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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 108

 

Ich darf auf eine Rede replizieren, bei der ich akustisch gar nicht alles wirklich verstanden habe, und auch inhaltlich ist einiges ein bisschen durcheinandergekommen. Vielleicht eine Art tatsächliche Berichtung, Frau Kollegin Nittmann: Sie sind noch nicht lange hier in diesem Haus, aber ich darf Ihnen die frohe Kunde mitteilen, dass die Musikschule in Wien sich im Grunde einer sehr lebendigen Kultur erfreut, dass wir in den letzten fünf Jahren, das ist Ihnen vielleicht auch entgangen, quasi die Musikschule in Wien revolutioniert haben. Durch das Konzept ELEMU – es ist sehr interessant –, Elementare Musikerziehung, ist es nicht so, dass die Musikschule nur mehr in neun Bezirken vorhanden ist, sondern die Musikschule ist seit StR Oxonitsch im Grunde in jeder Schule vorhanden. Das ist im Grunde eigentlich ein riesengroßer Vorteil. (Zwischenruf von GRin Mag. Ulrike Nittmann.) Sie schütteln den Kopf, weil Sie es anscheinend nicht wissen, aber das ist wurscht, man kann sich auch informieren, und deswegen sage ich es Ihnen jetzt. Da ist sehr viel passiert: Nur für das Wiener Konservatorium – übrigens ist das alles nicht Kultursache, das ist alles Bildungssache, übrigens ein völlig falsches Ressort hier, aber es ist egal, ich kann Sie trotzdem aufklären –, nur das Konservatorium der Stadt Wien subventionieren wir als Stadt Wien mit 17 Millionen EUR. Zusätzlich kommen mindestens noch 23 Millionen EUR dazu für Musikschulen, ELEMU, und so weiter, und so fort. Das heißt, das sind mindestens 40 Millionen EUR im Musikschulwesen in Wien. Es stimmt, die Musikstadt Wien hat noch sehr viel Luft nach oben, aber man kann nicht sagen, dass da überhaupt nichts passiert ist.

 

Und ich, als quasi auch Kritiker, habe gesehen, dass in den letzten fünf Jahren viel weitergegangen ist. Ich bitte auch Sie, das bitte zu realisieren und Vorteile, Reformen und positive Reformen auch zu erkennen. Wenn Sie sie noch nicht kennen, dann kann ich Ihnen auch Websites und Telefonnummern zur Verfügung stellen, wo Sie sich tagtäglich im Wiener Schulwesen informieren können, wie Kinder heutzutage mit Musikerziehung in Kontakt treten. – Das war jetzt nur zur Klarstellung und zur Berichtigung.

 

Ihre Aussagen zur Kultursubvention der Stadt Wien – ich möchte nicht polemisch wirken – sind falsch. Ich sage das Wort falsch, alles andere wäre in diesem Hause nicht angebracht. Zum Beispiel vertreten Sie die These, dass Kultur, wenn sie an – das Wort mögen Sie nicht, kulturpolitischen oder ethnischen Bruchlinien –, ethnischen Bruchlinien verläuft, dann kann die Kulturpolitik dazu beitragen, dass es sich negativ auf die Integration in einem Land oder in einer Stadt auswirkt. Das ist natürlich so absurd wie nur irgendwas! Jedes Kind weiß, dass Kultur verbindet und nicht trennt. Und wenn mir ein Wiener mit zum Beispiel serbischem Migrationshintergrund ein serbisches Lied vorsingt oder ein serbisches Lied mit seiner Band vorspielt, dann ist das nicht etwas, das mich von ihm entfernt, sondern das verbindet mich mit ihm. Auch wenn Sie zum Beispiel ein Lied mit einer Freundin aus Bosnien, aus der Türkei oder aus Syrien singen – es gibt jetzt sehr viele neue Wiener aus Syrien –, werden Sie sehen, das verbindet und das trennt nicht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich bitte Sie: Dass man gemeinsame Kultur über ethnische Grenzen hinweg als Negativbeispiel für eine vermeintlich gescheiterte Integration heranzieht, das ist sehr abwegig und sehr absurd. Das sollten Sie sich wirklich überlegen! Bitte, bewegen Sie das in den nächsten Tagen in Ihrem Geiste, und überlegen Sie sich, ob das nicht falsch war! Ich möchte Sie einfach nur darum bitten.

 

Als Sie gesprochen haben, haben Sie gemeint, na, wäre es nicht besser, die Migranten mit der österreichischen, heimischen Kultur zu konfrontieren? Wie wenn das nicht tagtäglich passieren würde. Wenn ich durch die Straßen gehe, wenn ich den Fernseher aufdrehe, wenn ich das Radio aufdrehe, habe ich nicht das Gefühl, dass ich mit einer fremdländischen Kultur konfrontiert werde. Wenn man als Wiener/als Wienerin, wenn man als Tourist oder auch wenn man als Migrant, der vielleicht erst einige Tage, Wochen oder Jahre in diesem Land ist, wenn man sich in diesem Land bewegt (GR Dr. Wolfgang Aigner: … sieht man keine Österreicher!), findet tagtäglich Integration statt.

 

Und Sie wollen wirklich, dass die Wiener Stadtpolitik, dass die Wiener Subventionspolitik so funktioniert? Soll man zum Beispiel 3.000 Wiener und Wienerinnen mit türkischem Migrationshintergrund im Gasometer sammeln und ihnen dann zum Beispiel den Andreas Gabalier vorsetzen, und er spielt ihnen dann zwei Stunden wunderschöne österreichische, heimische Lieder vor? – Und dann findet Integration statt? Glauben Sie das wirklich? (Zwischenruf von GRin Mag. Ulrike Nittmann.) Glauben Sie das? Ist das nicht wirklich unglaublich absurd? Scheint es Ihnen nicht auch unglaublich absurd zu sein?

 

Ich halte noch einmal fest: Grundsätzlich ist die Wiener Kultursubvention, die Subventionspolitik der Stadt Wien ausgerichtet auf jene Bevölkerung, die sich in dieser Stadt befindet. Wir sagen es immer wieder, und auch Sie sehen es tagtäglich, und auch in Ihrer Partei sind sehr viele Migranten und Migrantinnen und Flüchtlingskinder und Menschen, die nicht in diesem Land geboren wurden – unter anderem auch ich –, in allen Parteien und in allen Gesellschaftsschichten gibt es Menschen, die nicht in diesem Land geboren wurden und erst im Laufe des Lebens zu Österreichern und Österreicherinnen wurden, natürlich subventionieren wir entsprechend der Zusammensetzung unserer Bevölkerung.

 

Unsere Bevölkerung ist zum Glück extrem gemischt. Das ist auch das Wunderschöne an dieser Stadt, und erst das macht diese Stadt Wien aus, und das ist auch der Vorteil unseres Wirtschafts- und Kulturstandortes. Da findet Vielfalt tagtäglich statt. Natürlich muss diese Vielfalt auch in der Kultur stattfinden, denn sonst wäre das Kulturchauvinismus. Man kann nicht hergehen und sagen, okay, wir haben Menschen aus der ganzen Welt, hier werden über 180 Sprachen gesprochen, und es wird ausschließlich Andreas Gabalier angeboten. Das ist meiner Meinung nach einfach absurd.

 

Bei Mozart sind wir uns übrigens auch nicht so einig, ob er ein Österreicher oder ein Deutscher war. Bei

 

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