Gemeinderat, 32. Sitzung vom 14.12.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 133
tion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es liegt uns ja die Dringliche Anfrage zur Erstehung eines neuen Hochhauses im 22. Wiener Gemeindebezirk vor. Ich muss Ihnen sagen, dass mir bei der Durchsicht dieser Anfrage ad hoc aufgefallen ist, dass der Gebäudekomplex rund um das Cineplexx-Kino ein bisschen so als Erfolgsgeschichte dargestellt wird und sehr stark bedauert wird, dass das wegkommt.
Ich muss Ihnen sagen, dass Ihnen offensichtlich entgangen ist, dass der Betrieb dieses Kinos vor einem Jahr eingestellt wurde. Wenn Sie Kontakt hätten mit der Bevölkerung, mit den Anrainern vor Ort, wüssten Sie auch, dass von der Bevölkerung gerade eben dieser Gebäudekomplex als baulich missglückt oder als baulicher Schandfleck empfunden wird.
Dass Sie sich hier offensichtlich für die Beibehaltung dieses Cineplexx-Kinos aussprechen, obwohl sich eigentlich gezeigt hat, dass es selbst für die Betreibung eines Kinos nicht geeignet ist und noch weniger geeignet ist für eine andere Nutzung, zeigt jedenfalls, dass diese Ihre Auffassung sich mit Sicherheit nicht deckt mit der Meinung der dort lebenden Menschen. Selbst jene, die im Harry-Seidler-Turm leben, sehen das nicht anders.
Auf Grund Ihrer Anfrage könnte der Eindruck entstehen, dass dieses Projekt prinzipiell in der Bevölkerung auf Ablehnung stößt. Es gibt seit dem 2. Oktober eine Informations-Hotline, die eigens für dieses Projekt errichtet wurde. Ich habe mir gestern die Zeit genommen und habe dort angerufen. Wenn man sich Ihre Anfrage anschaut, könnte man annehmen, dass da permanent Beschwerden eingehen würden. Aber ich habe eben angerufen und mir ist mitgeteilt worden, dass, obwohl es diese Informations-Hotline seit dem 2. Oktober gibt, keine einzige Beschwerde eingegangen ist.
Mir ist mitgeteilt worden, dass, ganz im Gegenteil, das Interesse an diesen neuen Wohnungen sehr groß ist, dass sich sehr viele Leute in die Interessensdatenbank eintragen lassen, dass das Feedback sehr positiv ist. Da sieht man einmal mehr, dass nicht alles schwarz-weiß ist, so wie Sie es zeichnen wollen.
Ich denke, dass man in diesem Zusammenhang mit der Errichtung eines Hochhauses in der Donaustadt jedenfalls festhalten muss, dass Wien seit mehr als zehn Jahren ein Hochhauskonzept hat. Ich darf Sie daran erinnern, dass diesem Hochhauskonzept eine breit angelegte Diskussion unter Einbeziehung der Bevölkerung vorangegangen ist und dass es im Gemeinderat 2002 beschlossen worden ist. Das heißt, dieses Hochhauskonzept ist Beschlusslage, und dazu bekennen wir uns auch. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Dieses Hochhauskonzept war notwendig, um für die Erbauung von Hochhäusern Rahmenbedingungen und Richtlinien zu schaffen, um eben zu sagen, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen man Hochhäuser in der Stadt bauen kann.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wien ist eine Stadt mit einer faszinierenden Geschichte. Wenn man durch die Wiener Innenstadt geht, bleibt einem manchmal auch das mittelalterliche Wien nicht verborgen. Die große Anzahl an Gründerzeithäusern, die imposanten Bauten auf der Wiener Ringstraße zeigen uns eigentlich, dass im 19. Jahrhundert durchgehend so viele Bauten geschaffen wurden, dass sich das Stadtbild radikal architektonisch verändert hat.
Dieses Stadtbild zeichnet Wien nach wie vor aus. Man sieht, man merkt es auch daran, dass es zum Beispiel heute wenig Barock- und Renaissancehäuser gibt, und es gilt natürlich, dieses historische Erbe zu bewahren. Gleichzeitig darf sich aber eine Stadt wie Wien, eine europäische Metropole, einer architektonischen Neuentwicklung und einer modernen Architektur nicht verschließen.
Ich denke, angesichts der steigenden Bevölkerungszahl, angesichts des Städtezuwachses, angesichts der Tatsache, dass Neubauten notwendig sind, um Wohn- und Mietpreise niedrig zu halten, ist es auch notwendig, in die Höhe zu bauen. Gleichzeitig muss aber auch klar sein, dass es natürlich Regeln geben muss, und dem entspricht das Wiener Hochhauskonzept. Dieses Wiener Hochhauskonzept sieht Ausschlusszonen für Hochhausprojekte gerade im Grünbereich vor, es sieht aber auch Eignungszonen vor. Es sagt, unter welchen Voraussetzungen dies möglich sein soll.
Vor allem Gebiete und Zonen, die eine hohe Erschließungsqualität durch den öffentlichen Verkehr haben, sind für Hochhausbauten besonders geeignet. Jeder, der die Gegend rund um den Harry-Seidler-Turm kennt und das Projekt schon einmal auf einem Plan gesehen hat, weiß, dass die Entfernung zu dem öffentlichen Verkehr, nämlich zur U-Bahn-Station Donauinsel nicht einmal 100 m beträgt. Die Verkehrserschließung ist daher optimal. Das hat natürlich den Hintergedanken, eine möglichst große Anzahl an Wohnungen zu schaffen, gleichzeitig aber den Individualverkehr so gering wie möglich zu halten. Genau das ist eben ein berechtigter Grund, gerade dort ein Hochhaus zu bauen.
Städtebaulich macht es Sinn, Hochhäuser dort zu bauen, wo es bereits welche gibt. Man wird kein Hochhaus in eine Kleingartensiedlung oder in einen Grünbereich bauen. Es ist daher kein Zufall, dass bei dem ausgeschriebenen Architekturwettbewerb auch nur Hochhauskonzepte vorgelegen sind. Es mag Sie auch nicht verwundern, dass dieses Hochhaus, das sich in der Jury durchgesetzt hat, mit den 145 m nicht das höchste war.
Zu dem Vorwurf, die Bevölkerung wäre nicht eingebunden gewesen: So wie im Hochhauskonzept vorgesehen, gab es auch im Zusammenhang mit diesem Projekt einen Architektenwettbewerb – wir haben schon heute lange und breit darüber geredet. Die Ergebnisse dieses Architektenwettbewerbs wurden öffentlich präsentiert, nämlich am 2. Oktober. (GRin Henriette Frank: Ein Mal!)
Ich war persönlich vor Ort. Alle Anliegen der Anrainer, die deponiert wurden, wurden auch von den Vertretern des Bauwerbers und jenen der Stadt Wien aufgenommen und an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet. Darüber hinaus darf ich Ihnen sagen, hat es auch Informationstage gegeben hat, nämlich am 5. und 6. Oktober, und wie gesagt, es gibt seit dem 2. Oktober
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