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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 99

 

Apropos Junge. Ich möchte jetzt einen Punkt ansprechen, der leider in den ganzen Analysen der letzten Tage nicht oder nicht so prominent vorgekommen ist. Jürgen Czernohorszky hat es heute schon in der Fragestunde gesagt, Wien ist ja in den letzten Jahren und Jahrzehnten zum jüngsten Bundesland geworden. Wir haben 2016 Vorarlberg überholt und sind im Schnitt jetzt das jüngste Bundesland. Gleichzeitig ist es aber keine Selbstverständlichkeit, dass im politischen Kontext junge Menschen einen Platz und eine Chance haben. Vielleicht hast du das auch gar nie hundertprozentig ganz bewusst gemacht, aber du hast es gemacht. Maria Vassilakou hat immer junge Menschen gefördert. Nicht nur dem Alter nach Junge, sondern auch jene, die noch nicht 20, 30 Jahre Erfahrung im Politikbetrieb haben.

 

Das gilt bis heute, wenn man in dein Büro schaut: junge, hochkompetente Männer und vor allem viele Frauen. Das gilt, wenn man sich das „Falter“-Foto zur Rotenturmstraße anschaut, auf dem du mit vier jungen Frauen, vier jungen Planerinnen über jene Straße gehst, die du mit ihnen gemeinsam umgeplant hast und die jetzt umgestaltet wird. Das gilt auch für die Art und Weise, wie Architekturwettbewerbe oder Wettbewerbe generell in deinem Ressort gestaltet waren und gestaltet sind, nämlich so, dass auch junge Architektinnen zum Zug kommen, wie das beispielsweise bei der Mariahilfer Straße der Fall war. Das heißt, du hast das Bild der Politik mitverändert, sodass es unserer jungen, internationalen, offenen Stadt mehr und mehr entspricht, und auch dafür gebührt dir ein riesiger Dank, Maria. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Schlussendlich bin ich auch einer davon, einer von diesen Jungen, die sehr viel von dir lernen konnten. Glauben Sie mir, man kann von Maria Vassilakou unglaublich viel lernen. Im Vorfeld der Gemeinderatswahl 2010, in den fünf Jahren, in denen ich bei dir im Büro war, in den letzten Jahren hier als Gemeinderat, in der kurzen, aber wunderbaren Zeit, als ich neben dir im Ausschuss auch Vorsitzender deines Ausschusses sein durfte. Es gab keinen Moment, kein Stück des Weges, an dem ich nicht von Maria Vassilakou gelernt habe.

 

Sie hat mir das Wichtigste in der Politik beigebracht, sich immer die Frage zu stellen, warum wir das eigentlich tun. Du hast es heute auch gesagt: Warum tun wir das eigentlich? Nicht herumschwurbeln, hat es immer geheißen, sondern sagen, was ist, und warum wir das alles tun. Ich habe von Maria gelernt, was Loyalität in der Politik bedeutet und warum sie so wichtig ist.

 

Damit komme ich zum Abschluss, der versprochene Punkt. Es ist in den letzten Tagen etwas passiert, was sehr selten vorkommt. Ich bin in einer Sache ganz anderer Meinung als Maria Vassilakou. In den letzten Tagen hast du nämlich in einigen Abschiedsinterviews im Rückblick gesagt, du hättest vielleicht zu oft dein Herz auf der Zunge getragen. Der Annahme, das sei ein Nachteil oder irgendetwas Schlechtes, widerspreche ich ganz vehement. Eine Stadt, in der Menschen sich auf die Zunge beißen müssen, wenn sie ihre eigene Wahrheit sprechen, will ich nicht, das ist keine schöne Stadt. Darum fange ich jetzt gleich damit an und lege mein Herz auf meine Zunge.

 

Das wird jetzt nicht leicht. Liebe Mary, ich bin unendlich dankbar für alles, was ich von dir lernen konnte. Ich bin stolz auf alles, was du geschafft hast, stolz darauf, wie du Wien international vertreten hast und die Stadt verändert hast. Ich bin froh, zu sehen, wie du Tag für Tag gewachsen bist als Politikerin, als Mensch, als Freundin. Ich werde dich und wir werden dich unendlich vermissen. Ich habe mir gemerkt, dass du „just around the corner“ bist, und ich wünsche dir für alles Weitere von Herzen das Beste. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, ÖVP und NEOS.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Schweiger-Stenzel. Ich erteile es ihr.

 

13.04.18

StRin Ursula Schweiger-Stenzel|: Verehrte, ich darf sagen, auch liebe Maria Vassilakou! Verehrter Herr Bürgermeister - er ist gerade gegangen! Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Allmählich entwickle ich eine gewisse Routine im Verabschieden von sehr prominenten, profilierten Herzeigepolitikern und -politikerinnen der GRÜNEN hier im Wiener Stadtrat und im Rathaus. Vor einigen Wochen durfte ich Christoph Chorherr verabschieden, Ihren Planungssprecher, Ihr, man kann sagen, sachliches Alter Ego, Ihren Vorkämpfer, und heute Sie.

 

Natürlich darf man von mir als Oppositionspolitikerin, die ich bin, aber auch als Mitglied der Stadtregierung nicht unbedingt erwarten, dass ich hier in eine Art Heiligensprechungslitanei hineinkomme. Das möchte ich nicht, das würde mir auch als unehrlich angekreidet werden - zu Recht.

 

Aber ich darf schon eine persönliche Erinnerung zu Beginn meiner Ausführungen stellen. Ich muss ehrlich sagen, als Sie Ihr Amt als Stadträtin für Planung, und so weiter angetreten haben, habe ich das nach meinen Erfahrungen und meinem jahrelangen Lampenkrieg gegen und mit Ihrem Vorgänger, StR Schicker, fast als Wohltat empfunden. Sie waren im Gegensatz zu ihm, ich würde sagen, viel pragmatischer, auch im Gegensatz zu vielen GRÜNEN nicht so fundamentalistisch.

 

So haben wir uns zumindest zu Beginn Ihrer Amtszeit und in den ersten Jahren, in denen ich ja noch als Bezirksvorsteherin auch Bezirkspolitik als etwas Überparteiliches und nicht Parteipolitisches praktiziert habe, eigentlich auch gut ergänzt. Ich habe Unterstützung gefunden, zumindest in meinem wirklichen Anliegen, dass man die Bewohnerinnen und Bewohner der Inneren Stadt einmal entlastet, auch was diese wahnsinnige Parkraumnot betrifft. Ich habe eine diskrete Unterstützung bekommen, mit allen Kautelen und Bedenken, doch für Anrainerparkplätze. Umso mehr bedaure ich es jetzt, dass eigentlich diese Anrainerparkplätze, Bewohnerparkplätze Geschichte geworden sind. Warum? - Weil Sie sich zu sehr mit der Wirtschaft, mit der Wirtschaftskammer, mit Herrn Ruck verständigt haben. Es ist nach wie vor eine schwierige Situation. Aber ich muss sagen, hier haben sich doch, nicht unsere Wege gekreuzt, aber unsere Wege ergänzt.

 

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