Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 79
Svato unter Einbindung von Roma, Künstlern, Musikern, Schauspielern.
Weiters möchte ich die Welt von KÖR – Kunst im öffentlichen Raum – mit ihren temporären und permanenten Projekten erwähnen. Dazu gibt es auch den Folder „Artwalks“. In diesem Fall sieht man, dass man sich mit der Beteiligung von 14 weiblichen und 14 männlichen Künstlerinnen und Künstlern in perfekter Gender-Balance befindet. Man kann das im Frauenkulturbericht als Annex des „K & K“, des Kunst- und Kulturberichts, nachlesen. Ähnliches gilt für die Jury des Filmfonds Wien, auch hier beträgt der Männer- und Frauenanteil fifty-fifty.
Bei der Wissenschaftsförderung, der ein eigener Bericht gewidmet ist, ist Geschlechtergerechtigkeit zu einem Grundprinzip geworden. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch ein breites Spektrum an Stipendien und Researchgroups erreicht in Wien schon traditionsgemäß mehr Frauen als Männer. Und dass die Wissenschaftsstadt Wien boomt, hat Dr Van der Bellen bereits ausgeführt.
Wien ist – und jetzt komme ich zu meinem dritten Sujet – gemessen an der Einwohnerzahl einer der größten regionalen Filmförderer Europas. Die Viennale hat heuer ihr 50-Jahr-Jubiläum gefeiert und hätte fast die 100 000-Besucher-Grenze erreicht. Es waren genau 96 900, aber es gibt ja auch noch ein 51. Jahr! – Die Viennale ist ein Festival mit internationaler Ausrichtung, und seit 1987 gibt es auch den mit 7 000 EUR dotierten Wiener Filmpreis. Dieser wird in zwei Kategorien verliehen: Spielfilm und Dokumentationsfilm. Die Doku war heuer „Meine kleine Familie“ von Paul-Julien Robert über die Kommune Friedrichshof. Dazwischen gab es natürlich Tributes an Michael Caine und die Retrospektive Fritz Lang. Aber der Spielfilm, der den Wiener Filmpreis bekommen hat, war – niemanden hat es gewundert – Michael Hanekes „Liebe“.
Damit bin ich schon bei den Kinobesuchszahlen des heurigen Jahres. An der Spitze liegt „Yoko“ mit fast 80 000 Besuchern, dicht gefolgt von „Die Wand“ nach dem Roman von Marlen Haushofer, „Liebe“ von Haneke und „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann. – „Liebe“ mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva und Isabelle Huppert ist ein wundervoller Film, der in Cannes mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.
Nun komme ich schon zu den internationalen Auszeichnungen der Filme der letzten Jahre. Einen Spezialpreis gab es für Ulrich Seidls „Paradies: Hoffnung“ in Venedig. „Liebe“ erhielt – wie gesagt – in Cannes die Goldene Palme. Karl Markovics’ „Atmen“ erhielt 2011 den Prix Europa Cinemas in Cannes, davor wurden für das „Weiße Band“ von Haneke der Golden Globe, der Europäische Filmpreis und die Goldene Palme in Cannes verliehen. Noch etwas früher, aber nicht lang zurückliegend, erhielten Jessica Hausner für „Lourdes“ den Fipresci-Preis in Venedig und Stefan Ruzowitzky den Oscar für „Die Fälscher“. Und Ruzowitzkys neuester Film läuft gerade an.
Man sieht daran, dass die österreichischen Filme eine durchgängige Präsenz in den Wettbewerben der A-Festivals haben, und das laufende Jahr ist eines der stärksten in der Geschichte des österreichischen Films. Auch die große Zahl an Filmen, die eine Festivaleinladung erhalten, zeigt, in welcher Bandbreite das österreichische Filmschaffen auf internationale Anerkennung stößt.
Aber es gibt auch Fernseherfolge: Denken Sie einmal an „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ mit einer Reichweite von immerhin bis zu 831 000 Zuseherinnen und Zusehern und einem Marktanteil von 31 Prozent, gefolgt von „SOKO Donau“, einer Erfolgsserie, die seit 2005 vom Filmfonds Wien unterstützt wird. Für über 100 Folgen wurde bisher an über 800 Tagen gedreht, und zwar der Großteil davon am Standort Wien. Der regionale Wirtschaftseffekt liegt bei über 1 000 Prozent, das bedeutet, dass über das 10-Fache der Fördergelder, also zirka 28 Millionen EUR an Produktionsvolumen, in die Wiener Wirtschaft flossen. Der wirtschaftliche Österreicheffekt beläuft sich auf 48 Millionen EUR. Die Serie verzeichnet eine durchgehend hohe Reichweite von bis zu 800 000 ZuseherInnen in Österreich und bis zu 4,2 Millionen in Deutschland. Das ist alles in allem ein beachtlicher Beitrag für die nachhaltige Entwicklung der lokalen Filmbranche, denn durch kontinuierliche Beschäftigung der Filmschaffenden mit einer zirka sechsmonatigen jährlichen Drehzeit werden auch hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen.
Schließlich verdient der junge Film ein besonderes Augenmerk. Zumindest ein Mal im Jahr wird ein Nachwuchsprojekt gefördert: Eine Reihe vielversprechender erster oder zweiter Filme junger Regisseure und Regisseurinnen befinden sich in Fertigstellung und stehen dann vor dem Kinostart, und die Vielfalt zeigt sich in den Ausprägungen und Genres. Es gibt Horror-Genrefilme, Liebeskomödien oder Familien- und Kinderfilme wie zum Beispiel „Das Pferd auf dem Balkon“ von Hüseyin Tabak.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch das ganz hervorragende jährliche Kinderfilmfestival erwähnen und richte diesfalls Dank an Dr Franz Grafl. Für die „Tricky Women“ richte ich Dank an Waltraud Grausgruber und ihr Team. Weiters nenne ich das „Queer Film Festival“, die „Jüdische Filmwoche“, Monika und Frédéric Gérard Kaczek, das „Festival du Film Francophone“, Nicole Philipp, oder das Filmfestival „This Human World“, das seit fünf Jahren Filme zum Thema Menschenrechte nach Wien bringt, zum Teil österreichische Erstaufführungen oder überhaupt Uraufführungen. Heuer gibt es 80 Filme und Dokumentationen und ein reiches Rahmenprogramm. Dieses Festival läuft vom 29.11. bis 9.12. und eröffnet mit dem österreichisch-iranischen Film von Arash T Riahi „Nerven Bruch Zusammen“. – Ein toller Film! Ich kann nur sagen: Hingehen und anschauen! – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meyer. Ich erteile es ihr und stelle die Uhr auf 7 Minuten.
GRin Uta Meyer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Liebe Frau Kollegin Vitouch!
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