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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 70 von 79

 

so super? Denn wenn es so super wäre, warum wurde 2008 schon ein Konzept verlangt? Was ist denn aus diesem Konzept geworden? Ja, vielleicht war es zwischenzeitlich besser, aber in Wirklichkeit ist das strukturelle Problem geblieben und wurde nicht in Angriff genommen, als noch sozusagen tantiemenreiche Jahre da waren durch die Vereinigten Bühnen International, sondern jetzt stehen wir da, und vor einem Jahr hat der Herr Drozda gesagt, entweder mehr Geld oder es gibt drastische Einschnitte. Büßen muss es dann das Personal. Da kann ich ja nicht einfach sagen, es ist alles super. Dazu kommen wir später noch.

 

Und der Datenschutz bei den Gehältern, das ist wirklich unerträglich. Ich weiß schon, die FPÖ hat nicht die Macht, dass die Medien etwas übernehmen, da gibt es andere, die können das alles sofort abdrehen, damit ja nichts rüberkommt. Aber das ist einfach unerträglich in Zeiten, wo es auf Bundesebene einen Skandal gibt im Burgtheater. Ich unterstelle keinen Skandal, ich will nur Transparenz.

 

Es gibt ja durchaus Leute im Wiener Kulturbetrieb, die das auch gesagt haben. Da gibt es zum Beispiel den Dietmar Steiner, Leiter des Wiener Architekturzentrums, der – ich glaube, dieser Artikel ist vor zwei Jahren erschienen – gesagt hat – ich zitiere: „Da wir alle von Mitteln der öffentlichen Hand leben, halte ich diese verschämte Zurückhaltung der geschätzten Kollegen für eine Unverschämtheit.“

 

Auch der Viennale-Chef Hans Hurch spürt einen gewissen Ekel aufsteigen, wenn er von den Kulturführungskräften der Stadt spricht: „Ich fühle mich der eigenen kulturellen Kaste nicht zwangsläufig verpflichtet. Einige davon leben tatsächlich in der Watte und nicht in dieser Gesellschaft.“

 

Das war ein Artikel vom 6.2.2010, und da hat sich ja nichts geändert. Damals meinte Marie Ringler: „Das Versteckspiel müsse ein Ende haben, fordert Marie Ringler, Kultursprecherin der GRÜNEN: ‚Sich bei der Bekanntgabe der Zahlen hinter dem Datenschutz zu verstecken, erscheint mir als eine reine Schutzbehauptung. Wer von der öffentlichen Hand mit viel Geld entlohnt wird, sollte nicht all zu wehleidig und zimperlich sein.‘ Die Stadtregierung schalte, was diese Fragen betreffe, ‚auf Totalblockade', klagt Ringler. Seit neun Jahren“ – das war 2010 – „versuche sie ‚vergebens, an die Zahlen zu gelangen.‘“

 

Meine Damen und Herren! Es hat sich 2014 nichts geändert. Das ist eine Stadt, die Transparency International beigetreten ist. Das ist alles privat. Wir zahlen zwar 42 Millionen EUR Steuergeld, haben aber nicht einmal das Recht, zu erfahren, was die Intendanten verdienen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

So kann die Politik in Zukunft nicht ausschauen, und ich weiß, dass viele hier das genau so empfinden wie ich, wurscht, von welcher Partei sie sind. Diese Reformschritte, die hier angeordnet wurden, sind sehr wohl bis Ende März angeordnet worden. Ich habe auch irgendwo einen Artikel, worin der Herr Drozda sagt, in vier bis sechs Wochen, also jetzt irgendwann im Mai, wird er das haben, aber es wird keine Ausgliederung geben und auch sonst nichts geben. Und dann gibt es die besagte Äußerung der geschätzten Kultursprecher, die sagen, eine Erweiterung des Geschäftsbereiches können sie sich nicht vorstellen. Man muss vielmehr nachdenken darüber, was man alles ändern könnte, wo wirkliche Synergien wären. Ob es denn zum Beispiel ein neues Musical-Haus am Hauptbahnhof geben soll mit 1 600, 1 800 Plätzen, wo man vielleicht subventionsfrei – ich glaube, du hast subventionsfrei gesagt – Musical produzieren kann, durchaus unter Verwendung des Orchesters.

 

Dann ist von den Kultursprechern der SPÖ und der Grünen auch die Idee aufgekommen, im Raimund Theater die kritischeren Dinge wie „Schikaneder“ und „Lumpazivagabundus“ aufzuführen und das Ronacher überhaupt auszugliedern, eine neue Intendanz auszuschreiben und hier, ähnlich wie im Rabenhof, ein gemischtes Programm zu machen. Was auch immer. Darüber können jetzt vielleicht die Meinungen auseinandergehen.

 

Wir hatten die Idee, dass man vielleicht das Raimund Theater als Operettenbühne nehmen kann. Das ist zwar kitschig, das kann man vielleicht aber auch subventionsfrei betreiben. Denn, ehrlich gesagt, wir sind die Hauptstadt der Kultur für viele Länder, der Wiener Walzer ist ein Aushängeschild von uns, und viele Touristen kommen hierher und wollen sich gern das, was du vielleicht – unter Anführungszeichen – als Kitsch bezeichnest, anschauen. Eine Musical-Hauptstadt der Welt sind wir sicher nicht. Das ist einmal ganz klar. Außerdem gibt es andere Häuser wie die Volksoper, die durchaus Musicals in vergleichbarer Qualität – übrigens mit Teilen des Orchesters vom Ronacher – produzieren.

 

Also auf diese Änderungen warten wir. Ich fürchte nur, dass diese Änderungen nichts bringen werden.

 

Dass es noch keine Kündigungen gegeben hat, dass nur keine Verträge verlängert wurden, so ist das auch nicht. Es gibt das „art but fair“ – das kann man auch in Facebook und so nachlesen –, da gibt es eine große Unzufriedenheit. Wir wollen auch verhindern, dass, wenn es hier Einschnitte gibt, sozusagen auf Kosten der Kleinen gespart wird. Das Orchester kann man durchaus verwenden. Man kann andere Synergien finden. Man könnte sogar die These in den Raum stellen: Wofür brauchen wir eigentlich Vereinigte Bühnen? Ich meine, wenn wir eine Musical-Bühne haben. Synergieeffekte zwischen Theater an der Wien und Volksoper oder von mir aus Kammeroper, ja, das lasse ich mir schon einreden, aber die Synergieeffekte zwischen Oper, Barockoper und Musical herzustellen, ist schon ein bisschen schwieriger.

 

Man muss über alles nachdenken, das will ich damit sagen. Man muss einfach nachdenken und keine Tabus haben. Man muss alles evaluieren, laufend evaluieren: Bin ich wirklich so gut? Könnte ich irgendetwas verbessern? Ist das notwendig? Doch das passiert nicht. Insofern ist diese Beantwortung echt eine Enttäuschung.

 

Und es ist auch eine Dringlichkeit gegeben. Die Dringlichkeit ist, wenn man es hart formuliert, schon seit vielen Jahren gegeben. In den Medien ist gestanden, bis

 

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