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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 28.09.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 102

 

Ich möchte rund um Schulen auch nur auf einen Punkt eingehen, weil, nicht nur im Wahlkampf, auch darüber geredet wird, welche Aufgaben, welche Probleme, welche besonderen Probleme eine Großstadt hat. Natürlich ist das nicht dasselbe wie die Gemeinde Weiler in Vorarlberg, in der meine Eltern wohnen, wo halt nur 1.700 Leute sind. Da ist Vielfalt. Gibt es dort auch. Aber dort findet halt alles an einem Ort statt. Bei uns differenziert sich das ein bisschen. Deswegen mehr Bedarf. Es sind sich alle einig, dass Wien andere Aufgaben als kleine Dörfer oder kleine Städte hat. Darin sind sich alle einig. Bei der Problembeschreibung, wenn man die Dramatisierung weglässt, könnten wir wahrscheinlich auch noch Einigkeit in manchen Fragen herstellen.

 

Dann sagt man, man hätte Lösungsvorschläge, zum Beispiel den Chancen-Index der Arbeiterkammer zu nehmen. Von mir aus kann auch die Industriellenvereinigung einen Chancen-Index errechnen. Er wird nicht weit abweichen können. Wenn man den Bedarf in Schulen in Wien berechnet, kommt nach dem Chancen-Index der Arbeiterkammer heraus, wenn wir das in Österreich fair verteilen, was die ursprüngliche Idee der Bildungsreform, ein Chancen-Index für ganz Österreich, war, gescheitert am Veto der Volkspartei, würde es bedeuten, dass wir in den Volksschulen aktuell 1.605 und in den NMS auch noch 1.108 LehrerInnen mehr hätten. So genau habe ich das ausgerechnet. Also 2.700 LehrerInnen in den Pflichtschulen in Wien. Wenn man das so durchrechnet, fahren dann alle auf die entsprechenden Konferenzen. Es sind alle Bundesländer dort. Überall, wo ÖVP oben steht, heißt es natürlich Nein, weil man sieht wohl die Aufgabe von Wien, man sieht, was gemacht werden soll, aber dort stimmt man mit Nein, nicht, weil man den Bedarf nicht sieht, sondern echt aus dem ideologischen Hintergrund, Wien soll diese Probleme selber mit dem eigenen Geld lösen, was es viel schwieriger macht.

 

Da passt das Bashing dann wieder gut dazu, das in einem gewissen Ausmaß stattfindet. Wenn man, wie ich, in Vorarlberg aufwächst, dann hört man eh dauernd, Wasserkopf Wien. Dort hat halt nicht jeder eine grundpositive Einstellung gegenüber der Bundeshauptstadt. Aber so, wie es jetzt ist, habe ich es noch nicht gekannt. Wenn ich mit Verwandten rede, glauben sie wirklich, ich wohne irgendwo, wo es irre gefährlich ist. Dass ich noch einmal freiwillig mit dem Zug zurückfahre, können sie sich dann zwischendurch fast nicht vorstellen. Da braucht man echt Überzeugungsarbeit. Es hat die ÖVP wirklich geschafft, quer in die Gemeindestuben, in jedes kleine Dorf hinein, eine Geschichte über Wien zu erzählen, die mit der Realität gar nichts zu tun hat. Jetzt könnte man sagen, sie führen Wahlkampf und probieren es dort. Nicht geschenkt, aber okay.

 

Aber dass wir, wenn wir in Wien sind, nicht gemeinsam um die Sachen kämpfen, verstehe ich nicht, wieso man nicht gemeinsam sagt, ich sehe den Bedarf, wir brauchen mehr Sprachkurse, da macht man mehr. Aber wir könnten noch mehr brauchen. Wir würden diese zusätzlichen LehrerInnen brauchen. Die Unterstützung der Oppositionsparteien in den Fragen ist dünn - das ist ein freundliches Wort in der Frage - und bei manchen gar nicht vorhanden. Das ist schade! Natürlich würden wir das alles brauchen, um umzusetzen, was andere auch versuchen.

 

Jetzt machen wir viel. Wir strengen uns an. Wien bemüht sich. Wir haben den Ausbau ganztägiger Schulformen. Aber dann kommen wieder ein paar und sagen ideologisch, warum sie dagegen sind. Im nächsten Ausschuss werden wir dann wieder die katholischen Privatschulen beschließen, die natürlich alle den ganzen Tag offen haben, wo alle Kinder den ganzen Tag sind. Diese machen das, wo der Anteil an ÖVP-Klientel eine Spur höher als bei den öffentlichen Schulen ist. Aber die öffentlichen Schulen sollen das nicht haben!

 

Jetzt haben wir den bundesweit höchsten Anteil an ganztägigen Schulen. Wir verdoppeln das Unterstützungspersonal. Wo Wien kann, helfen wir nach. Brauchen würden wir die Unterstützung aller anderen Bundesländer. Brauchen könnten wir in Wien die Unterstützung aller Parteien. Haben wir nicht. Was wir brauchen, sind mehr Ressourcen. Wir versuchen, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, wo wir können. Es ginge besser, wenn alle zusammenhelfen würden.

 

Es geht nicht nur um die Anzahl der Lehrer und Lehrerinnen. Fast alle Großstädte haben ähnliche Aufgaben in Europa. London war lang in diesem Bildungsstatus. London war innerhalb Englands die schlechteste Region mit den schlechtesten Ergebnissen. Jetzt nicht mehr. Es hat eh lange gedauert. Es dauert eine Weile. Das macht man nicht in drei Jahren, sondern länger. Mittlerweile ist London Nummer 1 der Städte in Großbritannien. Sie haben dort eine Menge machen können, die Nachqualifizierung der Lehrkräfte. Sie haben schwierige Schulen und nicht schwierige zusammengespannt. Sie haben die Lehrer und Lehrerinnen - das macht man nicht nur in London, sondern das machen andere Länder auch -, die am erfolgreichsten waren, aus ihren Schulen herausgenommen und in schwierigere Schulen oder Schulen mit mehr Bedarf gesteckt. Das heißt dort „Teach First“. Das gibt es bei uns auch mit „Teach For Austria“, Leute, die diese Vorschläge bringen. An alldem kann man arbeiten, wenn man daran interessiert ist, dass es allen Kindern in der Schule gut geht und alle alles lernen können. Das glaube ich halt nicht allen, dass es ihnen wichtig ist, dass es allen Kindern gut geht.

 

Diejenigen, die das ernst meinen - ich habe immer eine Resthoffnung - bitte ich, unterstützen Sie Wien bei den Bemühungen, österreichweit Fairness für Wien in dieser Frage mit den anderen Bundesländern herzustellen. Setzen Sie sich mit uns für einen Chancen-Index über ganz Österreich ein! - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.52.06

GR Maximilian Krauss (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Herr Kollege Ellensohn, auch ich habe mit einer etwas breiteren Debatte gerechnet. Also werde auch ich ein bisschen umstellen müssen.

 

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