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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 28.09.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 102

 

ganz offen sagen, weil die Seriosität bei dieser Institution dann einfach leidet. Es gibt ganz einfach Punkte, wo man mit den Volkshochschulen gemeinsam arbeiten könnte. Ich war wirklich überrascht, es muss noch unter Mario Rieder als Geschäftsführer gewesen sein, dass anscheinend die Order hinausgegangen ist, es wird jeder Kurs geöffnet, wurscht, ob der Break-even geschafft wurde oder nicht. Ich meine, das kann man nicht. Man kann nicht bei einem ersten Teilnehmer öffnen, sondern man muss schon auf den Break-even schauen, wie viele Teilnehmer man braucht. Dann wird der Kurs geöffnet. Ansonsten geht es nicht. Ich meine, das ist eine Milchmädchenrechnung.

 

Das Zweite ist, dass das Angebot teilweise so breit verstreut ist, dass die Leute sagen, sie würden es gerne machen, aber es ist ihnen einfach zu weit, zum Beispiel bei den Elternschulungen. Ich möchte es erklären, Elternkurse, die angeboten werden. Da gibt es zum Beispiel einen Elternkurs „Erkennen von Ängsten bei den Kindern“. Dann muss man aber nach Donaustadt fahren, weil sonst wird er nirgendwo angeboten. Dann gibt es den Kurs „Konflikte mit Kindern“. Da muss man aber nach Favoriten fahren, weil er sonst nirgendwo angeboten wird. Dann gibt es die „Entscheidungshilfe Schulauswahl“ zum Beispiel nur in Hernals. In Wirklichkeit muss man quer durch Wien fahren. Die Frage ist, ob es nicht effizienter und klüger wäre, Zirkelveranstaltungen zu machen, wo man sozusagen diese Zirkelveranstaltung in jeder VHS anbieten würde. Da würde man auch wieder mehr Kunden bekommen, und die Volkshochschule braucht neue Kunden.

 

Ich sage es jetzt noch einmal, es gibt viele Punkte. Ich glaube, dass es wirklich notwendig ist, dass wir ein Sanierungskonzept erarbeiten. Wir bringen diesbezüglich heute auch einen Antrag ein:

 

„Der Wiener Gemeinderat fordert den zuständigen amtsführenden Stadtrat auf, ehestmöglich gemeinsam mit den Wiener Volkshochschulen und unter Einbindung aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen ein Sanierungskonzept, welches auch eine neue strategische Ausrichtung mitumfassen soll, zu erstellen.“

 

Denn es geht nicht darum, ob man Volkshochschulen will. Es geht darum, dass man die Volkshochschulen fit machen muss. Da müssen wir einfach zusammenarbeiten und schauen, dass sie gut dastehen.

 

Ich gebe noch zu bedenken, die Rücklagen sind mittlerweile bei den Volkshochschulen so gering, dass sie sich nicht einmal die Sanierung der VHS Ottakring leisten können. Insofern brennt der Hut! - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.43.00

GR David Ellensohn (GRÜNE)|: Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Wir haben in Österreich 272 Volkshochschulen und ungefähr 500.000 KursteilnehmerInnen. Wahrscheinlich haben auch in diesem Haus einige in den vergangenen Jahren an Kursen teilgenommen, ich jedenfalls schon. Was mir nirgendwo aufgefallen wäre, weil das jetzt die Vorrednerin gesagt hat, ist, dass irgendwo ein Kurs abgehalten wird, wenn nur eine Person dort ist. Es steht doch eh jedes Mal, Frau Schwarz, im Büchlein dabei, mindestens acht TeilnehmerInnen, et cetera. Und jetzt haben Sie gerade gesagt, all diese Kurse, wo nur 10 oder 15 Leute kommen, bieten wir dann im Idealfall noch in 23 Bezirken an. Dann kommt halt wirklich nur eine halbe Person pro Kurs. Die Idee, es zu konzentrieren, ist bei allen anderen Sachen auch so. Rapid spielt im 14. Bezirk. Es wäre schön, Rapid könnte in jedem Bezirk antreten. Dann hätten ein paar Leute kürzere Wege. (Allgemeine Heiterkeit.) Aber manche Sachen werden halt konzentriert angeboten. Wir haben unsere Reden auch alle im Rathaus. Deswegen haben wir es auch immer bummvoll, weil wir es immer am gleichen Ort machen. Darum funktioniert es so hervorragend. (Allgemeine Heiterkeit.) Für uns wäre es vielleicht wirklich gescheit, wir hätten mehrere Standorte zum Vorbeigehen.

 

Nur zur Erinnerung, ich glaube, 1887 war die erste Volkshochschule in Margareten. Das Polycollege gibt es immer noch. Was war die Idee dahinter? Früher, das kann man sich heute nicht gut vorstellen, war Bildung nicht für alle da, sondern sie war ein Herrschaftsinstrument von wenigen. Die Idee der Volkshochschulen oder der Volksbildungswerkstätten war, Bildung für alle, unabhängig von Geschlecht, unabhängig von Herkunft, unabhängig von Geld, unabhängig von Religion, Werte, die viele von uns auch heute noch in ihrem politischen Dasein tragen. Deswegen sind die Volkshochschulen auch heute noch ein wichtiges Instrument. Verbesserungswürdig wie alles halt. Perfekt ist nichts, was wir machen. Anstrengen kann man sich und versuchen, es so gut wie möglich hinzubekommen. Die Idee der Volkshochschulen ist weiterhin, Allgemeinbildung für alle. Nicht jeder einzelne Kurs fällt genau in das, was ich mir unter Demokratisierung vorstelle. Es sind auch ein bisschen leichtere Themen dabei. Aber die Idee ist, ein Beitrag für Demokratie in der Stadt zu sein. Das sind sie. Deswegen kann man trotzdem immer überlegen, wie man es noch besser macht.

 

Wir haben aber insgesamt gesagt, wir reden nicht nur über die Volkshochschulen. Jetzt habe ich etwas Ungewöhnliches gehabt, was wir in den letzten Wochen nicht hatten. Normal werden überall nur Wahlkampfreden geschwungen. Das war jetzt zwei Mal eh nicht so. Jetzt stelle ich halt meine Rede auch um. Für gewöhnlich haben wir momentan nur noch, Wien ist furchtbar, sagt die Hälfte oder nicht die Hälfte in Wien, aber ein Teil in Wien, und die anderen sagen, ihnen gefällt es da super. Dann sagen die anderen wieder, sie wohnen eh freiwillig da. Dann sind wir wieder alle freiwillig in Wien. Es ist wieder schrecklich. Das war jetzt nicht so. Ich teile nicht alles. Aber es sind ganz normale Positionen gewesen. Ich glaube, wenn ich um einen Redner später drangekommen wäre, hätte ich es diesbezüglich leichter gehabt. Aber ich bin schon froh, wenn ich zwischendurch einmal kein Wien-Bashing, sondern Positionen habe, über die man durchaus reden kann.

 

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