«  1  »

 

Gemeinderat, 25. Sitzung vom 26.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 134

 

hier etwas Neues probiert - dagegen verwahre ich mich gar nicht -, aber es ist grundsätzlich fad gewesen. Also ganz unabhängig von den geringeren Kartenausgaben ... Da werden wir eine schriftliche Anfrage nachreichen, Herr Stadtrat, was denn mit ausgegebenen Karten gemeint ist. Wurden die verkauft, oder wurden sie verschenkt? Also dieser Begriff ist hier schon ganz wichtig. Wir wollen hier wirklich Zahlen sehen. Ganz grundsätzlich von der Aufnahme des Publikums, die nicht so gut war, ist es auch besprochen gewesen, dass es eigentlich fad war.

 

Da muss ich einmal ganz grundsätzlich eine Frage stellen. Das war sehr schön, letzte Woche bei der Akademie der bildenden Künste hat da Kathrin Röggla eine Laudatio oder eine Festrede gehalten und hat dabei einen Satz gesagt, den ich sehr schön fand. Sie hat gesagt: „Ich wäre so gerne radikal!“ Manchmal habe ich das Gefühl, dass auch die Kunst- und Kulturszene in diesem Wunsch verharrt: Ich wäre so gerne radikal! Aber ich sage Ihnen etwas, und das ist mein tiefes Credo: Radikale Ansätze werden wir nicht finden im hochsubventionierten institutionellen Bereich, niemals (Beifall bei den NEOS.), denn das ist ein Bereich, wo es eine geförderte Kultur gibt, wo es eine gewisse Saturiertheit gibt, wo man einen Fördermarkt etabliert hat. Das heißt, man macht das, was sozusagen dem Fördergeber angenehm ist, oder was zwar vielleicht in den Augen des Fördergebers als wahnsinnig kritisch angesehen wird, in Wahrheit allerdings nichts anderes ist als ödester Mainstream, den kaum einer mehr aushalten kann.

 

Suchen Sie nach radikalen neuen Ausdrucksformen! Aber Sie werden sie nicht finden im Bereich der hochsubventionierten Einrichtungen oder der hochsubventionierten Festivals. Ja, dort werden auch neue Wege beschritten, aber die radikalen Ansätze passieren heute ganz woanders, und zwar in den Bereichen, wo es keine Subventionen gibt, wo es keine Günstlinge gibt, wo es keine Freunde gibt, sondern wo einzelne Künstlerinnen und Künstler neue Wege beschreiten, auch aus der Not heraus, weil sie sich einen Ausdruck hier verschaffen wollen. Dort ist die Innovation zu Hause, und dort sollten wir sie auch finden! - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

 

Ah, entschuldigen Sie, nein. Einen Punkt wollte ich noch sagen. Das ist jetzt ein bisschen ein Kontrapunkt. Ich werde mich bemühen, es relativ rasch zu halten, damit ich euch nicht so viel Redezeit wegnehme. Ein Konterpunkt zur Innovation gerade: Innovation ist uns wichtig. Es ist uns allerdings auch wichtig, dass sehr behutsam mit dem kulturellen Erbe dieser Stadt umgegangen wird. Da habe ich allerdings meine Zweifel. Ich werde hier jetzt nicht wieder eine Heumarkt-Debatte anfangen, aber es gibt auch ganz andere Bereiche, wo mir oder uns sozusagen das Fingerspitzengefühl der Stadtregierung fehlt, wo wir wirklich den Eindruck haben, dass man ganz grundlegend, auch wenn Sie es plakatieren, kein Gespür dafür hat, welch wertvolle Kulturschätze man eigentlich hat.

 

Das betrifft das Otto-Wagner-Areal, wo es nicht nur um ein einzigartiges Jugendstilensemble, sondern auch in medizinhistorischer oder stadtplanungshistorischer Sicht um ein wirklich einzigartiges Ensemble geht. Otto Wagner ist ein großartiger Stadtplaner gewesen. Sein Geburtstag jährt sich nächstes Jahr zum 100. Male, glaube ich. Das wäre ein Anlass, hier wirklich einen radikalen Kurswechsel zu machen, auch in der Stadt, wie man mit diesem einzigartigen Areal als Ganzes umgeht.

 

Wir Neos haben ja ein Konzept auf den Tisch gelegt, das eine multifunktionale Nutzung vorsehen würde, wo es Universitäten geben wird, wo es Raum für Start-ups geben wird, wo es Ateliers geben wird, denn wir brauchen ganz dringend Infrastruktur für Künstlerinnen und Künstler, wo es auch Schulen und Kindergärten geben soll, und in einem begrenzten Bereich, etwa im studentischen Bereich, auch Wohnen. Das sind Vorschläge, die am Tisch liegen. Die kann man diskutieren. Wir haben das jetzt zuletzt in einem Bürgerforum gemacht. Wir haben auch vorgeschlagen, dass man das Ganze mit einer Seilbahn verbindet. Das war sehr ernst gemeint und wird auch von Expertinnen und Experten gutgeheißen. Ich möchte jetzt aber einen Bereich hier herausgreifen, weil mir der so besonders am Herzen liegt. Das ist der Bereich des Jugendstiltheaters.

 

Dieses Jugendstiltheater ist tatsächlich ein Juwel. Es wurde über lange Zeit noch von einem Verein bespielt. Seit rund acht Jahren - und damals wurde versprochen von Seiten des KAV, dass das saniert wird - ist dort allerdings überhaupt nichts mehr passiert. Ich halte es, gelinde gesagt, für eine Kulturstadt wie Wien für eine Schande, wie mit so einem Theater, wie mit so einem Kulturschatz umgegangen wird. Daher stelle ich heute den Antrag betreffend Revitalisierung des Jugendstiltheaters am Otto-Wagner-Areal. Hier kann man auch vielleicht innovativen Produktionen das Ganze öffnen und gleichzeitig ein starkes Bekenntnis abgeben zum kulturellen Erbe in dieser Stadt. - Danke. (Beifall bei den NEOS.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit hat 12 Minuten betragen, das heißt, die NEOS haben eine Restredezeit von 11 Minuten. Ich bitte, das für die weiteren Reden zu beachten. Als Nächster ist Herr GR Dkfm. Dr. Aichinger zu Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 15 Minuten.

 

18.30.34

GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Rechnungsabschluss 2016, Rechnungsabschluss Kultur, Wissenschaft und Sport - die erste Wortmeldung ist leider immer: Den Kulturbericht Kunst und Kultur und den Wissenschaftsbericht haben wir heute bekommen. Ich glaube, jedes Jahr sagen zu müssen, dass das eigentlich eine Geringschätzung der Gemeinderäte ist und dass es eigentlich unmöglich ist, dass man das so spät bekommt, wobei es heuer schon eine ganz kleine Verbesserung gab: Normalerweise haben wir die Berichte hier bekommen, auf dem Tisch liegend, heute kamen sie in den Klub um 8.30 Uhr. Das ist eine Verbesserung, aber trotz alledem, glaube ich, ist es dieses Hauses nicht würdig, dass man das so macht. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und NEOS.)

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular