«  1  »

 

Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 90

 

Das „Lueger-Lied“ stammt aus einer Operette, die 1932 in Wien in den Kammerspielen uraufgeführt wurde. Der Text war von Paul Frank und die Melodie von Robert Katscher. Beide sind emigriert. Trotzdem haben sie dieses Lied geschrieben: „Der Doktor Lueger hat mir die Hand gegeben.“ – Wie Sie sehen, wurde Bürgermeister Lueger also auch in diesen Kreisen sehr unterschiedlich gesehen, nicht nur so, wie Sie ihn immer sehen wollen. – Das sei einmal Ihnen ins Stammbuch geschrieben, Herr Kollege.

 

Wir sind also jetzt beim Ring des Lueger, zweiter Teil, der dritten Teil wird nachher folgen, und die Götterdämmerung werden Sie alle bei den Wahlen erleben, das kann ich Ihnen schon jetzt sagen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Sie reißen die Person des Bürgermeisters aus dem historischen Kontext heraus, in dem er steht und in dem er gelebt hat. Wenn Sie das schon tun, dann müssen Sie das aber bei allen Personen aus dieser Zeit tun, nach denen Sie zum Beispiel Plätze oder Gebäude und so weiter benennen wollen. Sonst ist das nicht nur einseitig, sondern es ist sogar unanständig, meine Damen und Herren!

 

Ich werde Ihnen einige Zitate Ihrer Vorbilder, die offenbar weiterhin Namensgeber bleiben dürfen, bringen. Diese stammen aus einem Buch von Edmund Silberner. Kollege Troch kennt es vielleicht. Silberner ist Verfasser des Buches „Sozialisten zur Judenfrage“. Er war bis 1950 Professor an der Princeton-Universität, dann lehrte er an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

 

Er war auf das Thema – ich zitiere wörtlich aus einem Artikel des „Spiegel“ – „über sozialistischen Antisemitismus“ im Jahr 1945 gestoßen, als er in Amerika an einem Buch über europäische Probleme arbeitete, und er fand dabei gerade unter den europäischen Sozialisten massive Antisemiten. Weiter steht in dieser Buchbesprechung im „Spiegel“: „Am Ende hatte Prof Silberner eine Zitatenkollektion beisammen, die sich zuweilen wie eine Horrorsammlung menschlicher Bosheit ausnimmt.“ – Er spricht also im Zusammenhang mit den Sozialdemokraten in Europa von einer Horrorsammlung menschlicher Bosheit!

 

Er hat sich besonders mit der Epoche vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg befasst und schreibt: „Ich will informieren und halte daher mit Zitaten nicht zurück.“

 

Und jetzt komme ich zum Kollegen Troch, der versucht hat, die Situation zu verdrehen und gesagt hat, dass Lueger „nur“ Antisemit war, was die Bankiers betroffen hat. – Dieser Prof Silberner, immerhin ein bekannterer Historiker als Kollege Troch, wird wörtlich zitiert: „Was den schon immer bekannten Marx’schen Antisemitismus angeht, so haben sich die Verteidiger des Kommunisten-Erzvaters bisher mit der Erklärung beholfen, der Hass Marxens gegen die Juden und das Judentum habe sich keineswegs gegen die Juden als Rasse oder als Glaubensgemeinschaft gerichtet, sondern“ – wie Kollege Troch behauptet – „nur gegen jene Juden, die zu seinen Lebzeiten die auffälligsten Repräsentanten kapitalistischen Ausbeutertums gewesen seien. Sein Hass habe also in Wirklichkeit nicht den Juden, sondern den Kapitalisten gegolten.“

 

Herr Kollege Troch! Ich zitiere weiter aus dem „Spiegel“: „Dann macht Silberner diese Entschuldigung zunichte und beweist, dass Marxens Judenhass durchaus einen Beigeschmack hatte, der mit Klassenvorurteilen nicht zu erklären ist.“

 

Es finden sich dann einige Beispiele, nur fehlt mir jetzt die Zeit, all das zu zitieren. Zu seinen Aussprüchen über seinen Kollegen Lassalle gibt es ja einige bekannte Zitate. Ich bringe Ihnen jetzt ein anderes. So schrieb Silberner, Marx wollte ein Werk Lassalles nur lesen, wenn es „nicht nach Knoblauch duftet“.

 

Weiters zitiert Silberner Marx wie folgt: „Lassalles Kopfbildung und Haarwuchs beweise, dass er von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen, wenn nicht seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite sich mit einem Nigger kreuzten.“

 

Das ist Ihr Karl Marx, der Namensgeber Ihres Karl-Marx-Hofs, meine Damen und Herren! Meine Damen und Herren von den GRÜNEN! Geben Sie sich das: „... wenn sie sich nicht mit einem Nigger kreuzten“! – Das ist der, den Ihre Partner in der Regierung ehren und hochhalten!

 

Lassalle wiederum lässt sich auch nicht lumpen. Ein Ausspruch von ihm: „O, Sie Jude, Jude! Sollten Sie vielleicht von Bankiers bestochen sein, um durch den weitgreifenden Einfluss Ihrer Literaturgeschichte unser Publikum unmerklich zu judaisieren?“

 

Oder: „Es gibt vorzüglich zwei Klassen von Menschen, die ich nicht leiden kann: die Literaten und die Juden – und leider gehöre ich zu beiden."

 

Silberner schreibt – und das können Sie sich merken: „In den Schriften der sozialistischen Erzväter des 19. Jahrhunderts finden sich bereits nahezu alle Klischees antijüdischer Ressentiments vorgeprägt, die später in nationalsozialistischen Polemiken verbreitet wurden.“

 

Das, meine Damen und Herren, sei Ihnen gesagt. Und die Anführung dieser Zitate ließe sich fortführen und fortführen. Wir werden heute ohnehin noch darüber reden.

 

Halten Sie sich das einmal vor! Wie heißt es so schön? – „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.“ – Es wird noch einiges über Sie zu sagen sein. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Bluma zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.21.47

GRin Susanne Bluma (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen!

 

Wir haben uns mit diesem Thema heute Vormittag sehr ausgiebig beschäftigt. Es wurden zwei Anfragen an den Herrn Stadtrat gestellt, und diese wurden, wie ich glaube, wirklich sehr umfassend beantwortet. Geben Sie mir nun als letzter Rednerin in der Aktuellen Stunde die Chance, noch einmal sachlich und fachlich zusammenzufassen.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular