Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 129 von 147
die MA 7 die Frage gestellt hat, ob man dieses zugesprochene Stipendium verschieben kann.
Und nichts anderes ist passiert. Sie kassiert keinen Groschen, und das halten Sie für korrupt und dafür werfen Sie den Grünen Missbrauch vor. Also wenn das das Korrupteste ist, was wir anstellen, dass Stipendiatinnen ganz offen und transparent sagen, ich nehme das Geld nicht! Und das kommt ausgerechnet von einer Partei, die sich die ganze Zeit die Taschen vollstopft mit dem Geld der BürgerInnen, wofür jetzt noch viel zu wenige in den Häfen gegangen sind, denn da gäbe es noch einige von Ihrer Partei, denen das auch blühen würde.
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege, ich bitte auch Sie, dass Sie sich mäßigen in Ihrer Wortwahl. Ich glaube, es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig etwas vorwerfen, strafrechtlich relevante Handlungen vorwerfen. Ich bitte auch Sie, sich zu mäßigen, und zwar jetzt zum letzten Mal.
GR Mag Klaus Werner-Lobo (fortsetzend): Nehmen wir einmal den Artikel, den Sie hier lanciert haben. Da ist so gut wie alles falsch in diesem Artikel. Sie haben ihn jetzt noch einmal zitiert, ich brauche ihn nicht mehr vorzulesen, Sie haben ihn selber vorgelesen. Sie bleiben ja bei diesen Behauptungen. Also wenn man wissentlich bei Falschbehauptungen bleibt, dann nennt man das etwas, was man in diesem Gemeinderat nicht sagen darf, das mit der langen Nase.
Es fängt schon einmal damit an, dass die Subvention nicht heuer um 40 Prozent erhöht worden ist, sondern das Leistungsspektrum dieser Initiative ist bereits voriges Jahr um 40 Prozent erhöht worden. Es hat im ersten Jahr vier Stipendien gegeben und ab dem zweiten Jahr, also bereits seit dem vorigen Jahr und heuer wieder, wurden diese vier Stipendien um drei Fellowships erweitert, und damit kommt eine 40-prozentige Subventionserhöhung zustande. Ist ja völlig logisch, weil das Leistungsspektrum fast verdoppelt wurde. Also ein völlig logischer Vorgang. – Das ist das Erste.
Dann sagen Sie, es wird ein künstlerischer Beitrag angehoben. Das Projekt definiert sich selbst nicht nur als Stipendiumprojekt, sondern – wir haben das immer so gesagt – das ist wie ein Garten, wo man junge Pflänzchen gießt, jungen Künstlern und Künstlerinnen die Möglichkeit zur Arbeit gibt, man muss aber den Garten rundherum pflegen, sprich, man organisiert für sie Vernetzungsarbeit in Kulturinstitutionen, mit anderen Künstlern und Künstlerinnen, man hilft ihnen dabei. Das sind junge Menschen, die in den Kulturbetrieb einsteigen, die irgendwann möglicherweise von ihrer Kunst leben wollen. Man hilft ihnen dabei, man betreut sie dabei, man organisiert Veranstaltungen.
Es wird zum Beispiel am 17. Jänner im „brut“ eine Veranstaltung stattfinden, wo vier dieser StipendiatInnen ihre Arbeit vorstellen werden, wo Sie einen Abend lang die Arbeit dieser Stipendiatinnen im „brut Wien“ bewundern können, wo es ein Theaterstück geben wird, wo es Ausstellungen geben wird, wo es Musik geben wird, und so weiter, und sofort. Also so viel Programm für so wenig Geld werden Sie selten in anderen … (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Bitte, Herr Jung. Ich warte, bis Sie fertig zwischengerufen haben.
Dann die nächste Falschmeldung. Ich meine, das mit der Jury, das finde ich ja schon lustig, dass die ÖVP auf einmal in unabhängige Jurys Vertreter und Vertreterinnen der Stadt hineinreklamieren will. Ja, wo gibt es denn das sonst? Also wozu denn, bitte? Wenn man, wie es in der Kunst und Kultur üblich ist, unabhängige Jurys bildet, wozu dann Vertreter oder Vertreterinnen der Stadt? Sollen wir jetzt bei den künstlerischen Leitungen von Häusern diese kuratieren? Sollen wir dem Herrn Schaffhausen in der Kunsthalle, dem Herrn Schottenberg im Volkstheater, und so weiter einen Beamten oder eine Beamtin zur Seite stellen, die mit ihnen gemeinsam das Programm machen? Also was sind denn das für Ideen? So etwas Absurdes habe ich überhaupt noch nie gehört, dass man in Jurys Vertreter der Stadt reinsetzt. Und das ausgerechnet von der ÖVP! Also da fragt man sich schon.
Und Sie haben offenbar nicht verstanden, dass Stipendium nicht etwas ist, was mit einem universitären Studium per se zu tun haben muss. Es ist nicht notwendig in der Kunst und Kultur, ein universitäres Studium abgeschlossen zu haben, um Künstler oder Künstlerin zu sein. Das sind Menschen, die konkrete Projekte eingereicht haben, die von dieser unabhängigen Jury – die übrigens jährlich wechselt, die aus namhaften Personen besteht, die es bereits geschafft haben im Kulturbetrieb – auf Grund der Qualität ihrer Projekte und auf Grund ihrer Qualifikationen beurteilt worden sind. Ich weiß nicht, warum man dafür studieren muss. Also ich verstehe es nicht ganz. Aber vielleicht erklären Sie uns einmal, was Ihr Kulturverständnis ist, ob man dafür ein abgeschlossenes Studium braucht oder sonst irgendetwas. Bisher war das nicht üblich, und ich glaube, es ist auch im Sinne der Freiheit der Kunst nicht notwendig.
Es gibt übrigens sehr, sehr selten in Subventionsakten eine mehrseitige Beschreibung der Projekte. Auch das zeugt von der Transparenz. Das gibt es bei der „Wienwoche“ und das gibt es bei „kültür gemma!“ Das sind von uns initiierte Projekte, wo dem gesamten Kulturausschuss, auch der Opposition, immer mehrseitige Projektebeschreibungen und eine Aufschlüsselung der Kosten transparent vorgelegt werden. Das gibt es sonst eher selten.
Und weil da drinnensteht, dass eine Künstlerin ausgewählt wurde, die aus persönlichen Gründen leider bis Mitte Oktober im Ausland sein muss – sie ist übrigens noch länger im Ausland, kassiert noch länger kein Geld dafür, weil es eben die Erkrankung ihrer Verwandten nicht zulässt –, und das nehmen Sie her, um diese Frau in einer Tageszeitung vorzuführen. Das ist – ich kann es nicht anders sagen – letztklassig! Es ist letztklassig, Frau Kollegin. (Empörte Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Und dafür sollten Sie sich entschuldigen und für nichts anderes.
Im Übrigen bin ich sehr, sehr stolz auf dieses Projekt und bitte daher um Ihre Zustimmung. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meyer. Ich erteile ihr das Wort.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular