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Gemeinderat, 65. Sitzung vom 25.03.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 94 von 96

 

Leitungsteam, und es gibt einen Programmbeirat. Ich weiß jetzt überhaupt nicht, was daran so lustig sein soll, sondern das garantiert einfach, dass hier transparent künstlerische Entscheidungen getroffen werden. Der wird jährlich gewechselt. Es ist meines Wissens die einzige Kulturveranstaltung dieser Stadt, die die Jurysitzungen auch öffentlich macht, es ist meines Wissen die einzige Kulturinstitution dieser Stadt, die auch die Budgets veröffentlicht. Es ist ein Grad an Transparenz in dieser Kulturinstitution, wie wir es sonst nicht haben.

 

Ja, es stimmt, es war eine grüne Idee, die „Wienwoche“ zu gründen. Nur, wir haben von Anfang an sehr darauf geschaut, dass das ein unabhängiges Kulturprojekt der Stadt Wien wird. Und das ist mir ganz, ganz wichtig zu betonen. Es ist wahrscheinlich für Sie lustiger zu sagen, da sitzen Grüne drin. Da sitzen keine Grünen drin, weder im Vorstand noch im Beirat. Da gibt es kein Stimmrecht, es gibt auch kein Sitzrecht. Es ist wie in jeder anderen Kulturinstitution, die von dieser Stadt gefördert wird. Es ist eine unabhängige Kulturinitiative, in der Künstler und Künstlerinnen entscheiden, was dort passiert. Und da reden die Grünen genau gar nichts mit. Gar nichts! Das ist auch gut so, und das soll auch weiterhin so bleiben. Es ist eine Kulturinitiative der Stadt Wien, zu der wir die Idee hatten.

 

Es gibt andere Kulturinitiativen der Stadt Wien, zu der haben vergangene Kulturpolitiker und -politikerinnen mehrerer Fraktionen eine Idee gehabt. Mit Ausnahme der FPÖ. Es gibt, glaube ich, derzeit keine Kulturinstitution in der Stadt Wien – hoffe ich zumindest –, wo die Idee dazu von der FPÖ stammt, denn es gibt keine Kulturideen der FPÖ. Die gibt es nicht. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie waren zum Glück in dieser Stadt auch noch nie in einer Regierung, alle anderen Parteien schon. Die ÖVP etwa war jahrelang in der Regierung und hat einen von mir übrigens sehr bewunderten Kulturstadtrat gehabt. Es gibt Initiativen, Ideen der ÖVP für Kulturinitiativen. Einige davon gibt es auch noch immer, die unterstützen wir auch. Ich freue mich auch sehr, dass die ÖVP diese Kulturinitiative „Wienwoche“ unterstützt. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es, unabhängig davon, welche Parteien an der Macht sind, eine Vielfalt an Kulturangebot gibt.

 

Und jetzt zur „Wienwoche“ im Speziellen und warum ich die für so besonders förderungswürdig halte. Diese Verschränkung zwischen politischem Aktivismus und künstlerischer Betätigung ist etwas, was heute auf der ganzen Welt passiert. Und es ist „Wienwoche“ etwas geworden, das im deutschen Sprachraum bereits als Vorzeigeprojekt für progressive Kulturpolitik gilt. In Berlin, in Hamburg, in München, in Frankfurt und so weiter wird „Wienwoche“ in progressiven künstlerischen Kreisen als etwas diskutiert, das als Vorbild gilt. Ich weiß zum Beispiel, dass gerade Gespräche mit dem Hamburger Kultursenator – kein Grüner – darüber stattfinden, Einzelprojekte von „Wienwoche“, wie zum Beispiel die Migrationale, die eine Erfindung der „Wienwoche“ ist, dort in Hamburg zu machen. Es gibt in Berlin, in Hamburg, in München Gespräche, ein Modell „Wienwoche“ in großen deutschen Städten zu machen. Es wird dann nicht „Wienwoche“ heißen, nicht, weil es darauf ein Urheberrecht gibt, sondern weil man natürlich dort eigene Namen finden wird.

 

Und was auch zur Zeit passiert: Es wird „Wienwoche“ mittlerweile mit einer sehr, sehr bekannten erfolgreichen deutschen Initiative verglichen, nämlich mit dem Zentrum für soziale Schönheit.

 

Ich werde übrigens heute nicht zum Jean Ziegler gehen, mit dem ich zwar gut befreundet bin. Wenn heute der Gemeinderat früher aus gewesen wäre, was leider nicht zu erwarten ist, dann wäre ich zu einer Veranstaltung vom Zentrum für soziale Schönheit gegangen, die nämlich gerade heute Abend um 19 Uhr, also eh jetzt schon, einen Film im Topkino zeigen, „Himmel über Srebrenica“, wo die Kriegseinsätze im ehemaligen Jugoslawien thematisiert werden, wo eben Künstler und Künstlerinnen die Bombardements, die Menschenrechtsverletzungen, und so weiter thematisiert haben, die im ehemaligen Jugoslawien stattgefunden haben. Von „Himmel über Srebrenica“ habe ich nur den Trailer gesehen. Dieser Film wird heute vom Zentrum für soziale Schönheit, die übrigens auch Kooperationspartner von „Wienwoche“ sind, gezeigt.

 

Zentrum für soziale Schönheit stand in diesem Jahr sehr häufig in den Medien. Die haben vor einem halben Jahr eine sehr aufsehenerregende Aktion gemacht, als sie nämlich mit Kreuzen für die Opfer des Mauerfalls diese bildlich dargestellt haben an den Außengrenzen Europas und auf die Opfer der Festung Europa vor der Küste Europas hingewiesen haben. Das war eine sehr, sehr aufsehenerregende Aktion dieses Zentrums für soziale Schönheit.

 

Das zeigt wieder, wie man eben mit Mitteln von Kunst und Kultur auf soziale, auf menschenrechtliche Missstände, auf politische Situationen hinweisen kann. Von denen wird, glaube ich, heuer im Herbst, wenn „Wienwoche“ stattfindet – ich will hier nicht allzu viel verraten –, noch einiges Aufsehenerregende zu hören sein. Das wird dann auch vielleicht sogar bis zum Kultursprecher der FPÖ durchdringen, auch wenn der ja traditionellerweise nicht auf Veranstaltungen geht, aber manche Dinge erfährt man dann. (GR Mag Wolfgang Jung: Wie war das mit dem Mauerfall?) Völlig wurscht. Na, ist egal. (GR Armin Blind: Was meinen Sie mit den Opfern des Mauerfalls? Was meinen Sie damit? Wer sind die Opfer des Mauerfalls? – Zahlreiche weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf die Herren der FPÖ bitten, ihre Zwischenrufe in Wortmeldungen umzuwandeln. (Empörte Zwischenrufe bei der FPÖ.) Natürlich sind Zwischenrufe zulässig. Sie brauchen mich nicht zu belehren. Ich kenne die Geschäftsordnung.

 

GR Mag Klaus Werner-Lobo (fortsetzend): Na, es stimmt. Ich habe natürlich nicht die Opfer des Mauerfalls gemeint, sondern die Opfer der Berliner Mauer. Das stimmt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Danke für den konstruktiven Zwischenruf, danke für den Hinweis. Ich meine natürlich die Mauertoten. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Da gibt es Hobbypsychologen bei der FPÖ. – Gut. (Wei

 

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