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Gemeinderat, 42. Sitzung vom 27.09.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 92

 

Ich möchte vorab ganz kurz denjenigen von Ihnen, die nicht mit uns im Finanz- und Wirtschaftsausschuss sitzen, ein Bild geben, wie es um den E-Commerce-Bereich in Österreich im Moment so steht: Ende 2017 wurde analysiert, dass der E-Commerce-Bereich zehn Mal so schnell wächst wie der Einzelhandel. Das ist schockierend, vor allem für jeden Ladenbesitzer, da muss man natürlich etwas unternehmen, und mit dieser Förderung wollte man das ja lösen. Und die Hälfte - das ist das noch Schockierendere - kauft ihre Waren im Ausland.

 

Nur ein Fünftel des österreichischen Einzelhandels - das heißt, jener Personen, die hier auch einen physischen Laden besitzen und nicht nur online sind - hat bereits einen Onlineshop. Wir sprechen in ganz Österreich immerhin von 40.600 Einzelhändlern.

 

So, das ist jetzt einmal der Status quo, wie es um den Handel und um das Thema E-Commerce in Österreich bestellt ist. Ich möchte jetzt ganz kurz zurückgehen, denn die Förderung, die wir hier jetzt zu beschließen haben, ist ja Geld on top eines, meiner Meinung nach - und wir waren ja die, die am Anfang auch schon nicht zugestimmt haben -, absoluten Flops. Es ist ja 2016 so gewesen, dass die Wirtschaftsagentur, die MA 23, die Wiener Stadtwerke und der Wiener Hafen eine Studie zur Sinnhaftigkeit betreffend das Thema E-Commerce machen ließen, und da gab es durchaus spannende Ergebnisse: Erstens, es gibt extrem hohes Interesse bei den Konsumenten - ja, eh klar, ein zehn Mal so starkes Wachstum ist eine gute Erklärung. Es gibt großes Interesse bei den Unternehmen, allerdings nur, was ihren eigenen Onlineshop betrifft - das ist auch keine große Erkenntnis. Man hat auch gesagt, die öffentliche Hand sollte keine eigene Plattform betreiben - das ist gut, das unterschreibe ich auch -, die Wirtschaftskammer soll als Partner einbezogen werden - das ist passiert -, und es soll City Manager geben.

 

Daraufhin gab es dann diverse Kooperationsverhandlungen, wie man das aufsetzt, und dann hat man gesagt: Okay, man geht auf die Plattform „shöpping“, „shöpping.at“ soll erweitert werden durch „wien.shöpping.at“.

 

Um deutlich zu machen, was man damals schon gewusst hat, möchte ich ganz kurz ein paar Headlines vorlesen. 2016 hat der „Kurier“ geschrieben: „Shöpping: Pech-und-Pannen-Serie geht weiter.“ 2017 hat der „Standard“ geschrieben: „Post-Marktplatz shöpping.at bisher kein großer Erfolg.“ 2017, und da haben wir schon die erste Förderung beschlossen, schrieb die „Presse“: „Shopping bei Shöpping: Der rot-weiß-rote Irrweg der Post.“ Denn: 1.000 Händler waren das Ziel von „shöpping“ österreichweit, wir stehen im Moment - lassen Sie mich kurz nachschauen - bei 330 Händlern aus ganz Österreich, und davon nur 78 aus Wien. Das ist schockierend - und das war eigentlich österreichweit die Lösung!

 

Jetzt hat man gesagt, in Wien wird man das Ganze lösen, indem man hier eine Förderung ausgibt, nämlich eine Förderung für die ersten 150, die sich hier bewerben und die sagen, so, man kriegt maximal 1.000 EUR dafür, dass ich hier einen Onlineshop machen kann. - Jetzt kann ich Ihnen sagen, ein gescheiter Onlineshop kostet wesentlich mehr, aber es ist ein Beitrag. - Und man hat sich zu dieser Förderung entschlossen, und zwar für einen Förderzeitraum von 1.11.2017 bis 31.3.2018.

 

Im letzten Ausschuss haben wir jetzt die aktuellen Zahlen mitgeteilt bekommen: Es haben sich bisher 36 Förderwerber um diese Unterstützung bemüht, und die haben auch nicht einmal alle automatisch diese Fördersumme bekommen. Das heißt, die Höhe der gewährten Förderungen liegt schon definitiv unter 36.000 EUR, wenn man das so hochrechnet, und von den 150.000 EUR, die man vorbereitet hat, wurden eben unter 36.000 ausgegeben.

 

Also man muss sagen, meine Damen und Herren, ein großer Mann - den ich sehr groß finde - hat einmal gesagt: Das ist ein totes Pferd. - Und was wir mit dieser Förderung hier beschließen wollen, ist tatsächlich das Reiten eines toten Pferdes! - Entschuldigen Sie das Zitat von Matthias Strolz. (Beifall bei den NEOS.)

 

Warum ist es tot? - Ich sage es Ihnen ganz offen: Das Angebot wird, und das ist ja ganz klar, hier nicht angenommen. Und das, obwohl man sich bemüht hat, sogar zwei City Manager extra für diesen Bereich einzusetzen - das ist gar nicht in der Fördersumme drinnen, das sind Personalkosten, die noch on top sind und die sicher mit über 150.000 EUR, Daumen mal Pi, zu bemessen sind, denn das sind sehr, sehr gute Fachkräfte, die wir da haben. Ich habe mir die Herren angeschaut. Die können das auch sicher. Nur, das Absurde ist: Gehen Sie einmal auf „wien.shöpping.at“! Diese City Manager findet man gar nicht, die sind nicht einmal verlinkt! Wie komme ich also jetzt als Händler zu diesen Auskunftspersonen, die extra dafür installiert wurden, hier eine Plattform zu betreiben, die keinen interessiert? - Also seien Sie mir nicht böse, diese Förderung ist einfach völliger Humbug! (Beifall bei den NEOS.)

 

So, jetzt heißt es hier im Förderansuchen - sehr nett formuliert, wie ich finde -: „Da die Bemühungen zur Etablierung dieser Wiener Online-Plattform jedoch noch nicht abgeschlossen sind, soll das Unterstützungsangebot weitergeführt werden“ - für jeweils 50.000 EUR aus dem alten Budget. Das heißt, man nimmt jetzt - wofür auch immer, diese Antwort habe ich übrigens noch nicht klar bekommen - 50.000 EUR aus dem eigenen Förderbudget heraus und steckt sie jetzt in Werbung, nehme ich an, und noch einmal 50.000 EUR sollen wir hier aus dem Gemeinderat zuschießen.

 

Was allerdings wieder prekär ist, finde ich - und da muss ich jetzt kurz einen Schwenk machen -, ist auch die Beteiligung der Wirtschaftskammer. Und ich nehme an, die ÖVP stimmt deswegen zu. Warum die FPÖ zustimmt, kann ich mir nicht erklären, Herr Dr. Schock, ich verstehe es nicht. Aber die Wirtschaftskammer stimmt auch zu zu diesem toten Pferd. Und das Arge ist: Sie selbst haben erst vor Kurzem tatsächlich eine Aussendung gemacht beziehungsweise einen Newsletter gemacht, wo Sie eine Werbung zuließen: Wenn man sich an einer Umfrage beteiligt, gewinnt man etwas, und zwar keine „shöpping“-Gutscheine, nein, sondern Amazon-

 

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