Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 97
dann auch gemeinsam beschließen und heute herzugehen und zu sagen, na ja, das haben wir alles nicht gewusst und da sind wir hinters Licht geführt worden und jetzt soll man das alles nicht mehr machen - ich frage Sie: Was wäre denn die Alternative, Frau Gemeinderätin? Sollen wir heute sagen, es gibt keinen Zuschuss, wir sperren das Haus zu? Die Menschen, die nach Wien kommen, um Hundertwasser zu sehen, sollen sich, ich weiß nicht, vielleicht das Fernwärmekraftwerk anschauen und die Autobahnraststätten, aber Wien als Heimat von Hundertwasser sagt, nein, wir machen das nicht, weil die ÖVP sagt, wir sollen die Mittel nicht mehr hergeben, die sie im Übrigen alle vier Jahre vorher mit uns einstimmig beschlossen hat. Das machen wir nicht. Wir werden dieses Haus weiter bestmöglich führen und unterstützen. Ja, wir schauen dort, so wie in allen anderen Betrieben auch, sehr genau auf jeden einzelnen Cent. Wir müssen uns das sehr genau überlegen. Aber im Grunde geht es darum, Kultur zu ermöglichen, die Auseinandersetzung mit Kunst zu ermöglichen und nicht zu verunmöglichen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mag Ebinger. Bitte schön.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Es ist natürlich unerfreulich, dass es laufend mehr kostet. Ich möchte aber schon sagen, es wundert mich, dass die Kollegen von den GRÜNEN nichts dazu sagen, da unserer Ansicht nach der Hundertwasser ja mit seinen radikal ökologischen Ansichten nicht nur eine Bedeutung als österreichischer Künstler hat. Er ist ja eigentlich ein einzigartiger Künstler und da habe ich mir schon erwartet, nachdem ein bissel sozusagen die Ursprünge von da drüben sind, dass das auch einer sagt, denn er hat mit seinen Dingen durchaus Weltruhm erlangt und war wichtig mit seinen radikalen Umsetzungen dieser fünf Zonen von der Haut bis zur Erde und so weiter. Wir glauben auch, dass diese Ausstellungen, die darüber hinaus gemacht werden, durchaus wichtig sind. Es sind echt gute Ausstellungen. Man hat anfangs Ausstellungen gemacht, die nicht nur Fotografie waren, die vielleicht noch ein bissel mehr Publikum angezogen haben wie Basquiat oder Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle. Es ist aber sicher auch nicht falsch, jetzt diese Nische zeitgenössischer Fotografen zu machen.
Jetzt möchte ich Sie, wir werden ja heute noch einmal darüber diskutieren, nehme ich an, nur fragen: Könnte es nicht vielleicht eine Lösung sein, die Subvention wieder ein bisschen hinunterzuschrauben, meines Wissens nach übernimmt das Kunsthaus nur fremde Ausstellungen. Jetzt ist eine Eigenproduktion einer Ausstellung anfangs vielleicht teurer, aber wir wissen alle, die kann man ja dann an andere Museen weitervermieten und dadurch Einnahmen lukrieren. Wäre es für Sie unter Umständen nicht eine Lösung für die Zukunft sozusagen zur Reduktion unserer Subvention, dass sich das Kunsthaus vermehrt auch auf Eigenproduktionen auf dem Gebiet der Fotografie spezialisiert?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ja, sehr geehrter Herr Gemeinderat, ich meine, natürlich ist man grundsätzlich immer dafür, dass es Eigenproduktionen gibt, nicht nur im Kunsthaus, sondern auch an anderen Theatern, Opernhäuser, Festivals. Wir wissen aber, dass Produktionen immer teurer werden und dass daher sowohl Kooperationen gesucht werden, als auch natürlich Übernahmen vorkommen. Ich sage dazu, für das Publikum in Wien ist das wahrscheinlich zweitrangig, weil wenn es international gute Ausstellungen gibt - die meisten Menschen sind ja nicht Kulturhabitués, die sich in den Flieger setzen und nach London, Paris, Berlin fliegen können, um sich Ausstellungen anzuschauen -, macht es natürlich schon auch einen Sinn, Ausstellungen hierher zu holen. Dessen ungeachtet, ja, natürlich haben Sie vollständig recht, denn wie wir ja auch im Bereich der Vereinigten Bühnen sehen, können Eigenproduktionen auch Einnahmequellen sein, nicht notwendigerweise, weil Kunst ist zum Glück weiterhin Risiko und Eigenproduktionen sind damit auch immer ein erhöhtes Risiko. Sie sind nicht nur erhöhte Kostenfaktoren, sondern du hast auch ein erhöhtes Risiko, weil wenn die dann nicht so ankommen, haben wir gleich einen Abfall in den Zuschauerzahlen. Das heißt, jeder Kunstbetrieb, jeder Kulturbetrieb ist ständig in der Abwägung, wie weit können wir ein Risiko angesichts der uns vorgegebenen Budgetzahlen eingehen, ist dieses Risiko sozusagen managebar und wollen wir das mit der Chance eingehen, dass das dann auch tatsächlich ein Erfolg wird? Aber soweit ich informiert bin und weiß, denkt die Geschäftsführung des Kunsthauses natürlich auch daran, verstärkt Eigenproduktionen zu machen. Meine Unterstützung gibt es dazu. Gleichwohl muss ich sagen, es gibt ein vorgegebenes Budget. Also das ist das Risiko, das jede Geschäftsführung einzunehmen hat. Aber soweit ich informiert bin, wird jedenfalls intensiv zumindest darüber nachgedacht, auch Eigenproduktionen vorzunehmen. Derzeit gibt es Planungen im Hinblick auf sehr interessante Ausstellungen. Eine betrifft Fotografien von Linda McCartney, die sicher nicht nur auf Grund ihrer Partnerschaft mit Paul McCartney, sondern eben auch als Tochter eines der großen Fotounternehmer des 20. Jahrhunderts sicher von großem Interesse ist.
Also Ihre Frage kann ich so beantworten, dass ich sage, ja, die Überlegungen gibt es, meine Unterstützungen hätten sie, haben sie, sofern sie innerhalb des Budgetrahmens zu ermöglichen sind.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Ing Leeb, bitte.
GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja, herzlichen Dank.
Noch einmal: Es geht jetzt nicht darum, das Werk des Friedensreich Hundertwasser zu schmälern oder in Frage zu stellen, dass er kulturpolitisch für diese Stadt wichtig ist. Ganz und gar nicht. Nur das, was Sie heute hier so wunderbar argumentieren, haben Sie eben vor sechs Jahren nicht gemacht. Und, Herr Stadtrat, wir haben erst durch den Kontrollamtsbericht über den Statusbericht Kenntnis bekommen. Der Statusbericht war hier in diesem Gremium 2007 nicht zur Diskussion vorgelegen. Das ist so. Ja, ich habe mich gerade noch ein
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