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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 24.01.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 74

 

Vielleicht am Ende nur noch eine Bitte: Liebe SPÖ, zeigen Sie nicht mit dem Finger auf andere Parteien und Politiker in dieser Republik. So wie Sie mit Steuergeld in dieser Stadt umgehen, ist es ein Skandal, für den Sie sich eigentlich regelmäßig schämen und nicht andere belehren sollten! Vielen Dank! (Beifall bei der ÖVP. - Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Wirklich unglaublich! Ist das die Verteidigung des Waldhäusl?)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Peter Kraus. Ich erteile es ihm.

 

10.46.58

GR Peter Kraus, BSc (GRÜNE)|: Vielen Dank! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich muss gleich bei meinem Vorredner anschließen, der sagt: „Zeigen Sie nicht mit dem Finger auf andere.“ Wir werden, wenn ein Herr Waldhäusl oder andere Politiker Kinderrechte verletzen, immer mit dem Finger dort hinzeigen, weil das unsere Aufgabe ist, wenn Menschen- und Kinderrechte verletzt werden, das aufzuzeigen (VBgm Dominik Nepp, MA: Das sind die 14-jährigen Vollbärtigen!), wenn Kinder eingesperrt werden. Zu Recht empören wir uns alle, wenn wir Bilder von der Grenze der USA zu Mexiko sehen. Ich will solche Zustände bei uns nicht haben, in Österreich nicht, in Wien nicht! Ich bin froh, dass es so etwas in Wien nicht gibt! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Ich möchte vielleicht noch etwas aufgreifen, was vorher bei der Rede vom Kollegen Wiederkehr gekommen ist, so ein bissel der Vorwurf oder die Idee, das wäre alles nur historisch gewachsen, strategiebefreit oder strategielos. Dem ist nicht so. Es gibt die MA 13, es gibt das Landesjugendreferat, es gibt jährliche strategische Weiterentwicklung mit Jahresschwerpunkten, die die Kinder- und Jugendarbeit setzt. Es gibt Einrichtungen, die für andere Einrichtungen als Servicestelle dienen. Ich erwähne hier jetzt nur zum Beispiel wienXtra, das IFP, wo ganz gezielt nach aktuellen Schwerpunkten und Bedürfnissen Weiterbildungen für Kinder- und JugendarbeiterInnen angeboten werden. Also diese Idee, das passiert alles, weil es immer schon so war, stimmt nicht. Also man schaut sich da sehr genau an, was halt in den letzten Jahren funktioniert hat. Wie entwickeln wir uns weiter? Was sind die Herausforderungen, auch die inhaltlichen, die es gibt? Und wenn man sich über die Jahre anschaut, wie sich einzelne Einrichtungen weiterentwickelt haben, dann stimmt das auch.

 

Die wirkliche Frage bei der Jugendarbeit, die im Raum steht, ist die Wirksamkeit. Also wie wirksam ist Jugendarbeit? Oder formulieren wir es einmal anders herum: Hätten wir sie nicht, was wäre dann das Problem? Die Kollegin Hanke hat in ihrer Rede schon vorher angesprochen, dass eigentlich alles recht gut erforscht ist. Einrichtungen der Jugendarbeit haben immer das Problem: Wie mache ich denn jetzt empirisch irgendwie belegbar, dass das, was man als Streetwork, als Jugendarbeit macht, auch Ergebnisse hat? Es laufen übrigens auch aktuell wieder Forschungsprojekte vom Institut für Rechts-.und Kriminalsoziologie, durchaus auch von Bundesministerien beauftragt, die aktuell nicht in roter und grüner Hand sind, weil man hier genau die Wirksamkeit erheben und untersuchen will. Im März 2019 startet gemeinsam mit bOJA das nächste Projekt des Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie. Erwähnt wurde schon, dass es Ergebnisse von früheren Forschungsberichten gibt, die sich ganz gezielt damit auseinandergesetzt haben: Was bedeutet denn Streetwork im öffentlichen Raum, Jugendarbeit für Jugendliche? Und da sind die Ergebnisse ganz klar: Dort, wo Streetwork ist, bauen Jugendliche rassistische, sexistische, homophobe Vorurteile ab. Dort, wo Streetwork und Jugendarbeit sind, entwickeln Jugendliche Toleranz, Offenheit, Akzeptanz. Dort, wo Jugendarbeit ist, können Jugendliche viel, viel besser mit Konflikten und Aggressionspotenzial umgehen.

 

Je länger Jugendliche in Kontakt mit Jugendarbeitern sind, umso größer ist dieser Effekt. Es gibt da ganz konkret untersuchte Auswirkungen auf Jugendkriminalität. Das interessiert Sie ja immer so. Die Fakten dazu sind, dass die Daten zeigen, dort, wo Jugendarbeit ist, also an jenen Orten, egal, ob das jetzt ein Park ist, ob das ein Gemeindebau ist, ob das gewisse Straßenzüge sind, geht die Jugendkriminalität signifikant zurück, nämlich um 15 bis 20 Prozent. 15 bis 20 Prozent weniger Jugendkriminalität, wenn wir offene Jugendarbeit, wenn wir Streetwork haben! Das heißt, jeder Cent, den man in die offene Jugendarbeit investiert, ist ein Cent, den man in die Sicherheit und in die Lebensstandards in unserer Stadt investiert, und darum ist es gut investiertes Geld! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Die Jugendarbeit hat natürlich aber auch den Auftrag, und jetzt möchte ich noch zum Kollegen Wiederkehr kommen, der vorher gesagt hat, ja, Jugendliche und diese Studie zitiert hat, die antisemitischen Einstellungen, die homophoben Einstellungen. Also ich glaube, die Daten zur Wirksamkeit zeigen, dass das genau die richtige Antwort darauf ist, verstärkt Jugendarbeit einzusetzen. Als junger Mensch muss ich aber schon sagen, was mich in der Debatte immer stört, ist: Das sind dann die Jungen. Also die Jungen sind so homophob, und die Jungen sind so ... Reden wir einmal darüber, wie es bei den Erwachsenen ausschaut. Reden wir einmal darüber, wie es in diesem Haus ausschaut. Ich will das jetzt nicht relativieren, ich mag das gar nicht relativieren, aber immer nur sagen, die Jugend von heute und die ist so schlimm, soll nicht davon ablenken, dass Erwachsene, glaube ich, auch einen Nachholbedarf haben, und dann ist es vielleicht nicht Jugendarbeit, sondern Erwachsenenarbeit. Aber die brauchen wir auch und ich glaube, auch in diesem Haus herinnen.

 

Abschließend großer Dank an die vielen Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen. Ich weiß nicht, ob wir es uns in diesem Haus vorstellen können, was das für eine intensive und anstrengende Arbeit ist und eine wirklich wertvolle Arbeit für unsere Stadt, und denen sollten unser Jubel und unser Dank zukommen! Danke schön! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Aigner, und ich erteile es ihm, bitte schön.

 

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