Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.12.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 90
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie, es freut mich, dass Sie hier sind!
Ja, ich bin ehrlich gesagt noch immer schockiert ob der Rede, die Sie hier abgeliefert haben, Herr Kollege Kohlbauer. Gerade wenn Sie in einer Aktuellen Stunde mit dem von Ihnen gewählten Titel „Pädagogikkonzepte“ hier herauskommen, hätte ich mir wahrlich etwas anderes erwartet. Pädagogikkonzepte, sprich, Konzepte zur Fragestellung: Wie können wir die beste Bildung für die Zukunft unseres Landes und unserer Stadt gewährleisten? Das wäre für mich die Antwort auf so eine Fragestellung gewesen, und da hätte es mich sehr gefreut, wenn dazu irgendetwas aus dieser Richtung gekommen wäre - es kam aber nichts. Ich könnte dem Titel viel abgewinnen, aber ich habe mich ohnedies schon gewundert und ein bisschen was in diese Richtung erwartet.
Was mich aber noch schockiert hat, das ist, dass auch von Seiten der ÖVP überhaupt keine Entgegnung zu dieser Rede kam, sondern eigentlich noch eine Bestätigung dessen, dass man seitens der Bundesregierung diesbezüglich ohnedies - das verteidigen Sie - auf dem richtigen Weg sei. Aber dass es hier keine Entgegnung zu diesen Diffamierungen gab, hat mich schon wahrlich schockiert. (Beifall bei NEOS, GRÜNEN und SPÖ.)
Gut, Sie gehen den Weg an der Seite der Bundesregierung und wollen auch in Wien den Schritt zurück, den Rückwärtssalto im Bereich der Bildungspolitik. Der Kollege vor mir hat es erwähnt: Kollege Faßmann macht das Ganze nicht aus Überzeugung, sondern es ist ideologiegetrieben, ideologiegetrieben seitens einer FPÖ, die das stark forciert, aber auch einer ÖVP, die da mitgeht. Sie werden nämlich keinen einzigen Bildungsexperten finden, der das gut findet, was Sie hier machen. Es ist weder wissenschaftlich evident noch hat sich das auch in der Praxis bewahrheitet, wie uns das die letzten Jahrzehnte gezeigt haben.
Ich möchte trotzdem etwas zum Thema Kindergärten sagen, weil mir dieses Thema sehr am Herzen liegt, vor allem die Elementarpädagogik und das Verstehen des Kindergartens als erste Bildungseinrichtung. Ich meine, in keiner Altersstufe kann man wirksamer investieren und können Pädagoginnen und Pädagogen mehr bewirken als im Kleinkindalter, als eben im Kindergarten. Da wird die Basis gelegt für die zukünftige schulische, aber auch berufliche Entwicklung, für Erfolge. Und gerade wenn das im Elternhaus nicht immer gewährleistet werden kann - und diese Fälle gibt es -, dann ist der Kindergarten als erste Bildungseinrichtung zu verstehen, um jedem Kind die besten Entwicklungschancen mitzugeben. Da geht es um Chancengerechtigkeit, aber - weil dieses Ziel wahrscheinlich nicht jeder hier in diesem Raum teilt - es geht auch um ökonomische Auswirkungen, die wir damit verbinden, denn wir müssen natürlich daran denken, dass Kinder, die nicht die besten Voraussetzungen für den Start mitbekommen, weder in ihrem Elternhaus, aber dann auch nicht im Kindergarten, dann wahrscheinlich später von der Unterstützung des Staates abhängig sein werden.
Es ist also nicht einzusehen, warum vor allem der Bund im Elementarpädagogikbereich nicht die Handbremse löst. Es ist längst an der Zeit, hier gezielt zu fördern, die Pädagoginnen und Pädagogen zu stärken - und das hängt wesentlich auch von der Ausbildung der Pädagogen ab -, um Kinder gezielt beobachten und fördern zu können. Da sind wir in Österreich leider in beiden Aspekten Nachzügler. Wir brauchen klar kleinere Gruppen, bessere Betreuung. Das schaffen wir aber nur, wenn wir mehr Pädagoginnen und Pädagogen haben. Derzeit haben wir einen massiven Mangel. Das heißt, wir müssen am Berufsbild des Elementarpädagogen massiv arbeiten. Da braucht es mehr Wertschätzung, da braucht es eine Aufwertung dieses Berufs und viel mehr Unterstützung seitens der Politik. Erst dann kann dieser Beruf wieder attraktiv werden, und erst dann können wir von einer Elementarpädagogik für den Bereich des Kindergartens als erster Bildungseinrichtung sprechen.
Es wurde das Thema Mehrsprachigkeit angesprochen: Auch bei der Sprachförderung für Kinder geht es nicht nur um eine Defizitorientierung. Nein! Sprachförderung ist ein wichtiger Grundbaustein bei der Bildung der Kinder. Das beginnt mit der Unterstützung der Muttersprache, denn erst dann kann man gut und richtig Deutsch lernen. Es geht also fraglos um die Unterstützung der Muttersprache, um ein Hinführen zu Deutsch als Gesamtsprache und als Bildungssprache in unserem Schulsystem. Und das bedeutet ein Hinführen zur Mehrsprachigkeit, weil Mehrsprachigkeit immer eine Bereicherung und keine Belastung ist. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Wenn man mit den Elementarpädagogen und -pädagoginnen in der Praxis spricht, dann kommt ganz klar zum Vorschein, dass die Rahmenbedingungen, wie wir sie derzeit vorfinden, sicherlich nicht dazu führen können, dass hier ein erster Bildungsauftrag wahrgenommen werden kann. Die Pädagogen und Pädagoginnen sind massivst überfordert mit den großen Gruppengrößen: Sie stehen allein beziehungsweise teilweise mit einer Assistentin vor 25 Kindern, haben einen unglaublichen bürokratischen Aufwand zu erledigen, sollten aber gleichzeitig jedes Kind gezielt beobachten und fördern. Und solange wir das nicht haben und hier nicht auch seitens des Bundes und der Stadt massiv investiert wird, solange die Pädagogen keine Unterstützung, keine Supervision, kein Stützpersonal und keine Vorbereitungsstunden haben und all das nicht einheitlich geregelt ist, solange können wir den Kindergarten nicht als erste Bildungseinrichtung verstehen, wie wir das gerne verstehen würden. Es ist also höchst an der Zeit zu handeln! - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Herr Vorsitzender! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen!
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