Gemeinderat, 53. Sitzung vom 23.05.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 75
besitzen in Wien und dass wir in Wien das höchste Bruttoregionalprodukt aller Bundesländer haben. Das zeigen auch die Betriebsansiedlungen. Wenn Wien so schlecht wäre, würden sich doch keine internationalen Betreibe mehr ansiedeln. Erst jetzt wieder haben wir einen neuen Rekord mit 133 neu angesiedelten internationalen Betrieben. Das sind weitaus mehr als 50 Prozent in ganz Österreich. Und dass Wien um faktisch 25 000 pro Jahr wächst, zeigt auch, dass Wien nicht so unattraktiv sein kann.
In diesem Sinne – jetzt mache ich es ganz kurz – ersuche ich trotzdem um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer der Postnummer 40 der Tagesordnung die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit der Regierungsmehrheit so beschlossen.
Es liegt ein Beschluss- und Resolutionsantrag der GRe Matzka-Dojder, Reindl, Wehsely, Akkilic, Margulies, Vana, Aichinger, Ebinger und Gudenus bezüglich der Hochwasserhilfe der Stadt Wien vor. Hier sollen 400 000 EUR als Soforthilfe für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt werden. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig, und der Antrag ist angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 39 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Fortführung des Wien-Büros in Tokio für 2015 bis 2017. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Ekkamp, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Dr Kappel. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Dr Barbara Kappel (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Die Gemeinde Wien betreibt seit dem Jahr 1991 ein Wien-Büro in Tokio, welches in den Räumen der Österreich Werbung in Tokio untergebracht ist. Die Dotierung dieses Büros für insgesamt drei Jahre, sprich, für den Zeitraum 2015 bis 31. Dezember 2017, wurde im letzten Finanzausschuss beschlossen. Unsere Fraktion hat dieser Dotierung nicht zugestimmt. Wir haben der Dotierung auch schon vor drei Jahren nicht zugestimmt, und zwar aus ganz bestimmten Gründen, die ich Ihnen hiermit gerne erläutern möchte.
Vielleicht noch dazu als Information, die sehr wesentlich ist. Dieses Büro wurde elf Jahre lang, nämlich von 1991 bis 2012, also bis 1.1.2012, von der Wirtschaftskammer und der Gemeinde Wien gemeinsam dotiert. Die Wirtschaftskammer Wien ist mit 2011 aus dieser Dotierung mit der Begründung ausgestiegen, dass der Schwerpunkt jetzt zu sehr auf touristischen Aktivitäten läge und das würde für eine Dotierung seitens der Wirtschaftskammer nicht ausreichen.
Die allgemeine Aufgabenstellung dieses Wien-Büros in Tokio ist folgende: Die touristische Vermarktung und Verkaufsförderung Wiens in Japan, die Planung, Durchführung und Mitwirkung bei gesellschaftlichen Veranstaltungen und die Förderung des direkten Absatzes von Produkten der Wiener Wirtschaft in Japan. Das Dotierungsvolumen beträgt 900 000 EUR, auf 3 Jahre heruntergebrochen, sind das 300 000 EUR pro Jahr.
Für den Wien-Tourismus ist Japan zweifellos ein wichtiger Markt, denn 2,4 Prozent des Nächtigungsvolumens im letzten Jahr in Wien kamen aus Japan. Sie wissen, das Nächtigungsvolumen 2013 betrug 12,7 Millionen, davon entfallen, wie soeben erwähnt, 2,4 Prozent aus Japan.
WienTourismus insgesamt – vielleicht noch zur Erläuterung – betreibt Marketing in 23 Ländern und hat dafür ein Budget von 13,6 Millionen EUR. Neu und der Hotspot des Marketings des WienTourismus ist Südkorea mit enormen Wachstumsraten. Das ist also der Hoffnungsmarkt in Südostasien. Ich werde dazu auch in der strategischen Berichtigung, warum wir nicht der Meinung sind, dass dieses Büro dotiert werden soll, eingehen.
Japan ist, wie gesagt, ein Markt im Auslandsfokus des WienTourismus. Japan ist auch ein Markt, der in der Auslandskooperation von WienTourismus von Austrian Airlines unterstützt wird. Es gibt insgesamt 18 Länder, in denen das Marketingbudget von WienTourismus durch Austrian Airlines unterstützt wird. Austrian Airlines tragen dabei immer 60 Prozent des Volumens. Auch für Tokio tragen sie 60 Prozent des Volumens, allerdings nicht für dieses Büro.
Gehen wir noch einmal auf die Gästestatistik ein. Diese Statistik zeigt, dass Japan aus unserer Sicht und aus einer strategischen Zielführung nicht der richtige Markt ist, um ein solches Wien-Büro zu rechtfertigen. Zu hinterfragen ist, ob ein solches Büro überhaupt notwendig ist. Auf der Website der Österreich Werbung, die ich mir genauestens angeschaut habe, war über das Wien-Büro nicht wirklich etwas zu finden. Für 900 000 EUR für 3 Jahre hätte ich mir eigentlich etwas mehr erwartet.
Wenn Sie sich die Gästestruktur in Wien anschauen – ich sagte schon, 12,7 Millionen Nächtigungen gab es im vergangenen Jahr –, so werden Sie sehen, dass 67 Prozent der Gäste aus Europa kommen. 18 Prozent davon sind aus Österreich und 20 Prozent aus Deutschland. Okay, Wien ist in Österreich, und in Deutschland hat WienTourismus, also die Gemeinde Wien, kein Büro. 20 Prozent der Gäste kommen von dort, 67 Prozent der Gäste aus dem Rest Europas.
Von außerhalb Europas – auch eine sehr interessante Sichtweise – kommen die meisten Gäste Wiens aus Russland. Ich sprach zuerst schon die Problematik der Sanktionen an. Bitte vergessen Sie nicht, 709 000 Gäste in Wien kamen im letzten Jahr aus Russland, das sind 6 Prozent. (Zwischenruf von GR Dr Kurt Stürzenbecher.) Russland wird bei der Wien-Betrachtung ausdrücklich nicht als Europa gesehen. Nochmals, 6 Prozent der Gästeübernachtungen kommen von russischer Seite, und ist somit die größte Gruppe außerhalb Europas. Dort jedoch gibt es kein Büro. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Russland gehört aber schon zu Europa!) Es gehört zum Teil dazu, wird aber in der Statistik des WienTourismus
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