Gemeinderat, 18. Sitzung vom 26.01.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 76
Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Kickert, und ich erteile es ihr.
GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Wie schon in der Einleitung angesprochen, geht es hier um die Nachwuchssportförderung und im Speziellen um die Förderung der Wiener Meister und Meisterinnen im Nachwuchsbereich der 8- bis 18-jährigen Mädchen und Burschen. Diese spezifische Nachwuchsförderung gibt es seit dem Jahr 2009.
Nach der Beschlussfassung im zuständigen Ausschuss habe ich die Berichterstattung verfolgt und auch gelesen, dass es einige Kritik an der sogenannten Ungleichbehandlung gibt, nämlich an der unterschiedlichen finanziellen Bewertung der Wiener Meistertitel. Dazu möchte ich etwas Prinzipielles anmerken.
Wir haben im Wiener Sport – aber nicht nur im Wiener Sport – ein strukturelles Defizit. Wir haben gerade im Sportbereich für Mädchen und junge Frauen zu wenige Angebote und auch zu wenige Trainer und Trainerinnen. Das schließt jetzt auch Lehrwarte und Lehrwartinnen und GruppenleiterInnen mit ein. Dieses Angebot an sich ist schon so etwas wie eine Ungleichbehandlung. Und um ein strukturelles Defizit ausgleichen zu können, muss man versuchen, auf struktureller Ebene Ansätze zur Änderung zu bringen. In diesem Sinn bietet eine Förderung, diesfalls die Schaffung eines geradezu minimalen Anreizsystems für die Vereine, indem man sportliche Leistungen von Mädchen und Mädchenmannschaften finanziell um eine Spur besser dotiert, die Möglichkeit auch für Vereine, sich mehr darauf zu konzentrieren, gerade diese strukturellen Defizite im Angebot auszugleichen.
Aus diesem Grund gibt es diese zielgerechte Förderung, und aus diesem Grund werden wir diesem Poststück auch zustimmen. – Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Mag Kasal. Ich erteile es ihm.
GR Mag Günter Kasal (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich mache es ganz kurz. – Wir haben zu diesem Thema bereits im Ausschuss gesprochen und unsere Kritik angeführt. Es ist einfach für jeden Leistungssportler, für jeden, der mit Leistungssport etwas zu tun hat, und für jeden Funktionär eine Zumutung, wenn man bei individuellen Leistungen, die erbracht werden, zwischen Knaben und Mädchen differenziert.
Diese Begründung hier ist auch – wie soll ich sagen? – sehr inhomogen, weil man bei den Knaben, wenn man Landesmeister wird, weniger bekommt als bei den Mädchen. Wenn man allerdings Staatsmeister wird, bekommen Knaben und Mädchen, so wie es sich eigentlich gehört, gleich viel.
Das heißt: Selbst die Begründung ist nicht durchdacht. Darum werden wir diesen Antrag zwar nicht ablehnen, aber einen Zusatzantrag einbringen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner, und ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Meine Damen und Herren!
Auch ich kann es kurz machen: Ein klares Ja und ein Bekenntnis zur Nachwuchssportförderung, selbstverständlich auch zur besonderen Förderung des Mädchensportes. Das darf allerdings nicht mit untauglichen Mitteln geschehen.
Frau Kollegin Dr Kickert! Strukturelle Defizite sollte man nicht mit individuellen Ungerechtigkeiten zu aplanieren versuchen. Es ist doch einem Buben nicht einsichtig zu machen, dass sein Titel um 20 EUR weniger wert ist als der eines Mädchens! Wenn, dann machen Sie ein Sonderprogramm, mit welchem man zusätzliche Mädchenmannschaften unabhängig davon fördert, ob sie einen Titel gewinnen oder nicht! Wenn es um den Sport geht, kann und sollte man das ja nicht am Titel festmachen.
Die Idee ist ja nicht schlecht, aber so, wie das da durchgeführt wird, halte ich es für schlichtweg diskriminierend und für nicht in Ordnung. Man sollte mit den Ungerechtigkeiten wenigstens bei den Kleinen aufhören. Wenn, dann sollte man die Strukturen ändern, aber mit individueller Gerechtigkeit.
In diesem Sinn bringen meine Kollegen Dominik Nepp, Mag Kowarik, Mag Kasal und Dietrich Kops einen Zusatzantrag ein, dass der Gemeinderat beschließen soll, dass die Meistertitel für Mädchen und Burschen auf das Niveau der Mädchen angehoben werden sollen, damit hier Gerechtigkeit herrscht. – In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Reindl. Ich erteile es ihm.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Man muss der Opposition gratulieren! Sie sind draufgekommen, dass wir absichtlich den Mädchensport in Wien besonders fördern wollen, indem für Meistertitel, die in Wien von Mädchen errungen werden, die Vereine etwas mehr Geld bekommen als für die Meistertitel der Burschenmannschaften. Wir reden in diesem Zusammenhang ja nicht von hunderttausenden Euro, sondern es geht dabei um 30 bis 50 EUR.
Dass diese Maßnahme uns recht gibt, zeigt sich daran, dass die Anzahl der Mädchen, die Sport in Wien betreiben, steigt. Es ist unser Wille, dass Mädchensport gefördert und weiter ausgebaut wird, und das soll ein Anreiz für die Vereine sein, Mädchen im Rahmen der Vereine in Form von Mädchenmannschaften und als Einzelsportler zu fördern; bislang sind nämlich noch viel mehr Burschen in Vereinen organisiert als Mädchen.
Das ist ein politisches Anliegen. Dass Sie damit nicht
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