Gemeinderat, 60. Sitzung vom 25.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 100
diesem Bereich sind wir direkt verantwortlich für Menschen, die krank sind, für Menschen, die sich Sorgen machen, für Menschen, die verletzt sind. Daher verstehe ich auch, und ich denke, das müssen Sie in der gesamten politischen Debatte verstehen, warum das ein so emotionales Thema ist.
Ich werde ein bisschen davon ausführen. Vieles davon haben Sie in Ihren Reden schon diskutiert. Tatsache ist auch, dass wir ständig versuchen, uns weiterzuentwickeln und zu verbessern. Diesen Prozess werden wir auch im kommenden, vor uns liegenden Jahr 2020 mit der notwendigen Präzision, aber auch mit dem richtigen Maß an Bedächtigkeit fortsetzen. Ich habe das schon oft gesagt in Diskussionen: Ich halte nichts davon, das Wiener Gesundheitswesen mit ein paar Federstrichen umstrukturieren zu wollen! Wir haben zu viele Beschäftigte und unsere Verantwortung ist zu groß! Die Spitäler sind riesengroße Organisationen. Es braucht da eine ruhige Weiterentwicklung, und für diese ruhige Weiterentwicklung im positiven Sinne mit einer klaren Zielausrichtung, jedoch nicht mit permanenten Hauruck-Aktionen, für diese Art und Weise des Managements und der Vorgangsweise stehe ich gerade. Und ich stehe auch für Kontinuität für unsere Mitarbeiter, damit auch diese die Sicherheit haben, dass die Entwicklungen, die wir bewirken, einem klaren Ziel und einem Leitstrahl folgen.
Ein bisschen möchte ich die wichtigsten Eckdaten unserer Spitäler veranschaulichen. - Zunächst ist es wichtig, von welchen Spitälern wir eigentlich reden. Wir reden ja nicht nur von unseren 8 Spitälern, die wir im Krankenanstaltenverbund haben, sondern wir reden in Wirklichkeit von 20 Wiener Spitälern, die alle direkt oder indirekt von uns mitfinanziert werden. Wir reden auch von 10 privat-gemeinnützigen Spitälern und von 2 Unfallkrankenhäusern, und diese 20 Wiener Spitäler, für die wir hier Verantwortung tragen, versorgen im Jahr über 600.000 Patientinnen und Patienten. Meine Damen und Herren! Das sind 50.000 PatientInnen pro Monat. Wir versorgen diese PatientInnen an 3,3 Millionen Pflegetagen, das sind durchschnittlich 9.000 Verpflegungen stationärer Art pro Tag. Es gibt mehr als 4,5 Millionen ambulante Kontakte im Jahr, das sind im Durchschnitt 12.000 Kontakte am Tag. Die Division durch 365 Tage stimmt aber in Wirklichkeit gar nicht, denn da sind noch die Wochenenden mit dazugerechnet, denn viele unserer Fachambulanzen haben bekannterweise am Wochenende nur eingeschränkten oder gar keinen Dienst. Im Durchschnitt sind es aber jedenfalls overall 12.000 Kontakt pro Tag.
Ich stehe dazu und sage das in aller Klarheit: Bei so vielen Kontakten von Menschen mit Menschen, bei so vielen Interaktionen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Kunden und Patienten muss es zu Fehlern und zu Missverständnissen kommen, und es wird fraglos auch einmal eine Unfreundlichkeit auf der einen und eine Unfreundlichkeit auf der anderen Seite geben.
Ich denke, wir tun gut daran, in der Verantwortung, die wir für das Gesundheitssystem haben, auch ein bisschen mehr Großzügigkeit an den Tag zu legen, anstatt jeder einzelnen Unfreundlichkeit, die hier zweifelsohne stattfindet, sofort bis ins Tiefe nachzugehen. Stattdessen sollen wir Großzügigkeit an den Tag legen, weil hier eben Menschen mit und für Menschen arbeiten, und wenn einmal ein Fehler passiert, dann sollte dieser Fehler zwar nicht passieren, gar keine Frage, dafür müssen wir auch entsprechende Qualitätssicherungssysteme haben. Nichtsdestotrotz muss es aber - das sage ich in aller Klarheit - immer wieder unser Bestreben sein, unseren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz klar zu signalisieren, dass wir ihre gute und wertvolle, qualitätsvolle Arbeit Tag für Tag mehr als zu schätzen wissen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Lassen Sie mich nun in kurzen Stichworten einfach Begriffe betreffend eine kleine Auswahl aus den zahlreichen Reformen der Projekte, die gerade in Umsetzung sind, erwähnen, etwa die Punkte, die wir in der Gesundheitsplattform beschlossen haben: Ich nenne jetzt beispielsweise das Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hietzing beziehungsweise ein neues Diabeteszentrum in Favoriten. Auch haben wir es eingerichtet, dass in den gynäkologischen Ordinationen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Wien endlich ein kostenloser Ultraschall möglich ist. All das war keine Selbstverständlichkeit und hat uns auch nicht einen Applaus der Österreichischen Gesundheitskassa eingebracht. Das macht aber nichts, wir haben es trotzdem beschlossen!
Wir haben die integrierte Demenzversorgung beschlossen. Wir haben den Rahmen für 36 Primärversorgungszentren bis 2025 beschlossen. Wir haben den Rahmen geschaffen, dass es 400 zusätzliche Ärzte im gesamten niedergelassenen Bereich geben wird. Wir haben eine zentrale Geburtsanmeldestelle und Geburtsinformation geschaffen, damit es endlich in dieser Stadt möglich ist, sich an einer Stelle anzumelden, wurscht, wo das Putzerl auf die Welt kommt, und es wurde ein zentrales Ordnungssystem eingeführt.
Mit der Gesundheitsberatung 1450 haben wir ein völlig neues Service in Wien in einer Proberegion ausprobiert, gemeinsam mit Niederösterreich und Vorarlberg. Das ist so erfolgreich, dass es jetzt österreichweit ausgerollt wird. Die Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Versorgungskonzept „Alkohol. Leben können“ sind ebenfalls schon in den Regelbetrieb übergegangen.
Oder denken wir nur an die Investitionen der letzten Gesundheitsplattform: In einer Sitzung haben wir über 71 Millionen für die Erweiterung und den Ausbau des St. Josef Krankenhauses, für Zu- und Umbauten beim Krankenhaus Göttlicher Heiland und für Zu- und Umbauten beim Hanusch-Krankenhaus beschlossen.
Mit all dem beschäftigen wir uns in der Gesundheitspolitik, dafür sind wir verantwortlich. Im Krankenanstaltenverbund hatten wir eine lange Diskussion über die Fragen rund um das Krankenhaus Nord beziehungsweise die Klinik Floridsdorf. Wir hatten eine sehr ausführliche Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates über all die Vorgänge der Vergangenheit. Darüber gibt es einen ausführlichen Bericht. Selbstverständlich wurde auch ganz klar festgestellt, was wir hier verbessern und wo wir Veränderungen vornehmen müssen.
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