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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 125

 

wird man sich gleich über die Umbenennung des Dr-Karl-Renner-Ringes unterhalten, und auch für den Julius-Tandler-Platz wird der Rathausregierung dem Zeitgeist entsprechend etwas einfallen.

 

Aber glauben Sie mir: Die Menschen interessiert das gar nicht. Sie haben ganz andere Probleme, die angepackt werden müssen in diesem Land. Seit eineinhalb Jahren regiert Rot-Grün. Für die Menschen ist das nicht sehr zumutbar. In der Zeit der Sparpakete und Belastungswellen, die auf die Wiener Bevölkerung hereinbrechen, wird eine Duftstudie für 383 000 EUR an Steuergeld in Auftrag gegeben.

 

Das ist ein Projekt der Stadt, ein wirkliches Projekt der Stadt. Unter der Leitung einer Philosophiedozentin forschte ein Team, um den Wiener Düften auf die Spur zu kommen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Publikation „Sensorisches Labor Wien“ festgehalten und man hat festgestellt, dass Wien nach Rosen, nach Kaffeehaus, nach Fiaker riecht, aber weiters noch die Schweinefleischkonsumenten. „Das ist für die türkischen Zuwanderer sehr unangenehm.“, Zitat aus der Studie. Die Studie sagt auch: „Eine Stadt, die nach nichts riecht, wäre unerträglich. Sie wäre flach und ihr würde das Gesicht fehlen.“ Sogar das SPÖ-freundliche Magazin „News“, der Redakteur Walter Pohl, hat recht eindeutige Worte über die Sinnhaftigkeit des Projektes gefunden. Er schreibt: „Schildbürgereien, Schnapsideen.“ Alles Weitere erspare ich Ihnen. Aber wir sagen, es ist eine wirkliche Schweinerei, solche Projekte mit Steuergeld zu finanzieren. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Denken Sie an die chaotische Verkehrspolitik, die Sie dem Bürger unterjubeln wollen und die ihn täglich zur Weißglut bringt, von der Finanzgebarung der Stadt gar nicht zu reden. Die Teuerungswelle, die die Menschen trifft und sie in die Armut treibt. Die Rechnung wird der Wähler der Regierung bei der nächsten Wahl präsentieren.

 

Dann komme ich noch zu den Wiener Festwochen, die mir sehr am Herzen liegen, denn Brot und Spiele, das haben schon die alten Römer gesagt, sind gut und wichtig so wie eben auch die Wiener Festwochen. In diesem Jahr werden 41 Produktionen aus 23 Ländern geboten. Vielfalt ist gut, aber man sollte wirklich mehr auf Qualität schauen und nicht zum Ärgernis des Publikums diesem nicht anzuschauende Produktionen vorsetzen. Man findet ohnehin kaum Wienerisches im Programm. Es heißt ja nur „Wiener Festwochen“. Selbst Ödön von Horváths Schauspiel „Glaube, Liebe, Hoffnung“ wird vom Schweizer Marthaler, der an sich ein guter Mann ist, von ihm habe ich schon einige gute Sachen gesehen, inszeniert und das so provokant, dass das Publikum reihenweise die Vorstellung verlassen hat. Und Handkes „Die schönen Tage von Aranjuez“ war ein chaotisches Werk und nicht erträglich. Man kann doch die Wiener Festwochen nicht zur Experimentierbühne machen! Sie brauchen selbst nur die Kritiken in den Zeitungen zu lesen. Sogar der „Falter“ hat keine gute Kritik und lässt kein gutes Haar dran. Es gibt sicher auch gute Sachen, die mir auch gefallen, aber so kann man nicht umgehen mit dem Geld. Und warum muss alles, was unter „modern“ läuft, nackt sein, blutig sein, hässlich sein und ordinär sein? Es ist einfach Trumpf. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Das ist neu und das will man haben.

 

Zum Abschluss sage ich Ihnen jetzt ein Zitat von Sigmund Freud, der ja hoffentlich unumstritten ist: „Wenn das natürliche Schamgefühl abhanden kommt, ist das der erste Schritt zur Geisteskrankheit.“ Und das wollen wir doch alle nicht. (Weitere Heiterkeit bei den GRÜNEN. - Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Schinner. Ich erteile ihr das Wort.

 

17.04.12

GRin Katharina Schinner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Stadtrat!

 

Ich muss ehrlich sagen, die letzte Rede hat mich leicht überfordert. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich hoffe, ich finde jetzt wieder zu meiner Rede zurück, aber ich werde mich bemühen. Ich habe wirklich versucht ... (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Und Zettel?) Ich habe Zettel, es kann nichts schief gehen. Im Notfall lese ich es runter oder erzähl es. Also wir werden eine Lösung finden. Diese Geruchsstudie, die Sie hier gebracht haben, ist vom WWTF. Also vielleicht noch einmal anschauen. Sie hat eigentlich nichts mit der Kultur zu tun. Aber vielleicht habe ich jetzt auch die genauen Übergänge hier nicht bekommen.

 

Ich gehe aber doch auf meine Rede zurück und auf das, was für mich wesentlich ist und habe, glaube ich, sehr aufmerksam den Rednern vor mir gelauscht und mir sind so zwei Dinge bewusst geworden, die eigentlich immer, wenn ich über Dinge nachdenke, für mich essentiell sind. Das eine ist, was ist das Beste für eine Organisation oder Institution. Und das Zweite ist für mich, dass ich mich schon immer versuche zu fragen: Wie geht es auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Und ich sage ganz ehrlich, jetzt könnten wir ja sagen, gut, hier in der Stadt seid ihr Mehrheitsfraktion. Da ist es vielleicht auch leichter, es so zu sehen. Aber auch in der Wirtschaftskammer, wo ich Funktionen habe, ist es mir unmöglich, das anders zu denken. Und es ist mir deswegen fast schleierhaft, wie man sich hier herstellen kann und teilweise auch so emotionslos und abschätzig und für meinen subjektiven Geschmack irgendwie frustriert hier seine Reden hält.

 

Somit möchte ich voll Emotion und Freude einige Punkte bringen, die mir besonders am Herzen liegen. Da ist das Wien Museum so ein erster Punkt, wo ich finde, dass heute schon viel gesagt wurde, aber wir oft dazu neigen, wenn wir darüber reden, nicht zu sehen, was alles Großartiges in diesem Haus, und das trifft jetzt nicht nur auf das Wien Museum zu, oder auch in anderen Institutionen passiert und passiert ist. Für mich ist das Wien Museum wirklich - und ich habe erst vor einem Monat dort wieder eine Führung genossen und sehe immer, mit wieviel Herzblut dort alle Mitarbeiterinnen dabei sind. Ich finde, es ist wirklich so das Wohnzimmer von uns Wienerinnen und Wienern. Dort passiert Geschichte. Wenn ich sehe, wie ihr mit jungen Leuten umgeht, wenn man am Wochenende ins Wien Museum

 

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