«  1  »

 

Gemeinderat, 31. Sitzung vom 15.12.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 138

 

Die vorliegenden Poststücke beschäftigen sich alle mit sehr wichtigen Maßnahmen und Subventionen und Unterstützungen für Vereine, die in der Frauenpolitik und in der Frauenunterstützung, -beratung und -hilfestellung angesiedelt sind. Es sind insgesamt 13 Vereine, die die Stadt Wien unterstützt, mit 1,32 Millionen EUR, und ein ganz besonders wichtiger Beitrag liegt auch in der Mehrjahresvertraglichkeit, die auch in den Akten zugrunde liegt. Drei Jahre, um hier auch den Vereinen eine Planungssicherheit und eine Zukunftsarbeit zu ermöglichen. Das halten wir gerade auch im Bereich der Frauenarbeit für ganz besonders wichtig.

 

Um was geht es denn inhaltlich konkret? Es geht darum, dass wir immer noch in vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen Benachteiligungen und Diskriminierungen von Frauen erleben und wahrnehmen können. Die Stadt Wien, wie auch Einrichtungen des Bundes oder auch der Europäischen Union nehmen diese Diskriminierungen nicht nur wahr und können sie beobachten, sondern wollen eben auch gemeinsam mit vielen Partnerinnen ganz konkrete Maßnahmen setzen.

 

Und wenn man sich die einzelnen Vereine genauer ansieht, dann sieht man, dass es natürlich da oder dort Überschneidungen gibt, sie sich aber im Grunde unterschiedlichen Phänomenen der Diskriminierung von Frauen in der Gesellschaft annehmen und sich damit beschäftigen. Die Bandbreite beginnt einerseits bei sozioökomischen Faktoren, die insbesondere in der Bildungsarmut liegen. Sehr viele Frauen kommen noch aus gesellschaftlichen Verhältnissen, die es eben nicht möglich machen oder auch nicht gekannt haben, dass Frauen eine sehr gute und ausreichende Bildung bekommen. Um diesen Bereich auszugleichen und diese Diskriminierung abzubauen, gibt es eben zum Beispiel Vereine, die sich der Beratung, der Unterstützung und Schulung von Frauen ganz besonders annehmen.

 

Eine weitere ganz wichtige Sache in der Frauenpolitik und auch in der Frauenförderung ist natürlich der Gewaltschutz. Einerseits die Prävention, aber, und darauf legen wir auch ganz besonders viel Wert, auch die Unterstützung von Frauen, die physischer Gewalt, struktureller Gewalt ausgesetzt sind, und natürlich körperlicher Gewalt. Es gibt hier zum Beispiel auch einen Verein, der sich ganz besonders auf die Gewalterfahrungen von Frauen auf der Flucht spezialisiert hat, da das noch einmal ein ganz besonders Trauma ist. Und auch wenn es um eine Gewalterfahrung geht und sich andere Vereine auch mit Gewalterfahrungen auseinandersetzen, so liegt hier halt die Spezifikation bei der Gewalterfahrung auf der Flucht und wie man diesen Frauen, die natürlich auch mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, helfen kann, welche Hilfemaßnahmen sie auch im Gesundheitssystem bekommen können, welche Unterstützung, welche Therapien, und wie man ihnen eine menschenwürdige Zukunft auch ermöglichen kann.

 

Eine besondere Diskriminierung und Problemlage beschäftigt sich ja mit der Frage von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wobei es bei Familie nicht nur um die Frage der Kinderbetreuung geht, sondern ganz besonders auch um die Frage der Pflege von Angehörigen, nicht nur von alten Angehörigen, sondern - ganz, ganz besonders herausfordernd - zum Beispiel das Familienhospiz oder die Pflege von mehrfach behinderten Kindern. Das kann man sich ungefähr vorstellen, diese Frauen sind ganz besonderem Druck und ganz besonderen Herausforderungen ausgesetzt.

 

Es geht aber auch um die Frage der Diskriminierung von Frauen im Bereich von Machtbeziehungen. Und das ist natürlich ein Thema, das in den letzten Wochen und Monaten durch die „#MeToo“-Initiative auch besonders wieder in den Vordergrund gestellt wird. Aber Machtbeziehungen können ganz unterschiedlicher Natur sein, nicht nur innerhalb eines Arbeitsplatzes, sondern zum Beispiel auch Machtbeziehungen und Sexualdelikte an Frauen, die Lernschwierigkeiten oder Mehrfachbeeinträchtigen haben, wie es im Verein Ninlil zum Beispiel der Fall ist - ein ganz wichtiges Angebot, wie man sich vorstellen kann.

 

Also das sind in Summe viele, viele Vereine, die sich unterschiedlichen - und das ist, glaube ich, auch wichtig -, speziellen Benachteiligungen von Frauen angenommen haben, versuchen, Frauen mit ganz vielen Maßnahmen - Beratung, Intervention, Information, Therapie, Begleitung - zu helfen, zu unterstützen und die Diskriminierung schlussendlich auch gesellschaftlich, gesellschaftspolitisch abzubauen. Und dazu gehört, und das ist, glaube ich, ganz wichtig, ein sehr niederschwelliger, sehr zielgruppendirekter Zugang, den halt diese Vereine, die sich sehr stark auch aus der jeweiligen Community speisen, ganz besonders haben. Man kann sich vorstellen, dass vielleicht nicht jede schon bestehende Institution geeignet ist, um hier Ansprechpartnerin für diese Frauen zu sein, und deshalb schafft man eigene Räume und eigene Vereine und unterstützt sie auch, weil sie diesen niederschwelligen Zugang zu den betroffenen Frauen haben. Und wenn dann in diesen Vereinen, weil man den Zugang schon hat, auch noch Deutschkurse angeboten werden, dann halte ich das nicht für kritikwürdig, sondern für unterstützenswürdig, und finde, das ist eine eher smarte Zugangsweise. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich finde auch nicht, dass man den Vereinen vorwerfen kann, dass sie dafür zuständig wären, die allgemeine statistische Datenlage, also quantitative und qualitative Erkenntnisse in den jeweiligen Bereichen dieser Vereine irgendwie zu erheben. Ich glaube, das ist vollkommen illusorisch. Das kann man ihnen auch nicht vorwerfen. Woher der Verein LEFÖ wissen soll, wie die Dunkelziffer im Bereich von Zwangsverheiratungen oder Genitalverstümmelungen liegen soll, ist mir schleierhaft. Das kann der Verein auch gar nicht leisten. Das sollten meiner Ansicht nach eigentlich jene Behörden leisten können, die dafür zuständig sind, nämlich das Innenministerium oder auch die Gewaltstatistiken der Polizei und des Innenministeriums.

 

Also bleiben wir dort, wo wir auch hingehören, nämlich bei der direkten Arbeit mit den Frauen und der direkten Unterstützung der Frauen. Ich bin sehr stolz, dass wir in einer Stadt leben und in einer Stadt politisch aktiv sein dürfen, wo Frauen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und mit ihren ganz unterschiedlichen sozioökomi

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular