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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 22.05.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 94

 

Bewusstseins. Ich möchte, ohne zu sehr auszuufern, ein Beispiel nehmen. Denken wir alle nach! Wie war es mit dem Rauchen in unserer Gesellschaft noch vor 15, 20 Jahren? Die Raucher waren die Heros oder zumindestens nicht verbannt. Wie ist das heute? Heute wissen wir, dass wir gesunde Menschen wollen, Menschen, die nicht rauchen, Menschen, denen es gut geht, die eine hohe Lebensqualität haben. Wir haben diese Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung geschafft. Warum soll das beim Radfahren nicht auch möglich sein? Die Raucherinnen und Raucher in diesem Saal mögen mir verzeihen. Ihr seid in der Minderheit.

 

Ja, Kolleginnen und Kollegen, es geht um ein Bekenntnis, es geht um das Bekenntnis zum Radfahren in Wien. Viele Städte haben uns diesbezüglich überholt. Wir haben die Beispiele der Frau Vizebürgermeisterin heute gehört. Weil ich erst vor kurzer Zeit dort war und es miterleben wollte, möchte ich noch Berlin und Bozen anführen, Städte, in denen so viele Menschen ganz selbstverständlich im Alltag – also nicht als Freizeitvergnügen, sondern um die Wege in ihrer Stadt zurückzulegen – mit dem Fahrrad unterwegs sind.

 

Prinzipiell bin ich wie auch einige meiner Vorredner eine große Anhängerin von intelligenter Mobilität. Ja, ich traue es den Wienerinnen und Wienern zu, dass sie entscheiden, wann es am gescheitesten ist, eine Strecke in dieser Stadt zu Fuß zurückzulegen, mit dem Rad zu fahren, mit dem Auto zu fahren oder eines der öffentlichen Verkehrsmittel zu benützen. Ja, die Wienerinnen und Wiener besitzen diese intelligente Mobilität, und jeder Einzelne kann das für sich selber entscheiden. (Beifall bei der SPÖ.) Zum Radfahren möchte ich aber sagen, dass alle Wege in dieser Stadt, die nicht länger sind als fünf Kilometer, am schnellsten mit dem Rad zurückzulegen sind.

 

Radfahren in der Stadt hat einen Nutzen. Radfahren hat einen Nutzen für alle Menschen, die sich in dieser Stadt aufhalten und hier leben, Radfahren in dieser Stadt hat einen Nutzen für den Einzelnen, und das möchte ich jetzt noch einmal ganz klar aufzeigen. Der Nutzen für die Allgemeinheit liegt auf der Hand: kein Lärm – außer für den Wolfgang, den stören die Fahrradglocken, aber sonst weniger Lärmbelastung –, keine Umweltgifte, saubere Luft, keine Parkplatznot und so weiter. Die Argumente wurden genannt. Aber was bringt denn das Radfahren dem Einzelnen? Das wurde mir heute zu wenig dargestellt, deswegen werde ich es jetzt tun.

 

Radfahren ist nach dem zu Fuß Gehen die einfachste und natürlichste Art des Menschen, sich fortzubewegen. Zu Fuß Gehen führt, keine Frage, aber dann kommt schon das Radeln. Regelmäßiges Radfahren, also nicht nur zwei Mal im Jahr einen Radausflug, sondern regelmäßiges Radfahren im Alltag, verbessert die Gesundheit und erhöht die Lebenserwartung. Na, das ist doch was. Gesundheit, unser höchstes Gut. Wer von uns möchte nicht mit hoher Lebensqualität möglichst alt werden? Der soll gleich aufzeigen. Radfahren benötigt keine fossilen Brennstoffe, sondern beim Radfahren verbrennen wir unser eigenes Fett, das ja bei Einzelnen bei kleinen Problemzonen manchmal vorhanden ist.

 

Tägliche Bewegung im Alltag ist einer der wichtigsten Gesundheitsfaktoren. Gesundheitsstudien belegen, dass sich die Lebenserwartung durch tägliches Radfahren im Schnitt um zwei Jahre erhöht. Kolleginnen und Kollegen, zwei Jahre länger leben bei guter Lebensqualität – das ist doch etwas für ein Menschenleben! Regelmäßige Bewegung, beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit, hält fit, macht schlank und ist gesund. Und das brauchen wir, denn mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher – wir sind da ja ein repräsentativer Querschnitt – leidet an Bewegungsmangel und den Folgen, dem Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und so weiter und so fort. Eine halbe Stunde Radfahren pro Tag verringert das Herzinfarktrisiko um 50 Prozent. Welches Medikament schafft das? Auch das Risiko für Bluthochdruck, Altersdiabetes und Rückenschmerzen sinkt. Und, ja, ich bin beim Kollegen Chorherr, Radfahren, das ist auch was, was mit Leben mit allen Sinnen zu tun hat. Ich bin auch Autofahrerin, ich fahre gerne Auto, aber im Auto rieche ich nicht den Flieder auf den Stauden; wenn ich hingegen mit dem Rad vorbeifahre, dann rieche ich ihn. Leben mit allen Sinnen. Eine Stadt radfahrend erfahren – das hat etwas, das ist etwas Großartiges. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Bei einer Verdoppelung des Radfahrverkehrsanteils könnten in Österreich pro Jahr etwa 840 Todesfälle, großteils jene infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und 12 000 Krankheitsfälle vermieden werden. 840 Menschen sterben später und 12 000 werden nicht krank und haben eine höhere Lebensqualität: Das ist mein Plädoyer für Radfahren in dieser Stadt. – Danke. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Dadak. Ich erteile ihm das Wort.

 

13.40.00

GR Michael Dadak (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

So nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ möchte ich mit einem Satz aus meiner Wortmeldung vom März beginnen, der da lautet: Radfahren in Fußgängerzonen ist gefährlich. Da ändert auch das Radjahr 2013 sicher nichts daran, und es steigert auch nicht Lebensqualität, zumindest nicht die der Fußgänger.

 

Angesprochen ist ja das Pilotprojekt Meidlinger Hauptstraße, gegen das sich 3 000 Bürgerinnen und Bürger mittels ihrer Unterschrift ausgesprochen haben. Die Bezirksvorsteherin hat es nicht gekümmert, und die Unterschriften wurden schubladisiert. Aber was ist seither passiert? Die rot-grüne Mehrheit im Bezirk hat sich natürlich für eine Ausweitung des Projekts ausgesprochen und setzt damit einmal mehr die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer, der Fußgänger, aufs Spiel. Damit aber nicht genug. In der Favoritner Ausgabe der Bezirkszeitung fordert kurz darauf ein sogenannter Verkehrsexperte des Verkehrsclubs Österreich eine ähnliche Lösung für die Favoritenstraße, nämlich dass Radfahrer vor 9 Uhr und nach Geschäftsschluss die Fußgängerzone benützen dürfen.

 

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