Gemeinderat, 62. Sitzung vom 29.01.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 103
beziehen oder erstrecken. Eine wichtige Unterstützung für innovative Projekte findet sich im Bereich der Film- und Medienförderung. Dass es da wichtig ist, sowohl die schon etablierteren Formen als auch die neueren zu unterstützen, hat auch eine gestern hier in diesem Hause stattgehabte, sehr erfolgreiche, sehr gut besuchte Veranstaltung gezeigt, nämlich die Verleihung der Österreichischen Filmpreise. Ein volles Rathaus mit praktisch der gesamten österreichischen Filmszene, in der auch wunderbar dokumentiert wurde, wie sehr innovatives Filmschaffen mit bereits etabliertem Filmschaffen gut zusammenwirkt!
Und all das wird auch unterstützt vom Wiener Filmfonds beziehungsweise auch von der Film- und Medienförderung der Kulturabteilung der Stadt Wien, und zwar sowohl experimentelle Ausdrucksformen in den neuen Medien, aber auch Etablierteres.
Die Förderpraxis gerade in diesem Bereich zeigt, dass in beiden Bereichen oft der Anstoß für international erfolgreiche Berufslaufbahnen gegeben wurde, indem Erstlingsprojekte hochbegabter NachwuchskünstlerInnen ermöglicht wurden. Erst vor wenigen Tagen hat beispielsweise Patrick Vollrath mit seinem wirklich sehenswerten Kurzfilm „Alles wird gut“ den international renommierten Max Ophüls-Preis gewonnen.
Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Das Soundstream Festival ist wiederum ein international anerkanntes Beispiel dafür, dass die Kulturförderung der Stadt neu entstehende Kunstformen, wie in diesem Fall jene der VisualistInnen, an der Schnittstelle von akustischer und visueller Kunst, mit auf den Weg bringt. Wenn Sie so wollen, kann man – weil wir vorher von der Wissenschaft gesprochen haben – diese Form der Förderung als so etwas wie Grundlagenforschung sehen: Es geht darum, Kunstformen zu ermöglichen, die – jedenfalls in ökonomischen Maßstäben – nicht notwendigerweise sofort ein Erfolg sind, die aber in weiterer Folge tatsächlich die Kunst- und Kulturentwicklung beeinflussen.
Im Bereich der bildenden Kunst – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen – unterstützen wir zahlreiche „Offspaces“, die in den letzten Jahren entstanden sind.
Auch im Theaterbereich finden sich innerhalb der bestehenden Strukturen zahlreiche Möglichkeiten, Projekte mit hohem Innovationsanspruch – weniger nach Investitionsanspruch – zu fördern wie das Tanzquartier, das Schauspielhaus, die Wiener Wortstaetten, die Brunnenpassage, und vieles andere mehr.
Die Stadtteilkultur ist in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen: In diesem Bereich werden sehr viele kleinteilige Projekte gefördert, die innovative Anstöße zur sozialen Innovation geben, indem sie auf Bezirksebene vor Ort aktiv sind. Ein allzeit bekanntes und sehr erfolgreiches Beispiel ist das Festival „Soho in Ottakring“, in dessen Rahmen kontinuierlich mit KünstlerInnen, AnrainerInnen und Gewerbetreibenden zusammengearbeitet wird, diese zusammengebracht und so Schwellen abgebaut werden. Es handelt sich also um aufsuchende, aktivierende Kulturarbeit im besten Sinn.
Das Hinausgehen von Kunst aus dem eigentlichen Museumsraum wird auch durch die „Kunst im öffentlichen Raum“ umgesetzt, durch welche die Stadt seit Jahren mit Kunstwerken heimischer und internationaler KünstlerInnen bereichert wird. Und beispielsweise auch dank der hervorragenden Kooperation mit den Wiener Linien wird zeitgenössische Kunst oft erstmalig in Stadtentwicklungs- und Erweiterungsgebiete, also in die neu entstehenden Wohngebiete getragen.
An der Schnittstelle von bildender Kunst und Kreativwirtschaft wurde mit „curated by“ eine Förderschiene von departure, der Agentur für Kreativwirtschaft, eingerichtet, in deren Rahmen internationale KuratorInnen Ausstellungen in Wiens führenden Galerien für zeitgenössische Kunst präsentieren. Mit diesem Programm werden die Internationalisierung der Wiener Kunstszene stimuliert sowie interdisziplinäre Kooperationen angeregt, wie 2014 zwischen Architektur und bildender Kunst.
Schließlich möchte ich noch auf unseren neuen Förderschwerpunkt für innovative Kunstprojekte hinweisen, wobei ich auch Sie alle hier, meine Damen und Herren, einlade, dieses Förderprogramm nach Möglichkeit bekannt zu machen! Wir haben pro Jahr ein neues Förderprogramm mit 1,5 Millionen EUR – das ist nicht wenig Geld! – mit dem Namen „Shift“ dotiert. Es handelt sich dabei um ein Instrument, welches das Spektrum des Wiener Kunst- und Kulturlebens maßgeblich erweitert. Gefördert werden Projekte aller Kunstrichtungen, die progressive Ansätze verfolgen und bisher im Regelbetrieb der Kunst- und Kulturinstitutionen kaum Möglichkeiten zur Umsetzung finden. Das Programm unterstützt KünstlerInnen, die bisher im Kulturbetrieb unterrepräsentiert waren, und ermöglicht ebenso neuartige institutionelle Kooperationen.
Ich glaube, dass das ein sehr wichtiges und gutes Programm ist! Mit einer Gesamtsumme von 1,5 Millionen EUR werden 22 eingereichte Projekte gefördert. Auch das ist neu: Es gibt fixe Einzelteile dieser Fördersumme, wir werden 2 Projekte mit der Summe von je 250 000 EUR, 5 Projekte zu je 100 000 EUR und 15 Projekte zu je 25 000 EUR fördern.
Dieses Förderprogramm für sich genommen – die Art und Weise, wie wir fördern, dieser Call beziehungsweise diese Ausschreibung – ist auch eine neue Form von Kulturförderung: Die Einreichenden beziehungsweise jene, denen das zugesprochen wird, wissen tatsächlich, dass sie auf dieses Geld Anspruch hätten und sie diese Summen auch bekommen. Sie wissen daher im Vorhinein, wieviel Geld sie haben können, und insofern wirkt das auch der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse im Kulturbereich aktiv entgegen.
Ich glaube, das ist ein attraktives Angebot, und ich würde mich, wie gesagt, freuen, wenn Sie das insbesondere auch über die Homepage von Basis.Kultur.Wien, die das ja abwickelt, auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen!
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GRin Ing Leeb. – Bitte schön.
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