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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 15.12.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 124 von 138

 

ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle fest: Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und NEOS mehrstimmig angenommen.

 

22.36.46 Es gelangt nunmehr Postnummer 45 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschulen. Hier ist auch kein Redner gemeldet. 22.36.54 Daher kommen wir sofort zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer 45 seine Zustimmung erteilen will, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung von SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und NEOS, und somit mehrstimmig angenommen.

 

22.37.10 Wir kommen zu Postnummer 46 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein poika - Verein zur Förderung von gendersensibler Bubenarbeit in Erziehung und Unterricht. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Wehsely, die Verhandlung einzuleiten.

 

22.37.25

Berichterstatterin GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Danke. Ich bitte um Zustimmung.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Sie haben das Wort.

 

22.37.33

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP)|: Danke. Herr Vorsitzender! Geschätzte Abgeordnete!

 

Zu dieser späten Stunde nehme ich das Ende meiner Rede vielleicht gleich vorweg: Wir werden die Förderung dieses Vereins ablehnen. Und zwar nicht aus ideologischen Gründen, wie Sie vielleicht meinen könnten, sondern aus rein faktischen Gründen.

 

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein vorrangiges Ziel der Politik, und das ganz zu Recht, denn Intoleranz, Mobbing und Respektlosigkeit Frauen und Männern gegenüber sind jederzeit abzulehnen. Die Würde eines jeden Menschen ist absolut unverletzlich und immer zu achten, und zwar unabhängig von Alter, Ethnie und Geschlecht.

 

Bei dem vorliegenden Verein poika liegt jedoch eine These zugrunde, die wissenschaftlich schlicht und ergreifend nicht haltbar ist, nämlich die Idee, dass das Geschlecht dekonstruierbar wäre oder als soziales Konstrukt frei ausgewählt werden könnte. Das ist eine radikale Ausformung der Gendertheorie, die schlicht und ergreifend nicht beweisbar ist.

 

Ich werde Ihnen ein paar Beispiele bringen. Es gibt ja zahllose Beispiele, es gibt zahllose Studien. Ich werde drei nennen, zuallererst eine österreichische, und zwar eine des Wissenschaftsfonds. Ich darf zitieren: „Die Wissenschafter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie haben in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin und dem Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik eine wesentliche Erkenntnis gewonnen, indem sie feststellten, dass sich die Geschlechtsidentität im Gehirn widerspiegelt.“

 

In Deutschland: Für den Frankfurter Biologen Prof. Hans Peter Klein ist die Überzeugung, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen biologischem und sozialem Geschlecht gibt - ich zitiere: „eine Annahme und keineswegs eine wissenschaftlich belegte Tatsache. Die Gendertheorie ist mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht in Einklang zu bringen.“ (GR Peter Kraus, BSc: Das ist ja Sozialwissenschaft!)

 

Oder schauen wir in den englischsprachigen Raum: Der kanadische Universitätsprofessor für Psychologie Dr. Jordan Peterson hält die Idee, dass Geschlechtsidentität einer persönlichen Wahl unterliegt, für schlichtweg - ich zitiere: „absurd“.

 

Wir diskutieren hier also nicht über die Gleichstellung von Mann und Frau oder gleiche Rechte und gleiche Pflichten oder die Aufteilung von Pflichten im Haushalt. Wir diskutieren hier über eine Idee, die im Zeichen der bewussten Dekonstruktion jeglicher Identifikationsmöglichkeiten steht, und noch dazu über eine Idee, die einfach nicht richtig ist. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

 

Wir sind der Meinung, dass solche wissenschaftlich nicht belegbaren, ideologischen Thesen nicht auf Kinder angewandt werden dürfen. Das ist zutiefst unverantwortlich. Wir bringen daher einen eigenen Antrag ein, der zwei Aspekte behandelt. Einerseits sind wir der Ansicht, dass um Fördergelder ansuchende Vereine nach einem gewissen Kriterienkatalog beurteilt werden müssen. Und zwar soll in diesem geprüft werden, ob die faktische Arbeit des Vereins an der nicht zutreffenden These der Dekonstruierbarkeit der Geschlechter orientiert ist. Denn das ist, wie gesagt, unverantwortlich.

 

Zweitens ist die Biologie inzwischen so weit, anzuerkennen, dass es medizinisch relevante Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Also Männer und Frauen reagieren auf gewisse Therapien und auf gewisse medizinische Produkte anders. Dementsprechend ist es unserer Meinung nach notwendig, vermehrt zu forschen, wie sich medizinische Produkte auf Männer und Frauen unterschiedlich auswirken.

 

Ich bringe einen dementsprechenden Antrag ein und ersuche um Zustimmung. Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch. Ich erteile ihr das Wort.

 

22.41.52

GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal, auf der Galerie, via Livestream!

 

Ja, Frau Kollegin Hungerländer, Ihr Antrag hatte ja bereits einen Schatten bis zu den MA 57-Akten am Nachmittag geworfen und liegt uns jetzt hier bei dem Poststück zum Verein poika vor - poika, der so viel Tolles, Richtiges in Sachen Förderung von gendersensibler Bubenarbeit in Erziehung und Unterricht leistet.

 

Da auch gleich einmal vorweg: Nur weil wir in der Stadt Wert legen auf Gender Mainstreaming, nur weil wir in der Stadt Vereine wie poika fördern und uns die Expertise dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in Arbeitskreisen zu profeministischer Männerarbeit holen, heißt das noch lange nicht, dass die Stadt Wien den Anspruch hat, das biologische Geschlecht aufzuheben. Unser Anspruch ist Frauenförderung in allen Belangen, unser Anspruch ist Gleichstellung der Geschlechter, und Gender Mainstreaming bedeutet für uns, alles in der

 

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