Gemeinderat, 2. Sitzung vom 10.12.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 106
Ein ganz anderes Thema ist das Homeoffice - Kollegin Olischar hat es vorhin kurz angesprochen: Mittlerweile wünschen sich 70 Prozent der Menschen hybride Arbeitsformen. Was bedeutet das für uns? Das bedeutet für uns, dass wir ein Umdenken starten müssen. Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, diese hybride Arbeitsform auch auszuleben. Wir haben Möglichkeiten, dass wir Müttern, die alleinstehend sind oder in Teilzeit arbeiten, durchaus Karrierechancen eröffnen können. Wien braucht aber im Hinblick auf die Unternehmerlandschaft auch einen weiteren Blickwinkel. Wir müssen hier auch neue Herausforderungen im Blick behalten. Zum Beispiel gilt es, verstärkt den Fokus darauf zu legen, dass Wien auch weiterhin als Unternehmensstandort attraktiv ist. Es darf durch die geänderten Rahmenbedingungen nicht zu Abwanderungen kommen. Hier braucht die Stadt eine umfassende Strategie und muss für dementsprechende Werbung sorgen. Was macht die Stadt, um neue Geschäftsmodelle zu unterstützen? - Da fehlen mir einfach Ihre Konzepte.
Kollege Gara hat vorhin in seiner Rede von einer Testumgebung, die wir schaffen müssen, gesprochen. Da wundert es mich, dass wir diese Sandboxes, ich glaube, Sie kennen das, Sie wissen, was das ist, nicht in Ihrem Programm finden, denn aus meiner Sicht wären diese Sandboxes eine gute Gelegenheit, diese Testumgebungen sicher abzuschirmen. Ich denke, da sollten Sie vielleicht noch einmal darüber nachdenken, ob das nicht wirklich attraktiv wäre, um Start-up-Unternehmen Innovationen zu ermöglichen.
Klar ist aber auch, dass der Wandel der Mobilität Strategien in der Infrastruktur erfordert. Wird etwa nach Corona, der Kollege hat es angesprochen, der Tourismus wieder so sein, wie er war? Wofür stehen wir in Wien nach der Corona-Krise? - Hier fehlen mir ebenfalls die notwendigen Konzepte.
Ein wichtiges Thema im Bereich Digitalisierung ist die Internationalisierung: Wie sieht es da aus? Digitalisierung endet ja nicht an der Stadtgrenze oder an der Landesgrenze. Auch hier sehe ich im Regierungsprogramm kein Konzept dazu. Und wenn man von Digitalisierung spricht, darf man natürlich eines nicht aus den Augen verlieren: Wie gehen wir mit Menschen um, die schlechter ausgebildet sind? Wie verhindern wir, dass diese Menschen am Arbeitsmarkt nicht verlieren? Welche Förderprogramme bietet hier der sehr oft erwähnte WAFF? - Bis dato habe ich dazu leider auch nichts gefunden.
Insgesamt gilt, wo viel Positives entsteht, wie etwa Vernetzung oder Austausch, muss man auch die negativen Effekte beachten. Die Vernetzung von Ausbildung und Unternehmen muss hier ausgebaut und Anreize für Praxisbezug müssen geboten werden, sonst bilden wir Leute aus, die zukünftig im Ausland arbeiten und uns als Fachkräfte in Wien fehlen.
Ausbildung fängt aber natürlich schon sehr früh an. Wie will man die Schulen mit zeitgemäßer und ausreichender IT ausrüsten? - Auch dazu habe ich nichts gefunden, nur Überschriften. Da ersuche ich auch die Regierung, noch einmal in sich zu gehen und darüber nachzudenken, wie man dieses Problem lösen kann. Gerade da ist es wichtig, so schnell wie möglich zu investieren, unsere Kinder auf die neuen Technologien vorzubereiten und digitales Wissen zu vermitteln, um die Herausforderungen der Digitalisierung bestmöglichst zu bewältigen, sonst droht uns, dass eine ganze Generation hinter anderen Ländern hinterherhinkt, und das wollen wir sicher nicht.
Erstes Fazit des Regierungsprogramms im Bereich Digitalisierung: die Überschriften, Ansätze auf vielen Ebenen noch nicht ganz durchdacht. Die Stadt muss schnell in die Gänge kommen, die Änderungen haben sich durch die Krise noch massiv beschleunigt und die Politik darf hier nicht hinterherhinken, sondern muss hier auch mehr Tempo zulegen, sonst drohen wir zurück zu bleiben. - Danke schön.
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Herr Gemeinderat, ich habe es jetzt nicht gesehen. Haben Sie das Pult desinfiziert? Danke schön. - Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Däger-Gregori. Selbstgewählte Redezeit sind zwölf Minuten. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Vielen Dank. Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren via Livestream, wenn Sie noch via Livestream sind!
Auch ich möchte heute noch zum Voranschlag 2021 einige Ausblicke über den Schwerpunkt aus Innovation, Stadtplanung und Mobilität geben. Erlauben Sie mir aber vorab noch einige allgemeine Bemerkungen.
Ich möchte mit einem Thema beginnen, von dem ich meine, dass es Aufmerksamkeit verdient, nämlich Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Es vollzieht sich in zwei Richtungen, zum einen gestalten wir Bereiche und Räume, die bisher nicht Teil der urbanen Struktur waren, das ist der große Bereich der Neubauprojekte, die bisher eben nicht Teil der urbanen Struktur gewesen sind und wo es hervorragende und vorbildhafte Leistungen gegeben hat und gibt. Zum anderen ist ebenso wichtig, und das möchte ich an dieser Stelle auch betonen, wie unsere Strategie in der Metropolenregion Wien für die bereits gebaute Stadt aussieht. Stadtentwicklung ist also im Verständnis der Stadt Wien immer auch die Weiterentwicklung einer gebauten Stadt. Eine sanfte Stadterneuerung und kontinuierliche Qualitätsverbesserungen in den Stadtstrukturen der Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit sind Ausdruck dieses Grundverständnisses.
Wien wird das Wachstum der Stadt weiterhin gezielt dafür nützen, um die Qualität und Urbanität der gründerzeitlichen Stadt von Siedlungsstrukturen der 50er bis 70er Jahre zu verbessern. Neben diesem starken Fokus werden die Qualität und die Nutzungsvielfalt auch in anderen Bereichen verbessert, wie in gut erschlossenen, aber nicht adäquat genutzten Standorten und nicht mehr zeitgemäßen Gewerbegebieten. Das ist ein wichtiger Punkt. Dadurch, dass wir uns beiden Themenfeldern, nämlich Errichten von Neuem und Weiterentwickeln des Bestehenden, mit der gleichen Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Leidenschaft widmen, ist Wien, was es ist, die le
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