Gemeinderat, 59. Sitzung vom 25.11.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 79
Matti Bunzl – die meisten von Ihnen haben sicher von ihm gehört, ich weiß nicht, wie viele sich damit beschäftigt haben – hat 24 Jahre in den USA gelebt, kommt aus Wien, kennt Wien in- und auswendig, hat sich aktiv auseinandergesetzt mit auch gefährlichen Tendenzen wie Antisemitismus, Antiislamismus, ist angetreten, um das Wien Museum zu einem Labor der Zivilgesellschaft zu machen. Ich glaube, was Besseres kann man sich gar nicht wünschen, als dass dieses Haus, das in Zukunft auch in einem schönen Neubau als Identifikationsort aller Wiener und Wienerinnen, unabhängig von ihrer Herkunft, unabhängig von sozialen Milieus, dienen soll, geleitet wird von jemandem, der das auch als aktiven Auseinandersetzungsort mit der Stadt, mit ihrer Geschichte, aber eben auch mit ihrer Zukunft versteht.
Wer sich mit Matti Bunzl ein bisschen beschäftigt hat, ein bisschen auseinandergesetzt hat, wird verstehen, dass eben diese Art von Personalpolitik tatsächlich auch eine ganz, ganz wesentliche politische Entscheidung ist, die unter Umständen mehr darüber aussagt, als wenn man irgendwelche Zukunftskonzepte auf geduldige Papiere schreibt, weil man sieht, welche Personen für welche Inhalte stehen.
Gleiches gilt eben für Tomas Zierhofer-Kin, der jüngst als neuer Festwochendirektor vorgestellt wurde. Tomas Zierhofer-Kin hat in Salzburg und jüngst in Krems Festivals geleitet, wo er gezeigt hat, dass er sich traut, experimentierfreudig auch neue Formen von Kunst, genreüberschreitende Kulturformen und auch eine aktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen neuen Tendenzen zu betreiben. Er steht dafür, und ich halte die Ernennung von Tomas Zierhofer-Kin zum neuen Festwochendirektor für eine wirklich äußert mutige und begrüßenswerte Entscheidung, da die Festwochen immerhin das Flaggschiff des Wiener Kulturlebens sind.
Die zwei wichtigsten Kulturinstitutionen, das wichtigste Festival und das wichtigste Museum der Stadt, haben diese neuen Leitungsfunktionen, und deswegen halte ich es für komplett richtig, die Hoffnung darauf zu setzen, dass in Zukunft auch eine neue Leitung der Vereinigten Bühnen diese als ein modernes Musiktheaterunternehmen etabliert, das eben auch genreübergreifend agieren soll, das sich nicht im Einzelnen festlegen soll, ob etwas ausschließlich Musical sein muss, ob etwas ausschließlich Oper sein muss oder ob man womöglich auch moderne, zeitgemäße Formen von Operette – das wird jetzt Gerald Ebinger vielleicht interessieren – andenken kann. All diese Dinge. Wir wollen da offen sein. Es ist mir wurscht, ob man das Wunderwuzzi nennt oder nicht, aber es gibt Personen, die gezeigt haben in der Welt, dass sie es schaffen, genreübergreifend moderne Formen eines zeitgemäßen Musiktheaters in Auseinandersetzung mit der Stadt zu finden.
Ich freue mich wahnsinnig, ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass es uns gelungen ist, in Zeiten wie diesen – wir alle kennen die angespannte Budgetsituation der Stadt, für die die Stadt nichts kann, für die die Stadtregierung nichts kann, sondern das ist die Wirtschaftslage, die so ist –, in dieser angespannten Situation, wo in allen anderen Städten der Welt als Erstes an der Kultur gespart wird – das ist immer das erste Opfer in einer angespannte Budgetsituation –, in Wien das Kulturbudget zu steigern, und zwar zum Beispiel auch – was Sie wörtlich „ein bissel was“ nennen – für die freie Szene. Ich meine, wo leben Sie, Frau Leeb? Ein bissel was für die freie Szene? 1,5 Millionen zusätzlich für die freie Szene nennen Sie „ein bissel was“? (GRin Ing Isabella Leeb: Dass die mehr bekommen, habe ich ja betont!) Für eine freie Szene, in der ich Sie noch nie gesehen habe, für die Sie nicht einmal die Anerkennung haben, ihre Arbeiten anzuschauen. Ich habe nur noch 2 Minuten, aber ich könnte Ihnen jetzt noch mindestens 20 Minuten ein kleines Best-of der freien Szene des letzten Jahres aufzählen. Die macht das mit sehr, sehr wenig Geld, und da jetzt 1,5 Millionen zusätzlich gewonnen zu haben, halte ich für einen ganz, ganz phantastischen großen Erfolg von Rot-Grün. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Ich muss da jetzt ausdrücklich auch der Mehrheit der Nichtkulturpolitiker und Nichtkulturpolitikerinnen in diesem Raum danken, weil es für uns Kulturpolitiker und Kulturpolitikerinnen ja auch manchmal eine, sagen wir, Herausforderung in den eigenen Fraktionen ist, sich durchzusetzen, die Wichtigkeit, die Bedeutung von Kulturpolitik hervorzuheben und die Bedeutung, dass man da zusätzliche Mittel bereitstellt. Also danke auch den Nichtkulturpolitikern und Nichtkulturpolitikerinnen, dass sie das mittragen, dass wir eben hier für die Kultur zusätzliches Geld zur Verfügung stellen.
Ansonsten habe ich gemerkt – ich habe mir jetzt vor Kurzem wieder einmal das rot-grüne Kulturprogramm durchgelesen und das Koalitionspapier durchgelesen –, wir sind nach meinem Ermessen ungefähr, weiß ich nicht, zwischen einem halben Jahr und zehn, elf, zwölf Monaten vor der nächsten Wahl, und wir sind eigentlich mit den wesentlichen Punkten durch. (GR Mag Wolfgang Jung: Was ist mit dem Wahlrecht?) Ein großes Projekt wird demnächst noch vorgestellt, die Agentur für Zwischennutzung, aber die wirklich großen Dinge haben wir in einer Form in diesen letzten vier Jahren geleistet, wie ich es mir, ehrlich gesagt, selbst vor zwei oder drei Jahren nicht erhofft hätte, dass wir das schaffen werden.
Darauf bin ich stolz, und ich glaube, es steht ein gutes Jahr vor uns, was das Kulturleben der Stadt betrifft. Deswegen bitte ich um Zustimmung zum Budget. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm. Seine Redezeit wird auf 15 Minuten eingestellt.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke schön, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Das Einzige, was ich mit dem Kollegen Klaus Werner-Lobo teilen kann, ist die Freude, dass bei uns das Kulturbudget nicht gekürzt wird. Das ist richtig. Aber wenn ich dann höre, Rot-Grün steht für eine progressive Kulturpolitik, kann ich nur sagen, für mich steht Rot-Grün in Wirklichkeit für den Stillstand. (Beifall bei der FPÖ.)
Und es ist auch kein Wunder, dass die Opposition immer die gleichen Anträge einbringt und immer die gleichen Reden hält, denn es tut sich ja nichts, es ändert
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