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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 19.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 91 von 108

 

Männern. Das ist natürlich wesentlich geringer als in der Privatwirtschaft, aber doch sehr, sehr ernst zu nehmen und für uns ein großer Handlungsauftrag. Und manche Dinge sind ja wirklich nicht erklärbar, zum Beispiel - wir haben uns ein paar Zahlen angeschaut - die Einkommensunterschiede von 20 Prozent bei Sanitätsdiensten, Portierdiensten, wo wir ja auch das Alter verglichen haben. Das ist ja auch eine der Grundlagen dieses Berichtes, dass man sich auch die Altersstruktur der Beschäftigten gut anschaut, um hier wirklich vergleichen zu können.

 

Eine Frage, die wir uns nächstes Jahr sehr, sehr verstärkt auch im Zuge der Besoldungsreform stellen werden, ist die Frage der Arbeitsbewertung. Es ist auch hier in Wien zu sehen, dass typische Frauenbereiche – nennen wir es einmal so - wesentlich schlechter bewertet sind als Bereiche, wo ein höherer Männeranteil vorherrscht - ich nenne Kindergartenpädagoginnen oder Raumpflegerinnen, um die gängigsten Beispiele zu nennen, aber es gibt auch andere -, und hier müssen wir wirklich genau hinschauen. Ich denke, die Frage der Arbeitsbewertung wäre auch bundesweit eine sehr, sehr spannende, aber wir gehen nächstes Jahr mit der Besoldungsreform hier in Wien einmal einen guten und wichtigen Schritt in diese Richtung.

 

Es ist auch wichtig, immer wieder zu erwähnen, dass Wien Vorreiter in der Koppelung der Auftragsvergabe an Frauenförderung ist. Ich habe es heute in einer Europarede schon gesagt: Das war nicht so einfach, das europarechtlich so abzuklopfen, dass das auch hält. Sie wissen, ich bin ja sehr viel europaweit unterwegs, und es ist wirklich ein Modell, das sich sehen lassen kann, auf das wir wirklich stolz sein können, weil es keine andere Stadt in der Form hat, wie Wien es hat. Darum denke ich, das ist wirklich ein gutes Modell, das wir auch ausrollen, ausweiten wollen auf andere Bereiche. Es gibt ja seit heuer auch - das habe ich auch schon erwähnt – zum Beispiel die Koppelung der Bauaufträge an Lehrlingsförderung. Und ich denke, diesen Weg, Auftragsvergabe wirklich aktiv zu nützen, um beschäftigungspolitische, frauenpolitische, sozialpolitische Kriterien umzusetzen, das ist ein guter Weg.

 

Ein Letztes noch: Es wurde im Oktober eine beachtliche Kampagne gestartet, nämlich „4Wände 4Hände". Das passt auch zu unserem Verteilungsschwerpunkt, denn auch die Arbeitsverteilung im sogenannten Familienbereich ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Es ist kein Anliegen ausschließlich der Frauen und soll auch nicht ausschließlich von der MA 57 und vom Frauenbereich bezahlt werden. Das sagen wir GRÜNEN auch schon seit Jahren, dass einerseits Gewaltschutz und andererseits das Thema Umverteilung von Arbeit nicht ausschließlich ein Frauenthema ist, sondern ein gesamtgesellschaftliches.

 

Und mit dieser Kampagne „4Wände 4Hände", die mit der Arbeiterkammer gemeinsam präsentiert wurde, die eine sehr niederschwellige, zum Teil auch augenzwinkernde, ein bisschen unterhaltsame Kampagne ist, soll ein öffentlicher Diskurs über die Ungleichverteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern, die immer noch vorherrscht, gestartet werden. Ich habe mir die Zahlen angeschaut: In 50 Prozent der Haushalte mit Kindern sagen die Frauen, sie leisten 100 Prozent der gesamten Familienarbeit. 100 Prozent - also das ist eine Zahl, da können wir einfach nicht wegschauen. Das hat auch etwas mit dem Arbeitsmarkt zu tun. Das hat auch etwas damit zu tun, dass Wien vorbildlicherweise, auch international vorbildlicherweise 630 Millionen EUR pro Jahr für Kinderbetreuung ausgibt - das ist uns wichtig -, und zwar für Kinderbetreuung, die Vollzeitarbeit ermöglicht - Stichwort Öffnungszeiten -, dass wir auch auf starke soziale Dienste setzen; auch das hat wirtschaftliche, soziale und auch beschäftigungspolitische Kriterien. Diese Umverteilungsdebatte wird uns also im nächsten Jahr noch weiter begleiten.

 

Ich denke, zusammenfassend können wir sagen, Rot-Grün nützt im Frauenbereich die Handlungsspielräume, die wir haben. Wir setzen auf eine feministische Frauenpolitik, in der Frauen und Mädchen in dieser Stadt selbstbewusst leben können. Wir fördern Frauen in Politik und Verwaltung. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Mag Feldmann zu Wort gemeldet. – Bitte schön.

 

18.52.00GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Frau Dr Vana, ich darf Sie beruhigen, ich habe absolute Rückendeckung meiner Partei.

 

Und zusätzlich kann ich Ihnen auch beantworten, warum ich bei dieser Gruppe bin: weil ich erstens Intelligenz schätze und zweitens Menschen, die Leistung unterstützen.

 

Zur Quotenempfehlung: Ich habe keine Quoten verlangt, sondern die Abgabe einer Quotenempfehlung an Wiens Unternehmen und Aufklärung, warum eine Quote wesentlich ist. Denn im Gegensatz zu einer Zwangsbeglückung und Zwangspolitik, wie sie zum Beispiel auch die GRÜNEN unterstützen, sind wir für Wählen, Freiwilligkeit und Aufklärung.

 

Zur Familienpolitik: Ich habe nicht gesagt, dass Familienpolitik nicht wichtig ist. Die ist sehr wichtig! Aber es gibt den zweiten Bereich, nämlich geänderte Lebensformen mit sehr vielen Alleinerzieherinnen und Alleinerziehern, und auf die muss man in der heutigen Zeit ebenfalls eingehen.

 

Und: Die Logik, etwas nur deshalb nicht zuzustimmen oder es nur deshalb abzulehnen, weil im Bund Ihrer Meinung nach eine andere Meinung herrscht, das ist ein auffällig schwaches Argument, und, ehrlich gesagt, das passt auch nicht zu Ihnen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich erteile es ihm. 13 Minuten Redezeit.

 

18.53.52GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

In diese interne Auseinandersetzung werde ich mich nicht einmischen. Ich lege Ihnen aber noch einmal, gerade den Sozialdemokraten, dieses Buch ans Herz. (Der Redner hält ein Exemplar des Buches mit dem Titel

 

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