegen. Wir haben in Wien tatsächlich, das ist ein Alleinstellungsmerkmal, extrem viele Menschen in der überbetrieblichen Ausbildung in der Lehre. Böse Zungen könnten jetzt sagen, das schaut dann natürlich in der Statistik immer gut aus, weil man weniger arbeitslose junge Leute hat.

 

In der Realität - das weiß ich als Unternehmer und jemand, der Menschen, die aus dieser Ausbildung kommen, schon eingestellt hat - ist es tatsächlich so, dass die sich sehr schwer tun, auch nach der überbetrieblichen Ausbildung, weil es natürlich immer ein ganz anderer Zugang ist, ob ich direkt in einem Unternehmen mit einer normalen betriebswirtschaftlichen Aufgabe bin, wo ich auch merke, was es überhaupt bedeutet, was es heißt, in einem Unternehmen zu sein, das täglich oder monatlich seine Rechnungen zahlen muss, das gut wirtschaften muss, und so weiter. Die überbetriebliche Ausbildung ist natürlich eine ganz andere Nummer. Ohne das wertend zu sagen, stimme ich den Diskussionen - damals auch im Beirat - zu und möchte sie hier auch führen. Es ist immer noch eine Aufgabe, über die leider viel zu selten diskutiert wird, junge Menschen, nicht nur junge Menschen, vor allem auch Betriebe zu motivieren, mehr Lehrlinge aufzunehmen. (Beifall bei den NEOS.)

 

Genau da muss ich ansetzen. Es gibt immer diesen Mythos, ein junger Mensch, ein Lehrling ist eine günstige Arbeitskraft. Ein Lehrling ist niemals eine Arbeitskraft! Jeder Arbeitgeber hat die Verpflichtung, einen Lehrling auszubilden. Ja, der kann kleine Tätigkeiten, im Idealfall auch große Tätigkeiten ausüben, das kommt ganz auf den Lehrherrn an, aber er ist keine Arbeitskraft und schon gar keine billige Arbeitskraft, denn Unternehmer haben die Aufgabe, Lehrlinge in unserem dualen System auszubilden.

 

Da gibt es leider oft einen völlig anderen Zugang in der Erwartungshaltung und leider auch einen falschen Zugang, wie wir mit den Förderungen herangehen. Wir haben ja im WAFF zwei verschiedene Förderungen, der WAFF fördert sowohl die Arbeitgeber, dass sie Prüfungen machen, um Lehrlinge auszubilden, aber auch die Lehrlinge selbst werden gefördert, indem das Unternehmen unterstützt wird, wenn es Lehrlinge aufnimmt. Alles tolle Förderungen, in Wirklichkeit kann man jetzt banal sagen, eine Lehrlingsausbildung ist sozusagen schon fast gratis.

 

Die Frage ist dann immer: Warum passiert es nicht? Das möchte ich einmal ganz offen in diesem Haus diskutieren und würde mir tatsächlich gerne einmal die Zeit nehmen, dazu Ihre Ansichten zu sehen. Warum finden wir eigentlich keine Lösung, wenn man sagt, okay, ich habe einen Mitarbeiter, den kann ich als Unternehmen zu meiner zukünftigen Fachkraft ausbilden, ich habe einen jungen Menschen, dem ich einen Job geben kann, und alle Stellen, alle Beteiligten eigentlich ihr Bestes versuchen? Die Unternehmen schreien, ja, wir haben keine Fachkräfte, wir haben viel zu wenig Leute, die noch in die klassischen Berufe reingehen, wir haben einen Mangel. Wir haben in Österreich, aber auch in Wien, einen Fachkräftemangel. Die Herausforderung ist für alle gleich, es tun alle ihr Bestes, aber wir finden keine Lösung. Das heißt, irgendetwas ist falsch.

 

Jetzt gibt es noch ein Thema, das ich noch gerne ansprechen würde, dann bin ich mit den Lehrlingen schon fertig: die duale Ausbildung. Wir haben die Herausforderung, die Menschen werden in Berufsschulen geschickt, die kommen aus dem Polytechnischen Lehrgang oder sind Schulabbrecher oder was auch immer, sie werden

 

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