Gemeinderat, 44. Sitzung vom 27.11.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 100
Erlauben Sie mir, als Frauensprecherin meiner Fraktion festzuhalten, dass speziell auch dafür gesorgt wird, dass Mädchen und Frauen in unserer Stadt ein selbstständiges und unabhängiges Leben führen können, und ein ganz entscheidender Grundstein dafür wird in dieser jetzt debattierten Geschäftsgruppe gelegt. Es ist nämlich einfach essenziell für das Weiterkommen, eine gute Ausbildung zu haben, Abschlüsse zu haben und gefördert zu werden, und das von Kindesbeinen an.
Wie wir schon gehört haben, machen die Investitionen in dem Bildungsbereich einen der Hauptbudgetposten im kommenden Jahr aus: Mit insgesamt 1,75 Milliarden EUR investiert Wien in Bildung und damit in die Zukunft der Menschen hier, in das Miteinander und den Zusammenhalt. Bildung eröffnet Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit, und es ist mir eben auch als Frauenpolitikerin ein besonders großes Anliegen, dass Mädchen und Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können. Es geht uns um Gleichstellung, welche einfach die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben ist.
Vor allem wollen wir weg von den überkommenen gesellschaftlichen Mustern. Es geht uns um das Aufbrechen der stereotypen Rollenbilder und Beseitigung der Fragestellung: Was können Mädchen? Was können Mädchen nicht? Was können Buben? Was können Buben nicht? - Das möchten wir aufbrechen.
Wir wollen allen Menschen und vor allem allen jungen Menschen Entscheidungsfreiheit ermöglichen, und ich bin unserem Bildungsstadtrat und Jugendstadtrat Czernohorszky sehr dankbar, dass er auch das Thema Burschenarbeit von Beginn an in den Fokus seiner Arbeit gestellt hat. Die Zielgruppe sind junge Männer, die oft auf Identitätssuche sind, die in ihrer Geschlechterrolle verunsichert sind und daher oft auch leicht empfänglich für stereotype, radikale Ideologien sind. Hier wirken wir entgegen und setzen bereits viele Schwerpunkte.
Wir werden das aber auch noch ausbauen. So haben wir zum Beispiel im Sportbereich in Zusammenarbeit mit Sportvereinen Projekte laufen, in denen Trainer auch als positive männliche Vorbilder fungieren. Das gilt auch für das Kooperationsprojekt „Burschen.Leben.Vielfalt“, auf welches meine Gemeinderatskollegin Marina Hanke noch zu sprechen kommen wird. Burschen in Wien sollen emanzipatorische, gleichberechtigte und egalitäre Männerbilder nähergebracht werden. Das ist einfach ein wichtiger, richtiger Weg, den Wien forciert. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Das wurde an dieser Stelle auch schon angesprochen, und es ist uns durchaus bewusst - und das bildet auch einen Teil unserer Arbeit -, dass in vielen Familien stereotype Rollenmuster immer noch gang und gäbe sind, unabhängig von der Herkunft und dem sozialen Status die Familie. Diesbezüglich gibt es starken Handlungsbedarf, und wir sind hier dran und überzeugt, dass wir auch in dieser Hinsicht entsprechende positive Veränderungen bewirken können. Das verpflichtende Kindergartenjahr sowie die regelmäßige Schulung unserer Pädagoginnen und Pädagogen und die enge Zusammenarbeit mit entsprechenden MultiplikatorInnen sind dabei erste wichtige Schritte.
Zur Kopftuchdebatte möchte ich mich gar nicht lange verbreitern, denn das wurde ja schon bei den letzten Sitzungen hier in diesem Raum und auch gestern und heute immer wieder von FPÖ hervorgezaubert. - Ja. Mit Einzelmaßnahmen ist nicht viel zu tun, und die gesetzlichen Zwänge sind viel zu einseitig. Es geht um mehr. Ich meine, es ist eigentlich sehr durchsichtig und auch sehr einfältig, Integrationspolitik von Ihrer Seite aus nur auf das Thema Kopftuch, auf das Stück Stoff auf dem Kopf von Mädchen und jungen Frauen, zu beschränken. Es geht, wie gesagt, um viel, viel mehr als nur um diese Symbolpolitik. Es geht um die Mädchen und Frauen, und diese dürfen hier nicht instrumentalisiert werden, um Ihre populistische Politik durchzupeitschen!
Das Wort Integration, liebe Kolleginnen und Kollegen von FPÖ und ÖVP, bedeutet, dass man jemanden in seiner Gänze eingliedert und aufnimmt. Was Sie hier betreiben, ist aber genau das Gegenteil davon, nämlich Trennung und Ausgrenzung!
Uns geht es um Prävention statt um Verbote. Uns geht es ums Hinschauen statt ums Verbieten. Uns geht es um Empowerment. Es gibt in dieser Hinsicht - und jetzt möchte ich im Detail zur MA 17 kommen - wirklich ernsthafte, faktenbasierte und faktenorientierte Politik statt Symbolpolitik. Wir haben heute schon vom Integrations- und Diversitätsmonitor gehört, der auch 2019 verstärkt Fakten, Daten und Hintergrundwissen zu Migration, Integration und Diversität liefern wird. - Arbeiten wir doch gemeinsam mit diesen Zahlen!
Auch erwähnen möchte ich das „forum wien.welt.offen“, das 2019 mit dem Schwerpunktthema Partizipation aufwarten wird. Wir wissen, dass rund 29 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Wien einen fremden Pass haben und an einem demokratischen Gefüge nicht teilhaben können. Wir müssen uns hier wirklich sehr explizit gemeinsam mit den ExpertInnen überlegen, wie ein Mittun und Mitwirken möglich sind. Wer schon einmal dabei war, hat das erlebt. Ich bin davon begeistert! Es ist das ein tolles Treffen, und wir können hier viel mitnehmen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Integration ab dem Tag 1 ist auch 2019 unser Schwerpunkt. Vieles wurde schon gesagt, das tolle CORE-Projekt, das Jugendcollege und Interspace wurden schon erwähnt. Es sind also bereits viele Maßnahmen für neu zugewanderte Jugendliche gut angelaufen, die die Lücke schließen und eine Brücke in das Regelsystem, in eine weiterführende Schule beziehungsweise in eine Lehre und in den Arbeitsmarkt darstellen. Das Thema Brückenbauen und das Thema, dass man die Leute an der Hand nimmt und sie weiterbringt, sind hier unsere Prämissen.
Es wird aber auch neue Projekte wie Deutschkurse mit fächerübergreifendem Lernen für SchülerInnen insbesondere in Polytechnischen Schulen, die die MA 17 auch in Kooperation mit dem Stadtschulrat entwickelt und umsetzt, geben. Ebenso geht es aber auch um die Fortsetzung von Basisbildung im Rahmen der Initiative Erwachsenenbildung.
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