Gemeinderat, 47. Sitzung vom 13.12.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 104
wäre, nämlich eine Adventfeier in einer Art und Weise zu machen, wie sie ganz einfach entsprechend ist. Wenn Sie jetzt ein Signal aussenden, da gibt es eine Brandschutzordnung, und da steht drinnen, es darf in Unterrichtsräumen nicht mit offenem Feuer hantiert werden, dann sage ich Ihnen etwas: Da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder das wird entsprechend weit interpretiert oder man ändert diese Brandschutzordnung. Selbstverständlich werden das unsere Lehrer und Lehrerinnen zusammenbringen, die Kerzen auf einem Adventkranz so anzuzünden, dass nichts passieren wird. Wir können ja die Kinder nicht unter eine Käseglocke oder unter einen Glassturz stellen und die Lehrer mit dazu. Das ist ja unglaublich, welche Urstände die Bürokratie da feiert. Ja, das werden wir doch noch zusammenbringen. Bitte, das sind Pädagogen. Bei der Gelegenheit kann man den Kindern gleich klarmachen, wie gefährlich offenes Feuer ist und wie sorgsam man damit umgehen muss. Da stellt man den Adventkranz halt auf eine brandsichere Unterlage, dann stellt man vielleicht einen Kübel Wasser daneben hin, und dann ist man ganz vorsichtig und sagt den Kindern, wie wichtig das ist, und dann wird man doch um Gottes willen im Beisein einer Lehrerin so einen Adventkranz anzünden können. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Wenn die Bürokratie solche Selbstverständlichkeiten – und das sind wichtige Dinge im Leben und wichtige Dinge für die Kinder – verhindert, dann sind wir wirklich arm dran in diesem Staat und in dieser Stadt. Aber ich befürchte, es ist etwas anderes, es ist wieder so ein Signal, dass man religiöses Brauchtum eher zurückdrängen möchte.
Ich sage Ihnen, belassen Sie bitte dieses religiöse Brauchtum, so wie wir es haben, so wie wir es kennen, belassen Sie die religiösen Symbole dort, wo wir sie im öffentlichen Raum auffinden. Die Kinder, aber auch die Erwachsenen werden es Ihnen danken. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich GR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Es ist Adventzeit, wir sind im Dezember, in zwei Wochen bekommen manche von uns Geschenke, manche nicht. Was ich jetzt sicher nicht mache: Ich fange da ganz sicher keinen Kulturkampf an über das richtige oder falsche Brauchtum. Das mache ich nicht. Es gibt kein falsches Brauchtum, sondern ich erzähle Ihnen einfach, wie das in einer Familie zugeht, bei der sich ein paar Sachen vermischen. Wir sind aber jetzt nur in der Europäischen Union unterwegs von Holland bis Österreich. Da würde man ja glauben, das könnte noch relativ ähnlich sein. Ist es aber nicht.
Meine Kinder, acht und sechs Jahre alt, stehen vor folgendem Problem: Die feiern, weil die Mutter Holländerin ist, am 5. Dezember – also nicht einmal am 6., sondern am 5. – Sinterklaas. Jetzt hört sich der eh schon so ähnlich an wie der Nikolaus und ist auch etwas Ähnliches. Der kommt aber nicht aus der Türkei, sondern der kommt aus Spanien. Der wohnt das ganze Jahr in Spanien. Deswegen wollen die jedes Jahr im Sommer nach Spanien fahren, was wir nicht machen. Die glauben, der wohnt dort in Madrid. Der kommt mit dem Boot aus Spanien an und bringt auch Geschenke mit. Der kommt am 5.
Meine Kinder haben jetzt das Problem – ich habe übrigens meiner Frau gesagt, denn die schauen sich solche Sitzungen manchmal an, dass sie das Internet jetzt abdrehen muss, denn sonst nehme ich meinen Kindern etwas weg, was zumindest die zwei Kleineren noch glauben, der Größere zweifelt schön langsam –, also die haben das Problem, dass am nächsten Tag in einer Wiener öffentlichen Schule ein Nikolo aufgetaucht ist. Jetzt ist aber am 5. der Sinterklaas gekommen und ist ja mit dem Boot wieder nach Spanien gefahren am nächsten Tag. Die kommen jetzt heim und sagen: Moment! Moment, der Sinterklaas, der ist schon echt, aber den Nikolo, den gibt es nicht. Also die kommen total durcheinander. Das ist es, wie Brauchtum gelebt wird von einer Familie zur anderen. (Es entsteht eine gewisse Unruhe im Saal, weil ein Weihnachtsmann, allerdings nicht mit einer roten, sondern mit einer grünen Jacke, weißen Haaren und weißem Bart rasch an den Bankreihen der SPÖ und der GRÜNEN vorbeigeht und ab und zu etwas aus einem kleinen Körbchen verteilt.) Ho, ho, ho! Ho, ho, ho, ein Weihnachtsmann! Mir kommt dieser Weihnachtsmann ein bisschen bekannt vor. (Vereinzelte Kommentare und Beifall aus dem Plenum.) Er trägt Schuhe wie ein Kollege, der da manchmal hinter mir sitzt. Ein kurzsichtiger Weihnachtsmann mit Brille. (Im Hinausgehen ruft der Weihnachtsmann: Schön brav sein!)
Das Problem, das viele haben, ist, dass sich die Familien das alles selber zurechtlegen, wie sie das machen. Die grüne Familie macht es mit einem grünen Weihnachtsmann bei den eigenen Feiern, die im Dezember stattfinden, die rote Familie macht es irgendwie anders, die blaue Familie macht es irgendwie, die schwarze Familie macht es irgendwie, und vor allem die privaten Familien zu Hause machen das irgendwie. Und das sollte man den Leuten nicht wegnehmen, und das dürfen sie machen, wie sie wollen, aber nicht da jetzt irgendein Ding anzetteln, es ist verboten. Es schaut nicht ganz so aus, als wenn es verboten wäre. In dem Kindergarten, in dem meine Kinder vorher waren, war ein Nikolo. Einen Adventkranz gibt es dort, wo sie sind jetzt, auch, mit echten Kerzen. Dort steht halt ein Kübel Wasser daneben, falls was passiert. Das halte ich für klug, dass man aufpasst. Das würde ich zu Hause auch jedem und jeder empfehlen, denn es könnte ja tatsächlich, vielleicht nicht am ersten Tag, aber am letzten Tag, etwas zu brennen beginnen.
Ich glaube, dass das Problem tiefer liegt. Die FPÖ sagt, irgendwie ist der Nikolo verbannt in Wien. Jetzt wissen wir aber, es gibt einen Nikolo und einen Krampus, und wenn zu dir immer nur der Krampus kommt (GR Ing Mag Bernhard Dworak: Dann waren Sie schlimm!), weil du nicht brav warst das ganze Jahr, dann glaubt man natürlich am Ende des Jahres, es gibt keinen Nikolo. (GR Mag Wolfgang Jung: Brav sein!) Jetzt neh
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