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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 116

 

wichtig ist. Wenn man sich anschaut, was in den letzten drei Monaten mit dem Start der Initiative schon bewirkt wurde und warum es jetzt auch weiter ausgeweitet wird, dann zeigt das, wir sind am richtigen Weg. Die ursprünglich geplanten 500 Plätze waren rucki zucki vergeben. Die Initiative ist bis Ende 2020 konzipiert, an sich sind die Plätze praktisch bis Ende 2019 schon weg. Es ist also nur gut und wichtig, dass hier auf Grund der großen Nachfrage, sowohl von ArbeitgeberInnenseite als auch von den Arbeitssuchenden, ein weiteres Paket auf die Reise geschickt wird.

 

Ich darf Ihnen noch ein paar Dinge sagen, warum es gut ist, diese Initiative auszuweiten, nicht nur, weil wir in Wien sehen, es kommt gut an, sondern weil wir mittlerweile seit Ende November auch eine Evaluation vom Sozialministerium vorliegen haben, die sich mit der Aktion 20.000 auseinandergesetzt hat. Sie wissen, die Aktion 20.000, damals noch von der schwarz-roten Koalition mit den Stimmen der GRÜNEN beschlossen und von Türkis-Blau als einer der ersten Schritte wieder aufgehoben. Nichtsdestoweniger konnte die Aktion trotzdem ein halbes Jahr gut wirken, und man hat sie sich dann eben angeschaut: Na ja, was ist denn da passiert? Ist die Kritik richtig: „Das ist ja nur ein befristetes Arbeitsverhältnis, weil es gefördert wird. Das bringt ja überhaupt nichts, das ist gar nicht nachhaltig“?

 

Ich habe mir jetzt die Ergebnisse sehr genau angeschaut und muss sagen, ich bin selbst total positiv überrascht, wie gut diese Evaluation auf verschiedenste Aspekte eingeht und wie gut die Aktion angekommen ist, angekommen sowohl arbeitsmarktpolitisch gesehen als auch bei den Betroffenen selbst.

 

Zum Beispiel, Sie können sich an die Medienbilder erinnern, da wurde unterstellt, es sei ja nur der Medienhype und es sei fast ein bisschen propagandaartig. Die Berichte waren alle durchwegs positiv. Die Menschen waren begeistert, waren dankbar über diese Initiative. Man hat jetzt in dieser Evaluation festgestellt, dass mehr als die Hälfte - falsch, entschuldigen Sie -, dass mehr als 90 Prozent der Befragten der Meinung waren und sich vollinhaltlich anschließen konnten: Ich war begeistert und ich konnte endlich wieder arbeiten. Das war also ein ganz ehrliches Wahrnehmen, das wir hier auch über die Medien weitervermittelt bekommen haben.

 

Das ist deswegen auch interessiert, denn wenn man fragt: Hatten die Menschen überhaupt noch Hoffnung?, dann geben nämlich 52 Prozent an: Sie haben geglaubt, sie kriegen überhaupt nie wieder einen Job. Dass ihnen da die Hand gereicht wurde, dass sie wieder eine Chance gekriegt haben, hat diese Menschen wirklich extrem positiv gestimmt.

 

Faktisch wurden in dieser Zeit 2.500 bis 2.890 neue Stellen geschaffen, also das ist schon eine ziemlich beachtliche Zahl und zeigt, dass hier nicht nur sozusagen ein arbeitsmarktpolitisches Programm durchgezogen wurde, sondern dass hier tatsächlich beschäftigungspolitische Effekte erzielt werden können. Die Arbeit ist jetzt nicht nach einem Jahr Förderung gleich weg gewesen, sondern man hat es sich auch angeschaut und konnte dann feststellen, dass immerhin noch immer fast ein Drittel der Menschen in einem ungeförderten Dienstverhältnis nachher weiterarbeiten konnte. Mit dieser Initiative hat man es also geschafft, dass Startnachteile von diesen Personen - denn die gibt es ja offenbar oder werden als solche wahrgenommen, wenn Menschen 50plus kaum mehr zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden - mit so einer Aktion durchaus ausgeglichen werden können und beispielsweise auf gesundheitliche oder qualifikatorische Nachteile hier ganz massiv und positiv eingegangen werden kann.

 

Was ich noch interessant finde, ist, dass die Menschen, die an dieser Maßnahme teilnehmen konnten, im Durchschnitt vorher 2,8 Jahre arbeitslos waren, also schon eine ganz schöne Zeit weg vom Arbeitsmarkt waren. Aber es gab natürlich im Durchschnitt welche, die deutlich länger weg waren. Auch für diese Gruppe war es dann so, dass sie nach drei Monaten, sozusagen nach Ende des geförderten Beschäftigungsverhältnisses, immer noch in einem ungeförderten Dienstverhältnis waren. Das ist eine Gruppe von 26 Prozent. Also immerhin ein Viertel von jenen, die mehr als fünf Jahre arbeitslos waren, waren dann nachher immer noch beschäftigt, also durchaus sehr, sehr nachhaltig.

 

Interessant ist auch, dass 60 Prozent beim Dienstgeber geblieben sind, sie haben dann also nicht zu anderen gewechselt, sondern die Unternehmen, die sich schon einmal entschieden haben, Menschen 50plus über die Förderinitiative anzustellen, wollen dann mit diesen Menschen auch weiterarbeiten. Die Menschen, die diese Dienstverhältnisse aufgenommen haben, waren also extrem hochzufrieden und stellen der Arbeit, der sie nachgegangen sind, ein positives Zeugnis aus. Man könnte ja auch sagen, na ja, wenn etwas gefördert wird, ist das irgendeine Arbeit, oder so etwas. Nein, das war überhaupt nicht der Fall. 97 Prozent sagen sogar, ihre Arbeit war gesellschaftspolitisch gesehen total sinnvoll. Fast in einem gleichen Ausmaß haben sie festgestellt, für sie selbst war die Arbeit ebenfalls sinnvoll. Das war jetzt also nicht irgendeine Arbeit, wie Sie das geschildert haben, Herr Baron, sondern das war sinnvolle, gut bezahlte, sinnstiftende Arbeit. Eben 96 Prozent der TeilnehmerInnen geben das an. Man hatte es auch in die Bedingung reingeschrieben, dass diese Arbeitsverhältnisse kollektivvertraglich entlohnt werden müssen, und das wurde dann auch gemacht.

 

Ich erzähle das deswegen so ausführlich, weil die Aktion 20.000 auch in Wien initiiert worden war und weil wir auf diese Erkenntnisse mit der Joboffensive 50plus ja aufsetzen. Was ganz wichtig ist, ist, dass es hier nicht einfach heißt, okay, da gibt es eine Stelle und da gibt es jemanden, der sich vielleicht um diese Stelle bewirbt, sondern dass hier zusammengearbeitet wird und Begleitmaßnahmen gesetzt werden. Das ist ganz massiv wichtig für den Erfolg dieser Initiative, dass hier engagiert, professionell und systematisch zusammengearbeitet wird und man die Umgebung vorbereitet.

 

Das hat der WAFF bei der Aktion 20.000 wunderbar gemacht. Der hat mit den Dienststellen, mit den Unternehmen geredet. Was braucht ihr? Wie geht es euch?

 

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