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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 103 von 125

 

der Bund und die einzelnen Länder schauen auf uns, sondern wir werden auch gehört, und auf uns schaut man in ganz Europa.

 

Da möchte ich abschließend vielleicht noch einmal einfach dieses integrationspolitische Ziel der Stadt darstellen, wo ich glaube: Lässt man einmal die Versachlichung siegen, würden wir uns in diesem Haus wahrscheinlich auch alle auf dieses integrationspolitische Ziel einigen können, weil es einfach darum geht, dass Menschen in Wien respektvoll zusammenleben und eine gemeinsame Sprache sprechen - was aber nicht ausschließt, dass wir ganz stark auf Mehrsprachigkeit setzen -, aber diese gemeinsame Sprache sprechen, und das Ganze getragen von einer ganz, ganz klaren Haltung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. So fahren wir in der Integrationspolitik, und so werden wir sie auch in der Zukunft fortsetzen.

 

Eine klare Haltung haben wir auch im Bereich der Gleichstellungspolitik. Hier wurde ja heute auch schon eine Auseinandersetzung geführt, die ich vielleicht noch um eine andere Sichtweise ergänzen möchte. Zum Beispiel haben wir in dieser Stadt mittlerweile sehr, sehr viele Frauen, die von sich behaupten können, eine Quotenfrau zu sein. Dieses Wort, diese Bezeichnung wird ja auch meistens eigentlich dafür verwendet, etwas schlechtzureden, Frauen herunterzumachen, und geht nicht davon aus, worum es eigentlich wirklich geht.

 

Ich sage, Frauen können in dieser Stadt stolz sagen, dass sie eine Quotenfrau sind! Denn sie sind qualifiziert und haben mittlerweile die gläsernen Decken durchstoßen und sind durch die gelebte Frauenförderung, die wir in dieser Stadt haben, weitergekommen. Das ist gut so! Ohne die Quote hätten wir nicht den Fortschritt erzielen können, dass wir von 5 Prozent auf 36 Prozent weibliche Führungskräfte gekommen wären, und das mit top-top-qualifizierten Frauen.

 

Das verstehe ich unter einer nachhaltigen Gleichstellungspolitik. Und da möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass wir vor einem Jahr hier in diesem Haus auch die neue Verankerung der Gleichstellungsbeauftragten sowie das neue Gleichstellungsprogramm beschlossen haben, an dem wir sehr konsequent arbeiten und wo demnächst auch ein erster Bericht vorliegen wird.

 

Wenn es um Nachhaltigkeit in der Frauenförderung und in der Gleichstellungspolitik geht, dann geht es natürlich auf der einen Seite um das Fördern und das Initiieren von einzelnen konkreten Projekten und Maßnahmen. Aber es geht natürlich auch darum, hier in der Verwaltung als Stadt entsprechende Zeichen zu setzen, auch in der Wirtschaft entsprechende Zeichen zu setzen und Betriebe auch zu motivieren, Wienerinnen in ihren Qualifikationen zu fördern, in ihrer Berufstätigkeit zu fördern. Daher haben wir ja die Auftragsvergabe an die betriebliche Frauenförderung gekoppelt, und das ist, denke ich mir, ein sehr, sehr erfolgreiches Projekt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Nur, was mir heute in der Debatte aufgefallen ist, ist, dass wir natürlich, überhaupt in der jüngsten Zeit, wiederum von einer absoluten Backlash-Auseinandersetzung überschattet werden, möchte ich fast sagen, wo zum Beispiel die Lohn- und Gehaltsschere auf einmal von Maskulinisten hinuntergespielt wird, die sich in öffentlichen Blättern auslassen und darstellen, dass es keine Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.

 

Nun, wir wissen, dass diese sehr wohl da sind. Wir wissen aber auch, dass wir uns zum Beispiel im vergangenen Jahr allein beim Equal Pay Day um fünf Tage verbessert haben. Ruhen werden wir erst, wenn wir den 31. Dezember als Equal Pay Day feiern. Aber worum es mir in der Darstellung geht, ist, dass zunehmend eigentlich frauenpolitische Fortschritte und frauenpolitische Errungenschaften eben vom Maskulinismus wieder nach hinten gedrängt werden. Das ist eine gesellschaftspolitische Entwicklung, die natürlich ganz eng mit einer wirtschaftlichen Entwicklung im Zusammenhang steht. Genau aus dem Grund gilt es, wachsam zu sein, gilt es, frauenpolitisch wachsam zu sein und hier auch entsprechend dagegenzuhalten.

 

Es geht darum, dass wir natürlich den Wienerinnen ein Handwerkzeug in die Hand geben, wo jede einzelne in ihrer Berufstätigkeit, in ihrem Frausein, in ihrer Vereinbarkeitsrolle, wie auch immer, entsprechend bestehen kann. Wir haben dafür Gehaltsverhandlungstipps erarbeitet, wir haben ganz viele Gewaltschutzmaßnahmen gemacht, wir arbeiten ganz stark am Thema der Verteilungsgerechtigkeit.

 

Aber das allein ist auch im frauenpolitischen Sinne nicht ausreichend. Genau aus dem Grund positioniert sich die Stadt ja auch so stark für Frauen und unterstützt Frauen, setzt sich eben für die absolute Gleichstellung ein, damit wir unser frauenpolitisches Ziel, dass Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig in dieser Stadt leben können, auch erreichen.

 

Genau aus dem Grund sind dann so Zeitreisende, wie wir sie heute hier erlebt haben, die hierher kommen und ab und an im Jetzt, im 2012er Jahr, ankommen und hier überwuzelte Weltbilder überbringen - genau aus diesem Grund sind diese Zeitreisenden sehr gefährlich! Auch das sind Angriffe: Das sind Angriffe auf bereits Erreichtes, auf bereits erreichte Gleichstellungspolitik (GR Mag Wolfgang Jung: Zeitreisende Maskulinisten!), und da gilt es auch, entsprechend frauenpolitisch abzuwehren.

 

Hier wird mit einem Frauenbild gearbeitet, hier wird ein Frauenbild heraufbeschworen, das zu einem Zeitpunkt unserer dunkelsten Vergangenheit in diesem Land gegolten hat. Das geht nicht! Das ist absolut zu bekämpfen, denn wir haben so viel erreicht, und es entspricht einfach nicht der Realität.

 

Das entspricht nicht der Realität von Frauen, aber es entspricht auch nicht der Realität von Männern, wenn man hier mit solchen Frauenbildern, wenn man mit solchen Gesellschaftsbildern agiert. Ich muss sagen, ich bin sehr, sehr froh, dass meine Kinder, dass die Kinder dieser Stadt in einer offenen Gesellschaft aufwachsen, in einer Gesellschaft aufwachsen, die frei nach Astrid

 

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