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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 25.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 99 von 149

 

chen, hätte ich wahrscheinlich sehr viel früher noch viel besser Englisch können, aber nicht Deutsch. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 

So, was machen wir jetzt, damit wir das besser hinkriegen? Jetzt kommt Unterstützung von Kindergarten und Schule. Und was macht die Bundesregierung? Integrationspaket, was übrigens genau das geleistet hat, von ÖVP und SPÖ eingeführt: jetzt leider gestrichen. Da gehen in Wien 300 PädagogInnen verloren. Ersatzlos weg. 300 werden gestrichen, nur in Wien.

 

300 PädagogInnen gestrichen von der ÖVP und der FPÖ, die gleichzeitig fordern - die FPÖ sagt das ohnehin nicht, aber die ÖVP sagt das: Man muss doch mehr Leute in die Schule bringen zum Unterrichten. Man muss mehr Leute hinbringen zum Helfen. Ich bin ja bei Ihnen, natürlich sollte es so sein! Sie machen nur das Gegenteil, wo Sie zuständig sind.

 

Dann kommen die Deutschklassen. Was ist die Idee von Deutschklassen? Dass man Kinder, die nicht gut Deutsch können, zusammensetzt und dann sagt: Und jetzt zeigen wir es euch! Nicht: Redet mit anderen Kindern, lernt es beim Tun! (GR Armin Blind: ... können ja nicht mehr Deutsch!) Das, was man bis jetzt gemacht hat. Der Versuch war: Die sind in einem Regelbetrieb drin und bekommen extra Deutschstunden dazu. Hat das hervorragend geklappt? Nein. Aber ist das der bessere Zugang? (VBgm Dominik Nepp, MA: Nein!) Ja! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 

Denn das, was jetzt versucht wird - und deswegen haben sich ja so viele Direktoren und Direktorinnen gewehrt (GR Mag. Wolfgang Jung: Wie ist das bei Klassen, wo 80 Prozent Schüler sind, die nicht Deutsch können?), deswegen gibt es diese große Elternverunsicherung -: Schnell, schnell wird herumgepfuscht, mit irgendetwas machen wir im Herbst Deutschklassen, denn das brauchen wir gerade. Weil wir 12-Stunden-Tag machen und damit die Leute etwas anderes zum Reden haben, machen wir das auch noch.

 

Das Minimum wäre ja gewesen, dass man sich ein Jahr lang überlegt: Wie macht man das schlau? Jetzt hat man auf die Schnelle noch eine Einigung mit Wien zusammenbasteln können, dass dort, wo diese Idee einfach daran scheitert, dass es keinen Platz gibt - man kann nämlich nicht einfach, wenn man eine Schule hat, neue Räume über Nacht erfinden. Das hat sogar die Bundesregierung eingesehen und schon einmal gesagt: Gut, dort, wo das nicht geht (GR Mag. Wolfgang Jung: Auch Lehrer ...) - da gibt es gerade frisch eine Einigung -, dort, wo das nicht möglich ist, wird man das anders lösen, nämlich mit integrierenden Maßnahmen innerhalb einer Klasse.

 

Was kann man jetzt in Wien tun für die 19.000 Kinder, die jedes Jahr in Wien geboren werden und die hier gemeinsam aufwachsen? Alle, die hier sind, sind von hier. Alle, die hier geboren sind, der größte Teil davon, werden die nächsten Jahre in Wien sein, wahrscheinlich Jahrzehnte. Die ersten zwei verbringt man dann meistens in der Stadt, in der man geboren ist. Was kann man dort machen?

 

Jetzt bekommen wir in der Schule tatsächlich einen Haufen Prügel zwischen die Beine geworfen von der Bundesregierung. Das ist so. Wir können nicht einmal alles dort selber lösen, weil wir nicht für alles allein zuständig sind. Das muss man auch gelten lassen.

 

Wo wir tatsächlich nachhelfen können und wo es notwendig sein wird in den nächsten Jahren, ist, damit die Sechsjährigen erst gar nicht aussortiert werden und ein, zwei volle Jahre - das hat sich auch noch keiner überlegt, oder? - die Sechsjährigen dann vielleicht vier Semester woanders sitzen, Deutsch lernen und dann mit acht oder achteinhalb - achtdreiviertel, wann man halt eingeschult worden ist -, mit achteinhalb zurückkommen und mit den Sechsjährigen in der gleichen 1. Klasse sitzen.

 

Das ist jetzt nicht so ein super Konzept. Das hat man sich noch nicht zu Ende überlegt, was das wieder bedeutet, wenn pro ... (VBgm Dominik Nepp, MA: Die ganze Integration ist kein „super Konzept“! - Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Wie das ausgehen soll und wie das funktionieren soll, hat sich niemand zu Ende überlegt. Ich glaube ja, dass da eher der Wunsch dahintersteht: Es sind nicht zwei Jahre weg, sondern die verschwinden einfach irgendwie. Das ist der Plan. Der wird nur nicht aufgehen, das werden Sie schon noch sehen. (VBgm Dominik Nepp, MA: Verschwinden tun nur die GRÜNEN aus dem Parlament!)

 

Da jedes Kind unabhängig von der Herkunft eine Zukunft verdient hat, machen wir in Wien Politik für alle Kinder, wurscht, wo deren Eltern herkommen, weil halt einmal ein Neugeborener - heute sind sie ohnehin x Mal zitiert worden, die Babys, wo sie denn jedem leid getan haben -, weil die nichts dafür können, ob ihre Eltern schlau sind, fleißig oder sonst etwas. Weil das keine Leistung ist, eine Herkunft, sondern wenn schon, ist das eine Leistung, was man nachher tut. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 

Wir werden, so gut wie wir können, das Integrationspaket auflösen und 300 wieder neu anstellen. So leicht geht das alles nicht. Wir bauen die zusätzlichen Assistenzleute, also PädagogInnen, PsychagogInnen, in den Schulen aus. Der Antrag jetzt war, schnell-schnell die 100, na ja, besser sind 200, besser sind 300. Wir bauen das aus, wie es im Koalitionsvertrag ausgemacht ist, und es wird jedes Jahr mehr geben. Wir haben letztens einmal mit 24 angefangen und hoffen, nächstes Jahr die 100 erreichen zu können.

 

Dort, wo tatsächlich etwas geleistet werden kann, damit die Sechsjährigen nicht aussortiert werden - was echt grob ist, ja, und wenn man das spürt: Man sieht die Bilder aus den USA, wo man Kinder von ihren Eltern wegsperrt, und ist fassungslos. Man sieht, wie im Mittelmeer kleine Kinder angespült werden, und ist fassungslos.

 

Der emotionslose Umgang von so vielen Leuten, die da offensichtlich nur Zahlen sehen, irgendjemand mit dem falschen Pass oder irgendetwas, das ist echt, das ... Ich habe selber drei Kinder, es tut ... Also man spürt das, und man spürt vor allem, dass Sie nichts spüren, und das ist echt, sagen wir nicht gleich - o ja: Es schmerzt

 

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