Gemeinderat, 12. Sitzung vom 29.09.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 98
das jetzt ein Angebot?) Sie werden dort eine extrem hohe Wertschöpfung haben. Fahren Sie mit mir durch Betriebsstätten am Rande von Paris. Sie werden dort hohe Wertschöpfung erleben. Sie werden viele Arbeitsplätze sehen. Aber wissen Sie, was Sie nicht sehen werden? Sie werden keine rauchenden Schornsteine finden.
Wir propagieren die Stadt der rauchenden Köpfe, nicht der rauchenden Schornsteine. Wien möchte, und ist am besten Wege dazu, Wissens-, Informations-, Medienmetropole Europas werden, mit Arbeitsplätzen, die in eine moderne Stadt passen. Man muss auch tatsächlich sagen, und es ist ein Teil der Wahrheit, den man nicht verschweigen kann, produzierende, emissionsbehaftete Produktionsstätten und Betriebsstätten passen nicht in eine dicht verbaute Stadt. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder Sie leugnen das Wesen der Stadt, Sie wollen keine Urbanität und wir suchen halt einen Bezirk, den wir schleifen können, wo wir dann Ihre geliebten Schornsteine hinstellen können, oder Sie bekennen sich zu dem, was wir wollen, nämlich zeitgemäße, moderne, menschenwürdige, gut bezahlte Arbeitsplätze für alle, die es in dieser Stadt wollen. Das ist unser Konzept! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Das ist unser Konzept einer Urbanität, die beides schafft: Lebensraum, der wertvoll ist, Freiraum, der wertvoll ist, Grünraum, der wertvoll ist, und im fußläufigen, nahen Bereich Stadt der kurzen Wege, auch, was den Modal-Split betrifft, nicht schlecht. Wir haben heute diskutiert über „Wir wollen mehr zu Fuß gehen.“ - heißt auch, dass der Arbeitsplatz, wenn möglich, im nah erreichbaren Raum ist. Das alles wollen wir anbieten, und das ist die Stadt, wo man sich wohlfühlt.
Sie wollen offensichtlich eine Stadt, die im 19. Jahrhundert schläft. Eine Stadt, die in der Nacht finster ist, eine Stadt, die Emissionen hat, eine Stadt, wo man sich nicht wohlfühlt, wo klar getrennt ist zwischen Arm und Reich, wo die Armen in bestimmten Vierteln wohnen und die Reichen in anderen. Das ist offensichtlich Ihre.
Unsere ist das nicht, und ich bin guter Dinge, dass man mit dem Konzept der Stadt, das wir wollen, das Rot-Grün in Wien möchte, auch alle Wettbewerbe gewinnt, auch den Wettbewerb um die Herzen der Menschen. Wenn sie nicht verhetzt werden, wenn ihnen nicht mit Unwahrheiten und Unkorrektheiten der Sinn vernebelt wird, wenn man ihnen sagt, um was es geht, wenn man ihnen auch sagt, dass sie mit Gewinner sind, dass nicht nur die, die neu in die Stadt kommen, sondern auch die, die bereits in der Stadt wohnen, Gewinner dieser Konzepte sind. Um das geht es: Wettstreit der Ideen für eine humane Stadt! Und da sind wir glücklich, dass es da einen Gegenpol gibt.
Frau Kollegin Schütz! Sie haben diesen Gegenpol heute in wahrhaft atemberaubender Weise demonstriert. Das ist der geifernde Bürger, der sagt: Alles, was neu ist, wird schlecht sein, die da oben sind schlecht für uns, die wollen über uns drüberfahren. Die gleichzeitig nicht sehen, dass dort, wo sie sich auch aufregen können, nämlich jene Bürgerversammlungen sind, die die Stadt einberuft, zu denen die Stadt einlädt. Wenn wir das nicht täten, hätten sie ja diese Plattform weitgehendst gar nicht.
Meine Damen und Herren! Wir haben ein Widmungsgebiet vor uns in einem Bezirk, der zu Recht eine der höchsten Lebensqualitäten hat, in einem Bezirk, der zu Recht der beliebteste ist, was den Zuzug betrifft. Damit haben ja der 22. Bezirk - Herr Kollege Taucher nickt - und der 20., aus dem ich komme, etwas gemeinsam: Ihr seid Nummer 1, wir sind Nummer 2. Wir geben uns Mühe, auch so schnell zu sein, aber das werden wir sehen. Ihr seid größer, ihr habt da Wettbewerbsvorteile.
Aber hier ist etwas verwirklicht, wo die Leute extrem gerne wohnen. Wir haben die Studien über die Neubaugebiete, wo sie sich extrem wohlfühlen, wo es unterschiedlichstes Wohnen gibt, vom dichter Verbauten bis zum sehr Freiräumigen. Auch das gibt es im 22. Bezirk.
Meine Damen und Herren! Gerade diese Konzepte, wo man Infrastruktur, wo man Grünraum vorsieht, gerade die Konzepte, die heute vorliegen, sind Konzepte dafür, dass das Kleinräumige, dieser Kleinzentrencharakter, im 22. Bezirk gewährleistet bleibt.
Also aus gutem Herzen, mit voller Überzeugung kann ich Ihnen nur raten, diesem Plandokument zuzustimmen. Es ist ein Musterbeispiel dafür, wie humane, sinnvolle, menschenwürdige, die Interessen der Menschen wieder aufgreifende Stadtentwicklung funktioniert. Ich sage es Ihnen ganz offen und ganz ehrlich: Die daran Handelnden haben es sich nicht leicht gemacht und verdienen nicht, so einfach drübergewischt zu werden.
Wie gesagt: Stimmen Sie diesem Konzept zu! Stimmen Sie einem 22. Bezirk zu, der volle Lebensqualität, die er in der Vergangenheit gehabt hat, die er aber in Zukunft umso mehr haben wird, dann gewährleistet. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort gemeldet hat sich Herr Kollege Dr. Aigner.
GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wenn mein Vorredner von rauchenden Köpfen gesprochen hat, dann möchte ich schon sagen: Es müssten die Köpfe der Gewerkschafter bei der SPÖ zu rauchen beginnen, wenn sich der Umweltsprecher der SPÖ hinstellt und sagt, die Wirtschaft, die Industrie, die Produktion hat in einer urbanen Stadt nichts verloren. Es ist ja unglaublich! (GR Heinz Vettermann: Da haben Sie ihn falsch verstanden!) Herr Kollege Valentin, Sie sind offenkundig in der Industriepolitik in den 70er Jahren stehen geblieben. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger.)
Denn wenn Sie sich heute moderne Industrieanlagen anschauen, brauchen Sie nur mit dem Railjet durch Linz zu fahren: Das hat sich total geändert. Oder fahren Sie einmal ins Autocluster in der Steiermark: Da ist keine Rede von Luftverschmutzung, sondern das sind Hightech-Betriebe. Die wollen wir aus der Stadt nicht verdrängen, sondern die brauchen wir ganz dringend, um die rote Rekordarbeitslosigkeit zu bekämpfen! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
Ihre Ausführungen zeigen, wohin die Reise mit Rot-Grün geht: Eine Gesellschaft von flanierenden Mindest
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