Gemeinderat, 55. Sitzung vom 26.09.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 95
rInnen, und die Schule muss erneut mit diesen Herausforderungen umgehen können. Und das macht dieses Projekt: Es baut Strukturen auf, nachhaltige Strukturen, wie in Schulen SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern aktiv über ihre Erfahrungen reden können.
Herr Aigner - er ist jetzt wieder nicht da (GR Armin Blind auf die Reihen der SPÖ-Fraktion weisend: Alles leer!) - oder Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ: Wo, glauben Sie, sollte sich ein Mädchen, das jetzt vielleicht in der Schule dann ohne Kopftuch dasitzt, aber zu Hause ganz andere Dinge erlebt, austauschen? Wo? - Ich glaube, Schule ist ein guter Ort, und es ist oftmals der erste Ort, wo sich unter gleichaltrigen Burschen wie auch Mädchen diese in jeweils unterschiedlichen Zusammenhängen überhaupt einmal ein Bewusstsein schaffen können, unter welchen Strukturen sie leben, was sie erleben, ob sie das gut finden oder nicht. Ich glaube, da kann es gar nicht genug an Austauschmöglichkeiten, an Ressourcen geben, um das zu ermöglichen.
Wir alle wissen, dass Gewalterfahrungen wirklich nachhaltig sind - diese beeinflussen also das Leben -, nicht nur die Gewalterfahrung in der Schule, sondern auch die privat erfahrene Gewalt, Gewalterfahrungen von zu Hause oder sonst etwas. Das beschäftigt einfach die Jugendlichen. Manchmal fragen wir uns, warum vielleicht der Lernerfolg nicht so großartig ist, aber oft steht im Hintergrund eine sehr belastende Lebenssituation und -realität. Das war auch früher so, aber mittlerweile nimmt sich die Schule dieser Problematik an. Früher hat sie sich dieser nicht angenommen; das heißt aber nicht, dass diese Problematiken nicht auch vorhanden waren.
Also ich halte das, um es noch einmal zu wiederholen, für ein ganz außerordentliches Projekt, das sich eine Mammutaufgabe gestellt hat, nämlich über alle Schnittstellen hinweg ganz viele Player ins Boot zu holen. Das ist vielleicht für die Ungeduldigen unter uns ein bisschen langsamer als ein einzelnes schnell realisiertes Projekt, aber ich bin ganz felsenfest davon überzeugt, dass es ein guter Weg ist, weil wir am Ende Schulen haben, die wissen, wie sie zukünftig damit umgehen können, weil Jugendliche und Eltern sich etwas fürs Leben mitnehmen, weil wir als Politikerinnen und Politiker auch aus den Evaluationserfahrungen lernen, wie wir das nächste Mal vielleicht noch besser damit umgehen können und somit die Ressourcen noch besser einsetzen können.
Ich verstehe es im Grunde nicht, wie man hier die Augen zumachen kann und dafür keine weiteren Ressourcen zur Verfügung stellen möchte, so wie es ÖVP und FPÖ machen werden. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky und GR Christian Oxonitsch.)
Ich komme zum Schluss: Ich halte dieses Projekt für exzellent. Ich freue mich auf die Evaluationsergebnisse. Ich bin so froh, dass hier SchülerInnen, LehrerInnen, DirektorInnen, Eltern mit einer Bereicherung herausgehen werden können. Ich finde es unabdingbar, mehr in Respekt und ein Miteinander zu investieren. Es steht uns als Erwachsene, als Vorbilder an, hier voranzugehen, in unserem eigenen Miteinander respektvoll, achtsam, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren, Abwertungen zu unterlassen und stattdessen das Potenzial jedes einzelnen Menschen zu schätzen, wertzuschätzen und zu ermöglichen.
Dieses Projekt hilft uns vielleicht, dass hier auch eine bessere Zukunft ermöglicht, ein Grundstein für eine bessere Zukunft gebaut wird. Denn angesichts dessen, was sich aktuell rund um mich abspielt, gerade auf der politischen Bühne, denke ich mir, vielleicht hätte es solche Projekte früher auch schon gebraucht, dann wären wir vielleicht heute woanders. Ich hoffe jedenfalls, dass es in Zukunft besser wird, und wünsche mir wirklich, dass die Opposition von FPÖ und ÖVP diesem Projekt doch zustimmt. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky und GR Christian Oxonitsch.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. - Bitte schön.
StR Maximilian Krauss: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vorweg ein paar Worte zu Kollegen Ornig, der hier wirklich zu einem Tiefpunkt Anlass gegeben hat, einem Tiefpunkt nicht nur am heutigen Tag, sondern innerhalb einer langen Zeit, an die ich mich hier zurückerinnern kann. Denn zu sagen, dass sich eine Fraktion oder irgendjemand hier darüber freut, wenn ein Gewaltverbrechen passiert ist, ist derart letztklassig, dass ich es Ihnen gar nicht sagen kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf Ihnen noch einen konkreten Fall bringen: Es war ein Mitglied der freiheitlichen Familie, das vor zwei Jahren am Brunnenmarkt von einem Afrikaner mit einer Metallstange erschlagen und ermordet wurde - und Sie sagen, wir freuen uns über so etwas! Denken Sie einmal darüber nach, was Worte eigentlich anrichten können! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich weiß nicht, was Sie dazu gebracht hat, das zu sagen. Vielleicht sind Sie noch immer sauer, weil wir gemeinsam mit anderen Fraktionen die Haselsteiner-Spenden abgedreht haben. Aber man soll trotzdem überlegen, was man tut.
Ein paar Worte zur Frau Berger-Krotsch, die gesagt hat, es gibt keine importierte Gewalt und Gewalt hat nichts damit zu tun, dass es Zuwanderung gibt. Sie haben vielleicht insofern recht, dass Gewalt nicht immer importiert ist. Aber ich habe jetzt diese fünf Minuten seit Ihrer Rede dafür genutzt, um einmal zu googeln, welche Gewalttaten es in den letzten Tagen gegeben hat, alles seit dem 9. September: Nach Überfall, Polizei sucht Weißrussen. Iraker überfiel Tankstelle. Mordverdacht, Kosovare in U-Haft. Bosnischer Dieb ertappt. Nach Messerattacke Syrer soll abgeschoben werden. Notgeiler Bosnier im Kinderbecken. Asylwerber stach Österreicher nieder. Iraner verletzt Polizisten. Jugendliche aus sechs Nationen vor Gericht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, gibt‘s diese Vorfälle oder gibt es sie nicht? Darf man sie ansprechen oder darf man sie nicht ansprechen? Gibt‘s da Redeverbote? Ich glaube, man muss Dinge beim Namen nennen. (Beifall bei der FPÖ.)
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