Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 99
haben, da Sie mit voller Leidenschaft in der Politik gewesen sind. Danke von unserer Fraktion dafür. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, ich erteile es ihr.
GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Stadträte! Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Mary!
Ich hoffe, ich darf in diesem Kontext heute auch per Du sein (VBgm.in Mag. Maria Vassilakou: Selbstverständlich!), und ich werde das tun, was wir normalerweise angehalten sind, hier an dieser Stelle nicht zu machen, nämlich auf persönlicher Ebene zu diskutieren, anstatt zur Sache zu reden. Das werde ich heute aussparen, ich werde uns heute dem Abschied gebührend die Möglichkeit geben, den Fokus weniger auf die politischen Differenzen zu legen, sondern vielmehr die Person Maria Vassilakou in den Vordergrund rücken.
Knapp drei Jahre haben wir beide enger zu tun gehabt, und ich kann mich persönlich noch sehr gut daran erinnern, wie wir uns das erste Mal persönlich auch gesehen und kennen gelernt haben. Ich war bei dir im Büro zu einem Antrittsbesuch als neue Gemeinderätin eingeladen und du hast mich herzlich und offen empfangen. Das Erste, was du zu mir gesagt hast, war: Ich freue mich, dass noch eine Frau sich dem Thema Stadtplanung widmet, ich bin die Mary. - Ich verheimliche nicht, das war für mich als Neo-Gemeinderätin schon etwas beeindruckend. Vor meinem Besuch bei der Vizebürgermeisterin war ich natürlich auch etwas nervös, und du hast das mit deiner freundlichen, offenen Art auch sehr gut wieder ausgeglichen.
Als Wienerin kennt man, aus der Ferne jetzt sagend, die Politikerin Vassilakou, eine Person, die während ihrer Amtszeit stets mit Aussagen, Entscheidungen, Projekten polarisiert hat. Was du geschafft hast, darum würden dich vermutlich viele Politiker beneiden, ist, dass du in der Stadt Spuren hinterlassen hast. Einige Projekte - ich sage das jetzt wertfrei, egal, ob positiv oder negativ bewertet - sind eindeutig mit Maria Vassilakou zu assoziieren und einige deiner Eigenschaften haben der Politikerin Vassilakou durchaus sehr starkes Profil gegeben. Du hast dich etwas getraut, du warst mutig, du hast dich auch immer wieder durchgesetzt. Und deine Aussage, Politik ist nichts für Mimosen - ich glaube, es war sogar noch einmal ein bisschen anders formuliert -, das hast du auch tatsächlich gelebt. Ich traue mich das jetzt auch so jovial zu sagen: Du bist echt eine harte Socke! Diese Eigenschaften haben dein Politikverständnis stark geprägt, so wie es mein Kollege Manfred Juraczka gestern auch schon erwähnt hat, mal zum Vorteil, aber auch manchmal zum Nachteil.
Und ja, bei vielen Projekten waren wir unterschiedlicher Meinung, ich möchte jetzt auch nicht gar zu sehr auf die einzelnen Themen eingehen, aber trotz vieler Divergenzen - du hast es auch in deiner Rede vorhin erwähnt - waren unsere Debatten stets sachlich. Deine Meinung hast du stets selbstbewusst und mit Nachdruck vertreten, aber im nächsten Moment konntest du Politik von Persönlichem trennen. Eine Qualität, ohne die man in der Politik aus meiner Sicht nur selten weit kommt. Es ist schön, wenn man in der politischen Zusammenarbeit sowohl mit dem politischen Gegenüber als auch mit dem menschlichen Gegenüber in Berührung kommt. Ich würde mir nicht anmaßen, zu behaupten, den Menschen Vassilakou gut zu kennen, aber ich traue mich, zu behaupten, einige deiner Eigenschaften auch in der beruflichen Zusammenarbeit erfahren zu haben.
Ich habe dich als fröhlichen, herzlichen, selbstbewussten Menschen kennen und schätzen gelernt, und ich habe es stets geschätzt, abseits der Politik das eine oder andere ungezwungene Gespräch mit dir zu führen und danke auch dafür.
Liebe Mary, ich beziehungsweise auch meine Fraktion war nicht mit allem einverstanden, was du entschieden, welche Projekte du forciert und welche Schwerpunkte du gesetzt hast. Unser größter Streitpunkt war sicher die Causa Heumarkt und die Auswirkungen dazu, die man jetzt auf allen Ebenen spürt. Ich verstehe auch bis heute nicht, mit welchem Engagement sich die Grünen gerade für dieses Projekt ins Zeug gelegt und sogar die Stimmen der eigenen Reihen missachtet haben. Auch bei anderen Projekten habe ich oft beobachtet, dass Stimmen anderer nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde, bei Petitionen und BürgerInnensorgen hätte ich mir gewünscht, dass man sich diesen intensiver und ernsthafter gewidmet hätte, und auch die Verkehrspolitik hat zu den Disziplinen gezählt, bei der wir weitgehend unterschiedliche Zugänge gehabt haben. Aber das ist Politik und deswegen möchte ich jetzt noch abschließend die Politik zur Seite nehmen und dir etwas wünschen: Ich wünsche dir einerseits, dass du dich gerne an die Zeit deines Wirkens hier zurückerinnern kannst und dass du andererseits über jenes, das dich in der Vergangenheit mal geärgert oder vielleicht sogar gekränkt hat, lachen kannst.
Liebe Mary, bleib ein so lebensfroher und herzlicher Mensch! Ich persönlich, aber auch namens meiner Fraktion wünsche ich dir für dein neues Kapitel alles Gute. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, GRÜNEN und NEOS:)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Peter Kraus, ich erteile es ihm.
GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE): Vielen Dank. Herr Vorsitzender! Liebe Besucherinnen und Besucher! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Mary!
Ich verhehle es nicht, ich glaube, ich war selten an diesem Rednerpult so aufgeregt und nervös, wie ich es derzeit bin, auch weil ich die letzten Tage in Vorbereitung dieser Rede sehr, sehr viel nachgedacht habe. Ich habe in Erinnerungen gekramt, uralte YouTube-Videos angeschaut und mein Fotoarchiv durchsucht. Keine Angst, es kommt jetzt nichts davon, es wird hier nichts vorgeführt, aber ich glaube ganz ehrlich, wenn man einen Menschen so gut und so lange kennt, wie ich das Glück habe, Maria Vassilakou kennen zu dürfen, dann ist es irrsinnig schwer, diese ganzen Erinnerungen, diese Erlebnisse irgendwie zusammenzufassen, geschweige denn in eine Rede zu packen.
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