Gemeinderat, 47. Sitzung vom 24.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 74
wir es alle, glaube ich, wollen, nämlich so, wie es im Energieeffizienz-Programm 2030 festgeschrieben ist.
Ich komme aus der Privatwirtschaft, war 30 Jahre bei einem großen internationalen Unternehmen tätig und war dort im Projektmanagement und im Krisenmanagement weltweit tätig. Wir haben dort relativ schnell gelernt, dass wir es, wenn bei großen Projekten Entscheidungen getroffen werden müssen, die oft unangenehm sind, wesentlich einfacher haben, wenn wir die Leute, die von den Entscheidungen auch betroffen sein werden, ins Boot nehmen und sie davon überzeugen. Wenn man das macht, ist die halbe Miete gewonnen.
In diesem Energieeffizienz-Programm ist ein eigenes Handlungsfeld aufgezeichnet, das ein Unterfeld hat, welches bewusstseinsbildende Maßnahmen heißt. Dieses wurde noch von keinem meiner Vorredner angesprochen. Und schaut man sich diesen Punkt an, dann wird auch dieser so wie alle anderen Punkte bewertet. Da sind zwei Punkte aufgezeichnet, die die Umsetzungspriorität Nummer 2 haben. Es gibt drei Umsetzungsprioritäten: 1 ist dringend, 2 ist mittelmäßig und 3 ist weniger dringend. Und diese bewusstseinsbildenden Maßnahmen haben nur die Priorität 2 in diesem Papier. Was steht da jetzt drinnen? - Punkt 1: Je nach Thema und Maßgabe verfügbarer Budgetmittel kann die Verbreitung als Teil von Informationskampagnen erfolgen. Das ist das eine. Punkt 2: Zur Stützung des Themas in der Wiener Bevölkerung beziehungsweise zur Animation energieeffizienter Verhaltensänderung werden in regelmäßigen Abständen bewusstseinsbildende Informationsveranstaltungen durchgeführt. - Das ist meiner Meinung nach zu wenig. Es sollte - Punkt 1 - eben die Priorität von 2 auf 1 hochgesetzt werden. Es sollten wesentlich breiter die Information und die Motivation zum Thema Energieeffizienz verbreitet werden. Da spreche ich ganz bewusst die Möglichkeit an, dass man dieses Thema einfach schon einmal in der Schule den ganz Kleinen, den Volksschulkindern in der Schule näherbringt, dass man die Kinder sensibilisiert. Mir ist schon klar, dass es gerade in Wien in der Grundschule vielleicht andere Probleme gibt als dieses Thema, nämlich dass die Kinder dort sinnerfassend lesen, schreiben, rechnen, und so weiter lernen sollen. Energieeffizienz ist aber auch ein Thema, das man durchaus im Lehrplan unterbringen kann, mit dem man die Kinder mobilisieren und begeistern kann, damit sie vielleicht von selbst, von ihrem eigenen Verständnis her auch einen kleinen Beitrag - so wie es Arnold Schwarzenegger auf der Klimakonferenz im letzten Jahr gesagt hat -, der in Summe, wenn das mehrere machen, auch ein großer Beitrag ist, in Richtung Energieeffizienz leisten. Ich ersuche also, das noch einmal zu überdenken, die Bevölkerung mit ins Boot zu nehmen, die Bevölkerung für das Thema Energieeffizienz zu begeistern. Dann ist dieses hochgesteckte Ziel auf jeden Fall leichter zu erreichen.
Ein zweites Thema, das ich noch ganz kurz ansprechen möchte, wird zwar im Energieeffizienz-Programm angeführt, aber auch nicht hoch bewertet, nämlich das Thema Wissensabzapfung von Unternehmen. Was meine ich damit? - Es gibt in Wien das meiner Meinung nach nicht schlechte Projekt des ÖkoBusinessPlans. Im ÖkoBusinessPlan werden Unternehmen mehr oder weniger mittels Prämie und mittels Auszeichnung aufgefordert, innovative Techniken, innovative Dinge zu erfinden, die auch in Richtung Umweltschutz gehen. Da kommen jedes Jahr interessante Vorschläge und interessante Ideen ans Tageslicht. Meiner Meinung nach wäre es aber auf jeden Fall noch sinnvoller, in diese Richtung, nämlich in Richtung Forschung mehr Geld zu investieren, denn ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es gerade in Wien genug Unternehmen gibt, die durchaus helle Köpfe haben, die wesentliche Beiträge zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz bringen können, wovon wir alle Nutzen ziehen. Ein kurzes Beispiel aus meinem Heimatbezirk - der Kollege hinter mir kennt das -: die Entsorgungsbetriebe Simmering, ein hochinnovativer Betrieb, die zum Beispiel, ich glaube, seit ein, zwei Jahren die Vergasung aus dem Klärschlamm dazu nutzen, um Energie daraus zu ziehen, um damit Generatoren zu betreiben. Sie haben es mit diesen und zusätzlichen Maßnahmen geschafft, dass die Hauptkläranlage, die für ganz Wien zuständig ist, komplett energieautark ist. Das ist eine Leistung. Ich finde, das gehört gefördert, sei es mit Preisen, sei es aber auch mit Geld, das man in die Forschung steckt, denn da ist meiner Meinung nach noch unheimlich viel Potenzial drinnen, das die Stadt Wien momentan noch vergeudet, nämlich das Potenzial der gescheiten Köpfen in den zahlreichen Unternehmen. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Taucher.
GR Mag. Josef Taucher (SPÖ): Danke sehr. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Städtisches Energieeffizienz-Programm: Ich glaube, ins Detail muss ich nicht mehr gehen, da das SEP I schon sehr, sehr erfolgreich war, auch wenn heute ein bisschen Kritik gekommen ist, aber 50 Prozent Einsparungen im Wärmebereich sind ein vorzeigbarer Erfolg.
Mein Zugang zum Thema Klimawandel, Klimaschutz, Energieeffizienz ist ein zweistufiger. Für mich ist nicht nur die Energieeffizienz wichtig, die selbstverständlich das größte Kraftwerk Österreichs ist, wenn wir Energie effizient nutzen und nicht einfach hinauspulvern. Neben diesem Punkt ist für mich auch die Energiesuffizienz ein ganz wesentlicher Punkt, über den leider fast nie gesprochen wird, nämlich dass wir ein bisschen darauf schauen, da und dort darauf zu verzichten, Energie zu verpulvern. Wir sehen, die Geräte werden immer effizienter, allerdings haben wir immer mehr Geräte. Früher haben wir einen Fernseher gehabt, der war nicht effizient, jetzt haben wir fünf Fernseher daheim (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich habe nur drei!), im Klo, im Bad, im Schlafzimmer, und man sagt ja eh, wenn der Fernseher im Schlafzimmer läuft, läuft sonst nichts mehr. Also vielleicht sollte man da ein bisschen mehr verzichten. Ich glaube und bin mir sicher, Genuss kommt von Genügsamkeit.
Das heißt, jeden Tag Wiener Schnitzel ist auch nicht leiwand. (Heiterkeit bei GR Siegi Lindenmayr und GR
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