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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 26.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 134

 

Es gibt einen zweiten Punkt im Kulturressort, der, glaube ich, auch einzigartig in diesem Hause ist. Ich darf, wie gesagt, diesem Hause seit 16 Jahren angehören, war bis jetzt ausschließlich im Finanzausschuss tätig, habe aber auf Grund meiner Funktion als Klubobmann viele Ausschüsse betreuen dürfen, und eines merke ich in diesem Ausschuss: Dass regelmäßig extrem viele, meistens die Hälfte der Geschäftsstücke wesentlich später als vorgesehen vorgelegt wurden.

 

Ernst Woller schaut mich gerade an. Er hat mich das letzte Mal im Ausschuss nämlich provoziert, als er den Satz gesagt hat, die Unterlagen seien rechtzeitig zugegangen. Lieber Ernst Woller! In der Geschäftsordnung steht drinnen, dass die Unterlagen mit den Geschäftsstücken eine Woche vorher zugehen sollen. Wenn das nicht der Fall ist, ist bis zu drei Tagen vorher Zeit, und wenn nicht, muss dann eine Zweidrittelmehrheit vorliegen, damit es auf die Tagesordnung kommt. Wir sind ja keine I-Pitzl-Reiter, aber wenn ein Ausschuss am Montag um 11 Uhr stattfindet und wir am Freitag um 14 Uhr die Unterlagen bekommen, dann ist das, glaube ich, doch ein bisschen knapp. Auch da, meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Stadtrat, würde ich mir wünschen, dass das in Zukunft ein bisschen anders vor sich geht.

 

Jetzt zu Kunst, Kultur und Sport: Wie jedes Jahr, muss man dazu sagen, möchte ich mich auch wieder hier mit dem Bereich darstellende Kunst beschäftigen, der immerhin 80 Millionen EUR ausmacht. Meine Vorrednerin hat schon von „Tankern“ gesprochen. Hier ist eine ungleiche Verteilung. Ich war in der letzten Zeit extrem viel in Theatern, in kleinen Theatern, in Mittelbühnen, habe viel gesprochen mit kaufmännischen und künstlerischen Leitern von Theatern. Die jammern alle darüber, wie ungleich hier verteilt wird, wie diese Theater im Verhältnis weniger Subvention bekommen als die großen. Vor allem die ganz kleinen, die freien Gruppen, bekommen Beträge, wo es heutzutage fast nicht mehr möglich ist im Großen und Ganzen, offensichtlich Kunst und Kultur zu betreiben und hier wirklich gutes und qualitätsvolles Theater zu machen.

 

Das geht immer zu Lasten einer Organisation der Vereinigten Bühnen Wien, die bis jetzt nach wie vor 41 Millionen EUR im Jahr 2016 bekommen hat, mehr als 50 Prozent dieser Position, meine Damen und Herren. Wir wissen genau, dass dort nicht alles in Ordnung ist, dass die Auslastungen unterdurchschnittlich sind, vor allem im Musical-Bereich. Wir haben uns zwar geeinigt beziehungsweise wurde geeinigt bei dem Konzept, dass es in der Oper ein Stagione-System gibt, das sicherlich teurer ist, aber sicherlich nicht 2,5 Mal so teuer sein kann, wie, nehmen wir an, die Subvention in der Wiener Staatsoper.

 

Es wurde schon einige Male angekündigt, dass es da ein neues Konzept geben wird und wir die Subventionen werden zurückfahren können, darauf warten wir jetzt. Die Chance haben wir aber jetzt, weil vor allem für die Vereinigten Bühnen die zwei Intendanzen, die Intendanz Musical und die Intendanz Oper, neu ausgeschrieben wurden. Es haben sich angeblich 50 Bewerber gemeldet, wobei in der Ausschreibung sogar drinnen war, meiner Ansicht nach ein wesentlicher Punkt, ob sich zum Beispiel einer für beides meldet. Da ist es auch noch eine Frage, ob das möglich ist oder nicht. Ich sehe daher ein, dass diese neue Intendanten ein neues Konzept bringen müssen, aber ich hoffe, dass, wenn sie bestellt werden, wenn sie ein neues Konzept haben, diese Subventionen nicht so hoch sein werden und dass es zu einer Entscheidung kommen wird.

 

In dem bereits erwähnten Interview im „Kurier“ war heute angeführt, dass sich Prof. Patay nicht vorstellen kann, dass man einen nimmt, der beides abdecken kann für vier Häuser. Wir wissen, wir haben das Theater an der Wien, die Kammeroper, das Raimund Theater und das Ronacher. Hier wird die Frage sein, ob die Intendanzen wirklich mit Konzepten kommen und ob hier wirklich in Zukunft ein anderer Schnitt ist. Noch dazu gehören diese Unternehmungen, wie ich heute schon im Finanzausschuss gesagt habe, zu 100 Prozent der Gemeinde Wien, sodass die Subvention sozusagen von der rechten in die linke Tasche fließt, meine Damen und Herren. Wir sind gespannt, wie das funktionieren wird und ob es hier einen Neuanfang geben wird, einen Neustart nicht nur in künstlerischer, sondern auch in finanzieller Angelegenheit. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wir reden zwar über den Rechnungsabschluss 2016, meine Damen und Herren, aber ein Thema von 2017 müssen wir besprechen, das sind die Wiener Festwochen. Es hat keinen Sinn mehr, über die Wiener Festwochen 2016 zu sprechen, sondern es ist besser, wir sprechen über jene von 2017, die vor wenigen Tagen zu Ende gegangen sind, die medial im Vorhinein großes Aufsehen erregt haben. Viele neue Dinge hätten kommen sollen beziehungsweise sind auch gekommen, doch hat all das im Endeffekt nicht gebracht, was versprochen wurde. Auch die Auslastung hat, so glauben wir, nicht hundertprozentig dem entsprochen, was man sich vorgestellt hat, ohne hier genauer auf eine Zahl einzugehen.

 

Diese Wiener Festwochen bekommen immerhin 11 Millionen EUR, und ich glaube, in der Zeit, in den 35 Tagen, ist vieles passiert. Ich habe hier eine Menge Pressemeldungen, in denen etwa vom Wiener „Festl“ die Rede ist und ähnliche Dinge mehr. Ich erspare es mir, darauf einzugehen, was sich da abgespielt hat, was verwendet wurde, wie die Leute weggegangen sind und wirklich auch leere Vorstellungen waren.

 

Eines stimmt mich nur zuversichtlich - darum lese ich das nicht vor -, nämlich dass der Herr Stadtrat heute in einem APA-Interview schon mitgeteilt hat, dass es einer grundsätzlichen Evaluierung bedarf, ob das so weitergeführt werden kann und ob man jemandem so die freie Hand geben kann, sodass er mit dem Geld machen kann, was er will. Da kommt jetzt das Prinzip Hoffnung. Herr Stadtrat, bitte greifen Sie ein! Schauen Sie, wie das weitergeht. Aber ich glaube, ein zweites Mal Wiener Festwochen 2017, verlängert auf 2018, das können wir uns nicht vorstellen.

 

Nächster Punkt, auch hier mehr Fragen als Antworten, ein Großprojekt, das größte Projekt überhaupt der ganzen Legislaturperiode, Wien Museum: Beim Wien Museum sind wir nach wie vor nicht viel weiter als vor

 

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