Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 89
der grundsätzlich engen Verquickung der GmbH mit der Kunsthalle Wien und deren zumindest ehemaliger Führung, der gegenüber wir ja große Skepsis hatten. Wir haben auch eines nicht vergessen: Ich glaube, vor zirka zwei Jahren gab es ein Projekt im Rahmen der Kunst im öffentlichen Raum GmbH, das auf speziellen Wunsch des Bürgermeisters durchgeführt wurde; das verfolgt mich ein bisschen bis heute.
Wenn wir uns die Projekte für das Jahr 2012 durchsehen, Projekte, wo zeitgenössische Kunst in der Stadt, in der Öffentlichkeit gefördert werden soll, dann ist hier nicht nur bildende Kunst gemeint. Es geht auch um Musik und Performance, es geht auch um Workshops, Vorträge und Diskussionen, Führungen zu Kunstwerken im öffentlichen Raum und Ähnliches. Ich meine, das Spektrum der projektierten Inhalte ist gegenüber dem Vorjahr doch wesentlich erweitert, und der Rahmen ist ein weit größerer.
Jetzt wissen wir alle, gerade in der Kunst ist es ja so: Man muss nicht mit allem einverstanden sein, und es wird einem wohl nicht alles gefallen. So war es auch bei den Projekten der Kunst im öffentlichen Raum GmbH im Jahr 2011, da waren Projekte dabei, an denen ich wenig Gefallen gefunden habe. Ich nenne da die Sperrmüllobjekte - nicht, weil es Sperrmüll war, aber so, wie es ausgeführt wurde - oder den überdimensionalen weißen Affen vor der Kunsthalle. Auch nicht so gut gefallen haben mir die Pflanzplätze für Birken im Gedenken an Johanna Dohnal.
Aber ich verspreche mir im heurigen Jahr von den Projekten wesentlich mehr. Allein - ich habe sie noch nicht gesehen, aber sie werden ja kommen -, allein aus der Darstellung im Akt entnehme ich, dass es am Donaukanal, also bei der Station Schottenring, einen Bezug, also die Herstellung eines Bezugs - so muss man eigentlich sagen - zum Wasser, nämlich zum Donaukanal, geben wird. Es wird eine Bespielung der Fußgängerunterführung Adolf-Blamauer-Gasse geben - klarerweise, sobald die Unterführung errichtet ist. Und es wird eine Markierung der Gebäudearchitektur der U2-Station Donaumarina geben. Auch wenn diese Station nicht gerade zu den meistfrequentierten gehört - Gewerkschaft eher -, so glaube ich doch, dass das alles Projekte sind, die man durchaus auch positiv sehen kann.
Kunst im öffentlichen Raum, dagegen spricht grundsätzlich nichts, wenn man - und das ist jetzt ein Zitat, das ich übernehme - dieses Museum ohne Wände an sich fördert und wenn man dann auch einen Bezug zur jeweiligen Umwelt, wo das eben stattfindet, herstellt. Also kündige ich an: Bei einer weiteren positiven Entwicklung und bei einer endgültigen Trennung der Kunst im öffentlichen Raum GmbH von der Kunsthalle ist unsere Zustimmung in Zukunft nicht mehr ausgeschlossen, auch wenn wir jetzt einmal dagegen stimmen.
Eine zusätzliche Bemerkung habe ich aber noch. Es gibt ja nicht nur temporäre Projekte, es gibt auch permanente Projekte. Ich möchte schon, dass man hier darauf achtet, dass bei permanenten Projekten keine Zwangsbeglückung stattfindet, eine Zwangsbeglückung, die die Bevölkerung in irgendeiner Form beeinträchtigen könnte oder sie sogar aufbringt.
Ich nenne jetzt ein Beispiel aus der Kunst im öffentlichen Raum, aber nicht aus der Kunst im öffentlichen Raum GmbH, sondern aus der Kunst im öffentlichen Raum an sich, und das ist die Opernpassage. Ganzjährig, ganztägig hören wir dort, wenn wir durchgehen, den Johann-Strauß-Walzer - Sie wissen, welchen - in einer Endlosschleife, ununterbrochen und jeden Tag des Gleiche.
Sie wissen auch, woher das kommt: Das kommt aus der WC-Anlage und wird kaum übertönt von dem Baulärm, der bei der Neugestaltung der Passage notwendigerweise entsteht. Selbstverständlich: Was gibt es mehr an Kunst oder an Identifikation mit Kunst in Wien als einen Johann-Strauß-Walzer? Aber, meine Damen und Herren, in der Weise, wie es dort geboten wird, nervt es! Das nervt die Passanten, und für die Geschäftsleute in der Passage ist es geradezu unerträglich! Daran, meine Damen und Herren, wollen wir uns kein Beispiel nehmen! – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Es hat sich jetzt noch jemand zu Wort gemeldet, nämlich Herr GR Mag Werner-Lobo. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich kann mich sehr kurz fassen. Ich möchte nur etwas fürs Protokoll festhalten.
Die FPÖ stimmt diesem Akt nicht zu, weil der Herr Bürgermeister früher einmal eine Empfehlung abgegeben hat und weil früher einmal jemand anderer, nämlich Gerald Matt, Geschäftsführer der Kunst im öffentlichen Raum war. All das ist heute aber nicht mehr der Fall! Ich möchte Sie daran erinnern, dass heute über die heutige Kunst im öffentlichen Raum abgestimmt wird.
Ich wollte das nur fürs Protokoll festhalten, weil das irgendwie ganz schön illustriert, wie rückwärts gewandt diese Parteien sind. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Ing Isabella Leeb.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Berichterstatter, Sie haben nunmehr das Wort.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Ich bin nicht oft mit Herrn Dr Eisenstein einer Meinung, aber auch ich bin der Meinung, dass der Johann-Strauß-Walzer beim Häusl in der Opernpassage ein Ärgernis ist. Man kann uns alles anhängen, aber das kann man uns nicht anhängen! Daran sind weder Kunst im öffentlichen Raum noch der Herr Kulturstadtrat oder irgendein Kurator oder irgendeine Jury schuld, sondern das ist die rein private Entscheidung eines privaten Häusl-Betreibers! (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist kommerziell!)
Ich meine, man sollte vielleicht einmal bei den Bewilligungsabteilungen nachschauen, ob das nicht tatsächlich abstellbar ist! Das ist nämlich wirklich ärgerlich.
Das hat aber Gott sei Dank mit dem heutigen Akt nichts zu tun. Das ist kein Grund für die FPÖ, dem Akt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular