«  1  »

 

Gemeinderat, 34. Sitzung vom 22.03.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 97

 

tung gibt. Das ist ganz wichtig für junge Frauen, junge Mädchen, die es vielleicht nicht so auf die Butterseite des Lebens geworfen hat, die eine Anlaufstelle brauchen, an die sie sich sehr vertrauensvoll wenden können, wo sie von Profis, von eigens geschulten GynäkologInnen für junge Frauen untersucht und, wenn es möglich ist, auch weitervermittelt werden. Denn auch das hat First Love im Angebot: Dass sie sich als Erstanlaufstelle verstehen, aber natürlich dann in weiterer Folge als Vermittlungsstelle.

 

Die zweite Schiene von First Love ist die mobile Beratung. Das ist eine Beratung, die mehrstündige Workshops für Jugendliche anbietet, die von Schulen angefordert werden können, aber natürlich auch in außerschulischen Jugendgruppen arbeitet. Da geht es ganz massiv darum, einfach die relevanten Informationen in einer Qualität, die es heutzutage einfach gibt, die zeitgemäß ist, an die Jugendlichen weiterzugeben und auf die Fragen der Jugendlichen einzugehen. LehrerInnen sind dabei nicht anwesend, sondern da wird in ganz eigen geschützten Workshops gearbeitet. Das halte ich für sinnvoll, wenn es um Empowerment und nachhaltiges Handeln für Jugendliche im Bereich der Sexualität geht. Sehr wichtig ist auch, dass das Thema sexuell übertragbare Krankheiten und Infektionen behandelt wird. Es geht darum, über Verhütungsmittel aufgeklärt zu werden, damit ungewollte Schwangerschaften verhindert werden können. Es geht darum, wie man den eigenen Körper wahrnimmt. Es geht darum, wie man mit Abweisung, mit dem eigenen Wollen und auch dem des Partnern oder der Partnerin umgeht. Das sind ganz wichtige Fragen, die sowohl online als auch in telefonischen und Face-to-Face-Beratungen und Workshops behandelt werden.

 

First Love ist eine Anlauf- oder Beratungsstelle beziehungsweise eine Initiative, die in diesem Bereich arbeitet. In Wien gibt es viele, viele andere auch, und darüber bin ich auch sehr froh. Ich möchte Ihnen allen von dieser Stelle einen großen Dank aussprechen, denn diese sexuelle Bildungsarbeit in einem Feld, das so tabuisiert ist, ist sicher keine leichte, aber daher eine umso wichtigere. Diesen multiprofessionellen Teams, die dort tätig sind, von ÄrztInnen, JunggynäkologInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, bis hin zu FamilienplanungsberaterInnen, ihnen allen möchte ich von dieser Stelle ein großes, großes Dankeschön aussprechen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Ehrlich gesagt, würde ich mich gar nicht so ausbreiten über eine Subvention, die ich im Jahre 2018 so was von selbstverständlich und logisch halte, wenn nicht von Seiten zweier Oppositionsparteien ein so vehementes Nein zu dieser Subvention kommen würde - mit der Begründung, es gehe hier um Schwangerschaftsabbruch, es würden hier Informationen zum Schwangerschaftsabbruch vermittelt werden. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Das habe ich nicht gesagt!) - Sie werden es aber trotzdem ablehnen. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Wir haben auch begründet, warum!) Ich weiß es auch von der FPÖ. Und wenn Sie irgendeine klitzekleine Kleinigkeit als Grund nehmen, dann ist das für mich ein großer Vorwand.

 

Ich führe auch noch einmal an, warum ich das so besorgniserregend finde: Diese zwei Fraktionen, ÖVP und FPÖ, sind ja nicht irgendwelche Fraktionen, sondern sie sind die Fraktionen, die diese Bundesregierung stellen. Es sind die Fraktionen, die im Regierungsübereinkommen etwas hineingeschrieben haben, das bei mir den Verdacht erhärtet, dass es um eine Verschärfung der Fristenregelung geht, nämlich den Zusatz, dass vor Schwangerschaftsabbruch eine ärztliche wie auch eine soziale Beratung kommen sollen. (GRin Elisabeth Schmidt: Ist doch gut so!) - Ja, Beratung ist gut, aber heute werden Sie einer Beratungsstelle nicht zustimmen und ich frage mich: Wenn es um Sexualberatung geht, ist Ihnen dann jede Beratungsstelle recht, oder haben Sie da ganz spezifische Beratungsstellen im Kopf? (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Gibt es ausreichend Beratungsstellen? Gibt es einen Beratungszwang oder einfach ein Beratungsangebot? Kann hier ergebnisoffen beraten werden, oder muss sozial begründet werden, warum eine Frau, die keine Schwangerschaft haben will, ihren Abbruch machen lassen will? Das alles sind ganz wesentliche Fragen, die die Gesundheit von Frauen ganz stark beeinträchtigen, denn jede Hinauszögerung, jede zusätzliche Woche einer ungewollten Schwangerschaft verschärft die Problematik und wirkt sich nachteilig auf die Gesundheit, auf die Psyche von Frauen, die ungewollt schwanger sind, aus.

 

Ich möchte es hier einfach gesagt haben: Ich bin sehr alarmiert über diese vielen, vielen Zeichen, die ich dahin gehend deute, dass die Fristenregelung in Österreich verschärft werden könnte. Schimpfen Sie mich Pessimistin nach dieser Periode, die Sie regieren, das nehme ich gerne zu Kenntnis. Zeigen Sie hier, dass Sie da Verbesserungen vorhaben und im Sinne von reproduktiven Grundrechten arbeiten werden. Alles, was ich bisher wahrnehme, geht aus meiner Sicht ganz genau in die gegenteilige Richtung, nämlich dass Sie sexuelle und reproduktive Rechte aushöhlen wollen, dass Sie Frauenrechte aushöhlen wollen, dass Sie von Beratung reden, aber gleichzeitig die Subvention an Frauenberatungsstellen einstellen wollen. Das geht für mich nicht zusammen, da spießt sich etwas, und ich deute das in die Richtung, dass Sie eben ganz gezielt Frauenrechte unterminieren und auch sukzessive das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Frage stellen wollen.

 

Das alles sind Errungenschaften der zweiten Frauenbewegung, ich erwähne das, weil meine Kollegin Martina Ludwig-Faymann noch in einem gemeinsamen Resolutionsantrag darauf eingehen wird. Frauenrechte, die von Frauen vor vielen Jahren erkämpft wurden und jetzt, wie gesagt, sukzessive abgebaut werden. Ich meine beispielsweise die Möglichkeit der Frauenhäuser, direkt in Kontakt mit der Polizei an verbesserten Opferschutzmaßnahmen mitzuwirken. Das Innenministerium sagt den Frauenhäusern, ihr könnt das gern machen, aber das wird nicht mehr bezahlt. Die Expertise würden wir vielleicht noch nehmen, aber das wird nicht mehr bezahlt, oder möglicherweise will man auch die Expertise

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular